Wolfgang Borcherts (1921-1947) Prosa, die oft im Schatten seines bekannten Theaterstückes „Draußen vor der Tür“ stand, brachte ihm ebenfalls eine bis heute anhaltende internationale Anerkennung ein. Die Texte sind ein Aufschrei gegen Krieg und Ungerechtigkeit, die Anklage einer verratenen
Generation. Borchert verwendet darin eine eindeutige, klare Sprache und bedient sich teilweise einer…mehrWolfgang Borcherts (1921-1947) Prosa, die oft im Schatten seines bekannten Theaterstückes „Draußen vor der Tür“ stand, brachte ihm ebenfalls eine bis heute anhaltende internationale Anerkennung ein. Die Texte sind ein Aufschrei gegen Krieg und Ungerechtigkeit, die Anklage einer verratenen Generation. Borchert verwendet darin eine eindeutige, klare Sprache und bedient sich teilweise einer expressionistischen Metaphorik. Die Kurzgeschichten (z.B. „Die Hundeblume“ oder „Nachts schlafen die Ratten doch“) waren im Nachkriegsdeutschland so erfolgreich, weil sie Erleben und Erfühlen einer ganzen Generation ausdrückten, die sich als Strandgut des Krieges empfand.
Borcherts Nachkriegsliteratur hat bis heute nichts von ihrer Wirkung eingebüßt, über Generationen hinweg hat sie junge Menschen fasziniert. Im Leipziger Buchfunk Verlag ist nun eine Lesung seiner sämtlichen Erzählungen (insgesamt 55 Texte) erschienen. Den Auftakt macht natürlich Borcherts bekannteste Erzählung „Die Hundeblume“, die im Januar 1946 während eines Krankenhausaufenthaltes entstand. Ein junger Gefangener entdeckt beim täglichen Hofgang eine Hundeblume (Löwenzahnblume) auf dem Gefängnishof entdeckt. In seinem tristen Alltag wird sie zum Objekt seiner Sehnsucht und seines Lebenswillens. In dieser autobiographischen Erzählung verarbeitete Borchert seine Erinnerungen an seine Inhaftierung in einem Nürnberger Militärgefängnis zur Zeit des Nationalsozialismus.
Für die Lesung der Erzählungen (Gesamtdauer über zehn Stunden) konnte der Schauspieler Florens Schmidt gewonnen werden, der die Texte ausdrucksstark interpretiert - Trauer, Wut und Lebenswille kommen glaubhaft zum Hörer.