„Es ist ein vollkommener Roman, mit solcher Anmut erzählt und geschrieben, so tief berührend, dass es einem dem Atem nimmt“ - Diese Worte stammen von Morris Dickstein (NY Times) und stehen exemplarisch für die Begeisterung, mit der John Williams' wiederentdeckter Roman „Stoner“ vor einigen Jahren
durch den Kulturbetrieb aufgenommen wurde. In Deutschland folgten Übersetzungen seiner Werke…mehr„Es ist ein vollkommener Roman, mit solcher Anmut erzählt und geschrieben, so tief berührend, dass es einem dem Atem nimmt“ - Diese Worte stammen von Morris Dickstein (NY Times) und stehen exemplarisch für die Begeisterung, mit der John Williams' wiederentdeckter Roman „Stoner“ vor einigen Jahren durch den Kulturbetrieb aufgenommen wurde. In Deutschland folgten Übersetzungen seiner Werke „Butcher's Crossing“ und „Augustus“, welche ihm auch hierzulande rasch zu posthumen Ruhm verhelfen sollten. Nun liegt, übersetzt von Bernhard Robben, „Nichts als die Nacht“ vor – Sein ursprünglich erstes Buch, das Williams während seines Einsatzes für die US-Streitkräfte in Asien (1943-1945) schrieb und in dem er seine erlittenden Kriegstraumata verarbeitete. Konkret war es der sich über Burma ereignete Abschuss seines Aufklärungsfliegers, den er nur knapp (und im Gegensatz zu seiner Crew) überlebte, welcher ihn seine innerliche Aufgewühltheit in Worte fassen ließ und zu jener Reflexion über die Fragilität des Lebens veranlasste, die diesen Roman durchzieht. Dessen Protagonisten, Arthur Maxley, lernt man als orientierungslosen jungen Mann kennen, der zerrissen von Unsicherheit und Scham zwölf Stunden lang durch San Francisco hastet und, so begreift man recht früh, von dunklen Erinnerungen geplagt wird. Stets überkommen ihn Albträume, die seine inneren Abgründe offenlegen und angesichts derer seine äußeren Bekanntschaften gelegentlich wie Komparsen in einem surrealistischen Theaterstück anmuten. Maxleys Zerrissenheit wird im Laufe der 148 Seiten weniger aufgelöst als verdichtet, sie manifestiert sich in durchlebten Katastophen und ist die große Konstante in seiner nicht endenden Flucht vor der Welt. „Nichts als die Nacht“ verfügt weder über die rustikale Sprachgewalt aus „Butcher's Crossing“ noch über die emotionale Feinfühligkeit von „Stoner“, und doch zeichnet sich bereits hier die unverwechselbare Sprachkunst des späteren John Williams ab. Für Freunde seiner Literatur ein Muss!
Diese Rezension erschien zuerst auf ef-magazin.de