Er ist klein, er ist aus Holz und er schwindelt ständig: Pinocchio, die berühmte Marionette, die von einem Abenteuer ins nächste stolpert und alles tut, außer seinem Vater Gepetto zu folgen. Obwohl er voller guter Vorsätze steckt, kann er doch keinen Streich auslassen. Und jedes Mal, wenn er sich mit einer Notlüge aus der Affäre ziehen will, wird seine Nase ein kleines Stückchen länger…
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.12.1997Holzkopf
Mit Gefühl: "Pinocchio"
Schon das Titelblatt nimmt den Leser für Pinocchio ein. Es stellt nämlich einen Jungen vor, der zwischen Angst und Lust, Angezogensein und Abwehr schwankt. Er möchte gern - die Augen verraten es - mit den anderen Kindern ins Schlaraffenland, aber ebensogern, die abwehrend erhobene Hand deutet es an, die Fee nicht enttäuschen. Der bulgarische Künstler Jassen Ghiuselev setzt in dieser Ausgabe von Carlo Collodis "Pinocchio"-Roman neben jede Kapitelüberschrift eine ausdrucksstarke Vignette. Dazu entwirft er beinahe zu jedem Kapitel eine ganzseitige, häufig zart pastellfarbene Illustration, die markant ein Ereignis, eine Szene oder Figur wiedergibt. Das Besondere dieser Illustrationen liegt darin, daß sie die immer extremen Gefühlsregungen der Holzpuppe einfangen. Wenn Pinocchio Geppetto ärgert, übermütig herumtobt oder um Hilfe fleht: Die Bilder zeigen ihn als eine Marionette, die gar nicht mechanisch denkt und fühlt, sondern zutiefst widersprüchlich menschlich. So deuten sie an, daß die Wandlungs- und Bekehrungsgeschichte, die uns Carlo Collodi erzählt, nur die eine Seite seines Kinderbuchs ausmacht und die Geschichte der Empfindungen eine ganz spannende andere. WINFRED KAMINSKI Carlo Collodi, Jassen Ghiuselev: "Pinocchio". Aus dem Italienischen von Helga Legers. Rowohlt Verlag, Reinbek 1997, 253 S., br., 19,90 DM. Ab 9 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Mit Gefühl: "Pinocchio"
Schon das Titelblatt nimmt den Leser für Pinocchio ein. Es stellt nämlich einen Jungen vor, der zwischen Angst und Lust, Angezogensein und Abwehr schwankt. Er möchte gern - die Augen verraten es - mit den anderen Kindern ins Schlaraffenland, aber ebensogern, die abwehrend erhobene Hand deutet es an, die Fee nicht enttäuschen. Der bulgarische Künstler Jassen Ghiuselev setzt in dieser Ausgabe von Carlo Collodis "Pinocchio"-Roman neben jede Kapitelüberschrift eine ausdrucksstarke Vignette. Dazu entwirft er beinahe zu jedem Kapitel eine ganzseitige, häufig zart pastellfarbene Illustration, die markant ein Ereignis, eine Szene oder Figur wiedergibt. Das Besondere dieser Illustrationen liegt darin, daß sie die immer extremen Gefühlsregungen der Holzpuppe einfangen. Wenn Pinocchio Geppetto ärgert, übermütig herumtobt oder um Hilfe fleht: Die Bilder zeigen ihn als eine Marionette, die gar nicht mechanisch denkt und fühlt, sondern zutiefst widersprüchlich menschlich. So deuten sie an, daß die Wandlungs- und Bekehrungsgeschichte, die uns Carlo Collodi erzählt, nur die eine Seite seines Kinderbuchs ausmacht und die Geschichte der Empfindungen eine ganz spannende andere. WINFRED KAMINSKI Carlo Collodi, Jassen Ghiuselev: "Pinocchio". Aus dem Italienischen von Helga Legers. Rowohlt Verlag, Reinbek 1997, 253 S., br., 19,90 DM. Ab 9 J.
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