Für uns im Abendland ist die Tulpe ein Geschenk der Türkei. Man darf sich die türkische Tulpe allerdings nicht wie holländische Dutzendware vorstellen. Die türkische Tulpe hatte noch nicht die typische Kugelform, sondern sah fast wie eine Lilie aus mit spitz zulaufenden Blütenblättern. Im Abendland tauchte die Tulpe zum ersten Mal im Garten eines Kaufmanns in Augsburg auf; jedenfalls wird sie dort 1559 von Conrad Gesner erwähnt. Zunächst war der Umgang mit den Tulpenzwiebeln noch ungewohnt. Gelegentlich wird berichtet, dass Blumenliebhaber die Zwiebeln in ihre Suppe schnitten oder in Zucker einlegten, vom Geschmack aber nicht besonders angetan waren. Kaum fünfzig Jahre später, zu Beginn des 17. Jahrhunderts, hatte die Tulpe aber endgültig die Gärten Westeuropas erobert. In Frankreich zeigten sich wohlhabende Frauen mit Sträußchen seltener Tulpen im Dekolleté, die kaum billiger waren als Schmuck aus Gold oder Edelsteinen.
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