Stellen Sie sich vor, Sie kommen von einem Kunden-Event nach Hause, ihr Kind liegt leblos in seinem Bettchen und ihr Mann, von dem Sie dachten, er liebte Sie uneingeschränkt, ist spurlos verschwunden? Ein Albtraum? Dann stellen Sie sich doch vor, dass Sie ihr Kind zwar retten können, es sich aber
völlig verändert hat und Dinge tut, die es zuvor nie getan hat. Beängstigend? Vergessen Sie nicht,…mehrStellen Sie sich vor, Sie kommen von einem Kunden-Event nach Hause, ihr Kind liegt leblos in seinem Bettchen und ihr Mann, von dem Sie dachten, er liebte Sie uneingeschränkt, ist spurlos verschwunden? Ein Albtraum? Dann stellen Sie sich doch vor, dass Sie ihr Kind zwar retten können, es sich aber völlig verändert hat und Dinge tut, die es zuvor nie getan hat. Beängstigend? Vergessen Sie nicht, dass ihr Mann weg ist und sie keine Ahnung haben, warum und wo. Spüren Sie die Panik?
Genau so ergeht es der Protagonistin Hanna aus Janet Clarks Mysterythriller: „Rachekind“. Meisterhaft versteht es die Autorin, die vielschichtige Geschichte um Hanna, ihren verschwundenen Mann Steve und Töchterchen Lilou aufzubauen. Da es sich um einen Mysterythriller handelt, und das Mystische natürlich nicht zu kurz kommt, beginnt sich der Leser schnell bei nahezu jeder Kleinigkeit, jedem Hinweis zu fragen, ob es Zufall war, mystisch oder ganz logisch zu erklären. Selten habe ich bei einem Buch so sehr gerätselt und spekuliert. War das, was passiert ist, Zufall oder ein Hinweis auf Steves Verschwinden? Warum tut Lilou dieses und jenes? Ein Buch, das seinen Leser derart in das Geschehen zieht, gibt es nur selten und als wäre dies nicht genug, werden immer mal wieder Abschnitte aus einem Tagebuch eines Kinderheimbewohners aus dem Jahre 1991 eingeflochten. Es ist nicht zu viel verraten, wenn ich sage, dass diese alles andere als erfreulich sind und so leidet der Leser an zwei Fronten: mit Hanna und im Kinderheim.
Janet Clark schreibt unglaublich packend und detailliert. Jeder Charakter ist wunderbar ausgebaut und autentisch und obwohl die Story sehr vielschichtig ist, ist sie nie zu verworren und stets gut durchdacht. Alle Rätsel werden am Schluss gelöst.
Mysterythriller sind für den Schriftsteller sicher eine Herausforderung, denn Realität und Übersinnliches sollten in einem harmonischen Verhältnis stehen, damit die Story glaubwürdig bleibt. Dies ist, meiner Meinung nach, bei diesem Buch wirklich gut gelungen. Ich kann es uneingeschränkt weiterempfehlen.