Es kracht bei Rico und Oskar! – Zoff in der Dieffe Eigentlich sollte in der Dieffe endlich mal Ruhe eingekehrt sein. Aber wie kann das gehen, wenn sich Rico und Oskar streiten? Und das ausgerechnet jetzt, wo die Existenz ihres Spielplatzes auf dem Spiel steht! Oskar wittert einen Kriminalfall, aber den muss er nun ganz allein aufklären. Denn Rico redet (erstens) kein Wort mehr mit ihm, ist (zweitens) zum allerersten Mal verliebt (daher erstens) und muss (drittens) auch noch nach Hessen, aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte. Doch nur, wenn die beiden zusammenarbeiten, können sie den Fall lösen und den Spielplatz retten …
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D ausgeliefert werden.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Fridtjof Küchemann zeigt sich begeistert vom fünften Band der Rico-und-Oskar-Reihe. Gewohnt witzig und wortgewandt lässt Andreas Steinhöfel seinen jungen Erzähler Rico hier von aufregenden Abenteuern, erster Liebe, vor allem aber vom Streit mit seinem besten Freund Oskar berichten. Oskar ist nämlich eifersüchtig, lesen wir, und so kommt es schon bald zur Auseinandersetzung, in dessen Beschreibung Steinhöfel einmal mehr sein ganzes erzählerisches Können beweise. So präzise, so differenziert, und doch so leicht und authentisch erzählt Rico von seiner inneren Zerrissenheit, dass auch Erwachsene ihr Vergnügen an der Lektüre haben werden, versichert Küchemann. Die Folge dieses Streits: Rico und Oskar verfolgen ihre Mission diesmal auf getrennten Wegen, denn eine Mission gibt es natürlich, wie immer, und sie lautet: Rettet den Spielplatz vor Frau Pommer und ihrem schmierigen Neffen. Ein herrlicher Kinderroman über Liebe, Mut und Freundschaft, so der hingerissene Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.10.2020Sein Herz tat einen Sprung
Im fünften Teil der Abenteuer von Rico und Oskar trennen sich die Wege der Freunde. Auch literarisch eine Herausforderung für Andreas Steinhöfel.
Man könnte "Rico, Oskar und das Mistverständnis" einen großen Kinderroman über die Freundschaft nennen, aber welches der vier Vorgängerbücher, die Andreas Steinhöfel seit zwölf Jahren über das ungleiche Paar veröffentlicht hat, wäre das nicht? Nach den ersten Schwärmereien, die Rico - nach Selbstauskunft tiefbegabt und nach Überzeugung aller seiner Leser ein großartiger Kerl mit dem Herz am rechten Fleck, mit feinem Witz und einigem Erzähltalent ausgestattet - über Sarah, die Pflastermalerin aus der Spielplatz-Gang, notiert, hätte man sich schon auf ein Buch über das erste Verknalltsein freuen können. Aber dann bleibt das, was die beiden verbindet, doch ein feiner, liebevoller Beiklang. Ein Buch über Schuld, Scham und Versöhnung? Das trifft zweifelsohne zu, aber es klänge so schwer, dass es der Leichtigkeit nicht gerecht würde, mit der Rico selbst von Gefühlen erzählen kann, die bei vielen anderen im Kopf ein Durcheinander machten wie die Kugeln in der Bingotrommel.
Doch der Reihe nach: An einem Herbstferientag wollen sich Rico und Oskar mit den sechs Freunden treffen, die sie im Vorjahressommer - und im vierten Teil der Reihe - auf einem verwunschenen Kreuzberger Hinterhofspielplatz kennengelernt hatten. Doch Rico findet den ebenso hochbegabten wie neunmalklugen Nachbarsjungen unten an der Haustreppe liegen. Gebrochen sei wohl nichts, sagt Oskar ihm, um sich erst einmal ausgiebig umsorgen zu lassen. Schließlich bricht Rico auf - ohne Oskar und zu spät, um Sarah noch wie versprochen abzuholen. Und so spät, dass er nur noch mitansehen kann, wie "ein Angebertyp" mit zwei Experten das Spielplatzgrundstück ausmisst, während eine hochmütige ältere Dame den Kindern erklärt, dass ihr das Grundstück gehört und was bald darauf gebaut werden wird.
So klar die Mission Spielplatzrettung im fünften "Rico, Oskar"-Band wirkt, so verschlungen und immer wieder aussichtslos sind die Wege, auf denen die Kinder ihr Ziel zu erreichen versuchen. Als Rico und Oskar endlich herausgefunden haben, wer diese ältere Dame überhaupt ist und wo sie wohnt, und ihr Rico mit Sarah statt mit Oskar einen Besuch abstattet, werden die beiden vor versammeltem Kaffeekränzchen eiskalt abserviert. Dann steckt einer der Gäste den Kindern noch seine Adresse zu, er verspricht, ihnen am nächsten Tag vielleicht doch weiterhelfen zu können, erzählt ihnen dann von dem Freundeskreis, der sich zusammen mit Magda Pommer, der heutigen Besitzerin, ein paar Generationen vor ihnen auf diesem Spielplatz getroffen hat, und schreibt ihnen eine Telefonnummer auf, unter der sie womöglich weitere Hilfe bekommen. Doch dann legt die Frau am anderen Ende der Leitung einfach auf. Und die Bemühungen der Kinder sind ein zweites Mal an ihr augenscheinliches Ende gekommen.
Fast wichtiger noch: Die beiden Freunde haben sich inzwischen verkracht. Rico hat in letzter Zeit immer weniger Lust zum Mitgrinsen, wenn Oskar dieses Grinsegesicht zieht, "das er immer zog, wenn ich ihm gerade mal wieder zu tiefbegabt war". Und als Oskars Vater Rico fragt, ob die beiden eigentlich Streit haben, Oskar sei "fast nur noch mies drauf" in letzter Zeit, eifersüchtig vielleicht, weil Rico verliebt sei womöglich, "er teilt nicht gerne, weißt du", braucht Rico nur noch etwas zu tun, was ein schönes Bild, das seine Leser seit langem begleitet, um ein fast noch schöneres ergänzt: Die Bingokugeln, die in seinem Kopf in unübersichtlichen Situationen durcheinanderspringen, sind mit der Zeit weniger geworden. Jetzt kommt eine einzelne solche Kugel auf ihn zu, nicht lärmend, fast freundlich, der Junge fürchtet nicht, dass er beim Versuch, sie zu packen, auf viele andere stößt, und er begreift.
Der folgende Streit, der sich aus Ricos Versuch eines klärenden Gesprächs entwickelt, zeigt auf drei Seiten die ganze Meisterschaft Andreas Steinhöfels, seit vier Jahren dezidiert als Kinderbuchautor Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung: Mit auch Erwachsene fesselnder Genauigkeit schreibt er über zwiespältige Gefühle und verliert dabei doch nie den Erfahrungshorizont seines Erzählers aus dem Blick. Der Streit führt dazu, dass die beiden Freunde fürs Erste getrennte Wege gehen, auch wenn sie weiter ein gemeinsames Ziel verfolgen: Oskar versucht mit einem Teil der Gang, mehr über den jungen Mann herauszufinden, der das Spielplatzgrundstück verkaufen will, einen Großneffen von Magda Pommer, während Rico kurz entschlossen die arme Nachbarin Frau Dahling aus dem dritten Stock auf einer Reise ins Nordhessische begleitet. Sie hat von ihrem Verlobten, der dort auf Kur ist, lange nichts gehört und fürchtet eine Affäre. Rico indes hat herausgefunden, dass die Frau, die ihnen vielleicht weiterhelfen kann, aber einfach aufgelegt hat, ganz in der Nähe von Bald Wildungen lebt, und beschließt, sie zu besuchen.
Frau Dahling ist in "Rico, Oskar und das Mistverständnis" mehr als eine Reisegefährtin in Not. Ihrer Vorliebe für seichte Unterhaltungsliteratur verdankt Rico einen Kunstgriff, der das Buch zu einer literarischen Herausforderung macht, die furchtlose kindliche Leser reich belohnt: Die Nachbarin nimmt sich zwei Bücher einer gewissen Frau Kurzmaler (oder wie die heißt) auf die Reise mit, und Rico, der die Geschichten bislang als Ferientagebücher geschrieben hat, findet in ihnen die Inspiration, wie er auch über die Abenteuer seines Freundes berichten kann, bei denen er nicht dabei: in Ton und Szenerie an Hedwig Courts-Mahler angelegt. "Sein Herz, das schon sehr auf eine Enttäuschung eingerichtet war, tat einen spürbaren Sprung": Ein tollkühner Einfall, dessen leichte Unglaubwürdigkeit durch das amüsante Ergebnis schnell überflügelt wird.
Man könnte "Rico, Oskar und das Mistverständnis" auch als einen Kinderroman über das Älterwerden lesen, schließlich bekommt es die Gang in dieser Geschichte mit den unterschiedlichsten Leuten zu tun, die sich mit der Vergangenheit arrangiert oder sie nach Kräften verdrängt haben - oder die sich schließlich trauen, noch einmal an alte Geschichten zu rühren. Doch am besten, man liest das Buch einfach als eines über den Zauber eines klaren Blicks, robuster Zuneigung, der Wärme und des Wagemuts.
FRIDTJOF KÜCHEMANN
Andreas Steinhöfel: "Rico, Oskar und das Mistverständnis". Roman.
Mit Bildern von Peter Schössow. Carlsen Verlag, Hamburg 2020. 336 S., geb., 16,- [Euro]. Ab 10 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Im fünften Teil der Abenteuer von Rico und Oskar trennen sich die Wege der Freunde. Auch literarisch eine Herausforderung für Andreas Steinhöfel.
Man könnte "Rico, Oskar und das Mistverständnis" einen großen Kinderroman über die Freundschaft nennen, aber welches der vier Vorgängerbücher, die Andreas Steinhöfel seit zwölf Jahren über das ungleiche Paar veröffentlicht hat, wäre das nicht? Nach den ersten Schwärmereien, die Rico - nach Selbstauskunft tiefbegabt und nach Überzeugung aller seiner Leser ein großartiger Kerl mit dem Herz am rechten Fleck, mit feinem Witz und einigem Erzähltalent ausgestattet - über Sarah, die Pflastermalerin aus der Spielplatz-Gang, notiert, hätte man sich schon auf ein Buch über das erste Verknalltsein freuen können. Aber dann bleibt das, was die beiden verbindet, doch ein feiner, liebevoller Beiklang. Ein Buch über Schuld, Scham und Versöhnung? Das trifft zweifelsohne zu, aber es klänge so schwer, dass es der Leichtigkeit nicht gerecht würde, mit der Rico selbst von Gefühlen erzählen kann, die bei vielen anderen im Kopf ein Durcheinander machten wie die Kugeln in der Bingotrommel.
Doch der Reihe nach: An einem Herbstferientag wollen sich Rico und Oskar mit den sechs Freunden treffen, die sie im Vorjahressommer - und im vierten Teil der Reihe - auf einem verwunschenen Kreuzberger Hinterhofspielplatz kennengelernt hatten. Doch Rico findet den ebenso hochbegabten wie neunmalklugen Nachbarsjungen unten an der Haustreppe liegen. Gebrochen sei wohl nichts, sagt Oskar ihm, um sich erst einmal ausgiebig umsorgen zu lassen. Schließlich bricht Rico auf - ohne Oskar und zu spät, um Sarah noch wie versprochen abzuholen. Und so spät, dass er nur noch mitansehen kann, wie "ein Angebertyp" mit zwei Experten das Spielplatzgrundstück ausmisst, während eine hochmütige ältere Dame den Kindern erklärt, dass ihr das Grundstück gehört und was bald darauf gebaut werden wird.
So klar die Mission Spielplatzrettung im fünften "Rico, Oskar"-Band wirkt, so verschlungen und immer wieder aussichtslos sind die Wege, auf denen die Kinder ihr Ziel zu erreichen versuchen. Als Rico und Oskar endlich herausgefunden haben, wer diese ältere Dame überhaupt ist und wo sie wohnt, und ihr Rico mit Sarah statt mit Oskar einen Besuch abstattet, werden die beiden vor versammeltem Kaffeekränzchen eiskalt abserviert. Dann steckt einer der Gäste den Kindern noch seine Adresse zu, er verspricht, ihnen am nächsten Tag vielleicht doch weiterhelfen zu können, erzählt ihnen dann von dem Freundeskreis, der sich zusammen mit Magda Pommer, der heutigen Besitzerin, ein paar Generationen vor ihnen auf diesem Spielplatz getroffen hat, und schreibt ihnen eine Telefonnummer auf, unter der sie womöglich weitere Hilfe bekommen. Doch dann legt die Frau am anderen Ende der Leitung einfach auf. Und die Bemühungen der Kinder sind ein zweites Mal an ihr augenscheinliches Ende gekommen.
Fast wichtiger noch: Die beiden Freunde haben sich inzwischen verkracht. Rico hat in letzter Zeit immer weniger Lust zum Mitgrinsen, wenn Oskar dieses Grinsegesicht zieht, "das er immer zog, wenn ich ihm gerade mal wieder zu tiefbegabt war". Und als Oskars Vater Rico fragt, ob die beiden eigentlich Streit haben, Oskar sei "fast nur noch mies drauf" in letzter Zeit, eifersüchtig vielleicht, weil Rico verliebt sei womöglich, "er teilt nicht gerne, weißt du", braucht Rico nur noch etwas zu tun, was ein schönes Bild, das seine Leser seit langem begleitet, um ein fast noch schöneres ergänzt: Die Bingokugeln, die in seinem Kopf in unübersichtlichen Situationen durcheinanderspringen, sind mit der Zeit weniger geworden. Jetzt kommt eine einzelne solche Kugel auf ihn zu, nicht lärmend, fast freundlich, der Junge fürchtet nicht, dass er beim Versuch, sie zu packen, auf viele andere stößt, und er begreift.
Der folgende Streit, der sich aus Ricos Versuch eines klärenden Gesprächs entwickelt, zeigt auf drei Seiten die ganze Meisterschaft Andreas Steinhöfels, seit vier Jahren dezidiert als Kinderbuchautor Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung: Mit auch Erwachsene fesselnder Genauigkeit schreibt er über zwiespältige Gefühle und verliert dabei doch nie den Erfahrungshorizont seines Erzählers aus dem Blick. Der Streit führt dazu, dass die beiden Freunde fürs Erste getrennte Wege gehen, auch wenn sie weiter ein gemeinsames Ziel verfolgen: Oskar versucht mit einem Teil der Gang, mehr über den jungen Mann herauszufinden, der das Spielplatzgrundstück verkaufen will, einen Großneffen von Magda Pommer, während Rico kurz entschlossen die arme Nachbarin Frau Dahling aus dem dritten Stock auf einer Reise ins Nordhessische begleitet. Sie hat von ihrem Verlobten, der dort auf Kur ist, lange nichts gehört und fürchtet eine Affäre. Rico indes hat herausgefunden, dass die Frau, die ihnen vielleicht weiterhelfen kann, aber einfach aufgelegt hat, ganz in der Nähe von Bald Wildungen lebt, und beschließt, sie zu besuchen.
Frau Dahling ist in "Rico, Oskar und das Mistverständnis" mehr als eine Reisegefährtin in Not. Ihrer Vorliebe für seichte Unterhaltungsliteratur verdankt Rico einen Kunstgriff, der das Buch zu einer literarischen Herausforderung macht, die furchtlose kindliche Leser reich belohnt: Die Nachbarin nimmt sich zwei Bücher einer gewissen Frau Kurzmaler (oder wie die heißt) auf die Reise mit, und Rico, der die Geschichten bislang als Ferientagebücher geschrieben hat, findet in ihnen die Inspiration, wie er auch über die Abenteuer seines Freundes berichten kann, bei denen er nicht dabei: in Ton und Szenerie an Hedwig Courts-Mahler angelegt. "Sein Herz, das schon sehr auf eine Enttäuschung eingerichtet war, tat einen spürbaren Sprung": Ein tollkühner Einfall, dessen leichte Unglaubwürdigkeit durch das amüsante Ergebnis schnell überflügelt wird.
Man könnte "Rico, Oskar und das Mistverständnis" auch als einen Kinderroman über das Älterwerden lesen, schließlich bekommt es die Gang in dieser Geschichte mit den unterschiedlichsten Leuten zu tun, die sich mit der Vergangenheit arrangiert oder sie nach Kräften verdrängt haben - oder die sich schließlich trauen, noch einmal an alte Geschichten zu rühren. Doch am besten, man liest das Buch einfach als eines über den Zauber eines klaren Blicks, robuster Zuneigung, der Wärme und des Wagemuts.
FRIDTJOF KÜCHEMANN
Andreas Steinhöfel: "Rico, Oskar und das Mistverständnis". Roman.
Mit Bildern von Peter Schössow. Carlsen Verlag, Hamburg 2020. 336 S., geb., 16,- [Euro]. Ab 10 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Mit diesem krönenden Abschlussband übertrifft Andreas Steinhöfel sich erzählerisch selbst" Katrin Hörnlein DIE ZEIT 20201001