Selten nur findet man Sokrates außerhalb der Stadtmauern Athens. Meistens findet man ihn angeregt diskutierend auf Markplätzen, in öffentlichen Gebäuden und in Privathäusern. Im Phaidros aber macht er einen mittäglichen Spaziergang mit eben jenem jungen Mann Phaidros an einem Flüsschen entlang hin zu einer Platane. Dort lassen sie sich nieder und, den Schatten und das laue Lüftchen in der Mittagshitze genießend, beginnen sie sich zu unterhalten. Die Themen sind vielfältig: Es geht um das Verhältnis des Liebenden zum Geliebten, um Sinn und Unsinn rhetorischer Reden, über die philosophische Grundfrage, wie man zur Erkenntnis gelange und um die so strittige Frage, wer denn nun den Vorrang vor wem habe, die Schrift vor der Mündlichkeit, oder die Mündlichkeit vor der Schrift.
Der Sprecher Volker Braumann hat es sich zur Aufgabe gemacht, sämtliche Dialoge Platons komplett einzulesen. Dabei gelingt es ihm, jedem der Gesprächsteilnehmer eine eigene Stimme zu geben, sodass die Dialektik als Kern philosophischen Redens deutlich hervortritt. Untermalt mit passender, von antiken griechischen Melodien inspirierter Begleitmusik bieten die Hörbücher zu Platons Dialogen einen hoch atmosphärischen Zugang zu Platon, den eine eigene Lektüre so nicht leisten kann.
Hören Sie also hier den "Phaidros" in kompletter Lesung und folgen Sie Sokrates bei seiner mitreißenden Darstellung verschiedener Mythen und seinen konzisen dialektischen Untersuchungen. Dem Hörbuch beigegeben ist zudem der inspirierende Essay "Was steht eigentlich im Phaidros", verfasst im Jahre 2021 vom klassischen Altphilologen Albrecht Peikert.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.11.2019KURZKRITIK
Innerlich schön
Platons „Phaidros“ in einer
Neuübersetzung
Mit seiner dialogischen Erzählung „Phaidros“ hat Platon, wie sonst nur in seinem „Symposion“, von jeher ein relativ großes und breites Publikum erreicht. Man kann sich in die Neuübersetzung von Thomas Paulsen und Rudolf Rehn einlesen beinahe wie in eine Novelle oder einen in die Philosophie unterhaltsam einleitenden Aufsatz. Man kann den Dialog zwischen Sokrates und Phaidros also als reine Literatur begreifen, in der philosophische Fragen auftauchen und diskutiert werden, und muss nicht akademisch-strategisch an diesen Text herangehen.
Platon verführt den Leser zu philosophischem Denken. Damit dies funktioniert, reicht es völlig, wenn sich der Leser nicht dagegen sträubt. Platon liebt es, in der Figur des Sokrates zu verführen, und in diesem Fall dürfen wir ihn dabei beobachten und seine rhetorischen Tricks und Kunstfertigkeiten studieren. Dies ist das eigentliche Vermächtnis dieser späten Schrift Platons, so reich und lebendig sie auch an inhaltlichen Diskursen ist. Allein der Binnendiskurs über Wahnsinn und Eros ist mit solcher Leidenschaft vorgetragen, dass uns der Redner Sokrates allemal lebendiger vor Augen tritt als sein Redenschreiber Platon. Am Ende mündet alles in eine Synthese von Ethik und Ästhetik, in eine zwischen Ironie und Verzweiflung changierende Anrufung der Götter, sie mögen helfen, „innerlich schön zu werden und dass alles, was ich an Äußerem besitze, dem Inneren befreundet sei“.
HELMUT MAURÓ
Platon: Phaidros. Übersetzt, mit Anmerkungen versehen und herausgegeben von Thomas Paulsen und Rudolf Rehn. Felix Meiner Verlag, Hamburg 2019. 114 Seiten, 14,90 Euro.
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Innerlich schön
Platons „Phaidros“ in einer
Neuübersetzung
Mit seiner dialogischen Erzählung „Phaidros“ hat Platon, wie sonst nur in seinem „Symposion“, von jeher ein relativ großes und breites Publikum erreicht. Man kann sich in die Neuübersetzung von Thomas Paulsen und Rudolf Rehn einlesen beinahe wie in eine Novelle oder einen in die Philosophie unterhaltsam einleitenden Aufsatz. Man kann den Dialog zwischen Sokrates und Phaidros also als reine Literatur begreifen, in der philosophische Fragen auftauchen und diskutiert werden, und muss nicht akademisch-strategisch an diesen Text herangehen.
Platon verführt den Leser zu philosophischem Denken. Damit dies funktioniert, reicht es völlig, wenn sich der Leser nicht dagegen sträubt. Platon liebt es, in der Figur des Sokrates zu verführen, und in diesem Fall dürfen wir ihn dabei beobachten und seine rhetorischen Tricks und Kunstfertigkeiten studieren. Dies ist das eigentliche Vermächtnis dieser späten Schrift Platons, so reich und lebendig sie auch an inhaltlichen Diskursen ist. Allein der Binnendiskurs über Wahnsinn und Eros ist mit solcher Leidenschaft vorgetragen, dass uns der Redner Sokrates allemal lebendiger vor Augen tritt als sein Redenschreiber Platon. Am Ende mündet alles in eine Synthese von Ethik und Ästhetik, in eine zwischen Ironie und Verzweiflung changierende Anrufung der Götter, sie mögen helfen, „innerlich schön zu werden und dass alles, was ich an Äußerem besitze, dem Inneren befreundet sei“.
HELMUT MAURÓ
Platon: Phaidros. Übersetzt, mit Anmerkungen versehen und herausgegeben von Thomas Paulsen und Rudolf Rehn. Felix Meiner Verlag, Hamburg 2019. 114 Seiten, 14,90 Euro.
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»Man kann sich in die Neuübersetzung von Thomas Paulsen und Rudolf Rehn einlesen beinahe wie in eine Novelle oder einen in die Philosophie unterhaltsam einleitenden Aufsatz.« Helmut Mauró, Süddeutsche Zeitung, 28.11.2019.