Der Jugendthriller beginnt mit einem Rückblick in das Jahr 1951. Hier beobachtet man, wie ein schreckliches Unwetter am Schwarzen Kliff tobt, und wie der Leuchtturmwärter verzweifelt versucht, dass erloschene Leuchtfeuer, das für drei Schiffe, die sich in der tosende See befinden, die einzige
Orientierungshilfe ist, wieder zu entfachen. Elisabeth Herrmann beschreibt diese Szenen so lebensecht und…mehrDer Jugendthriller beginnt mit einem Rückblick in das Jahr 1951. Hier beobachtet man, wie ein schreckliches Unwetter am Schwarzen Kliff tobt, und wie der Leuchtturmwärter verzweifelt versucht, dass erloschene Leuchtfeuer, das für drei Schiffe, die sich in der tosende See befinden, die einzige Orientierungshilfe ist, wieder zu entfachen. Elisabeth Herrmann beschreibt diese Szenen so lebensecht und eindringlich, dass man das aufgewühlte, wild tobende Meer, die zuckenden Blitze und das bereits herannahende Unheil regelrecht spüren kann. Dadurch ist man sofort mitten im Geschehen und möchte unbedingt erfahren, wie sich das schicksalhafte Ereignis mit Maries Geschichte verknüpfen wird.
Die Erzählung wechselt dann in die Gegenwart. Man lernt Marie und ihre Familie näher kennen. Da die junge Hauptprotagonistin sehr sympathisch ist, kann man sich gut mit ihr identifizieren. Sie hat es bisher nicht gerade leicht gehabt, denn der Vater ist bereits gestorben und die Mutter wirkt etwas abgehoben und kindlicher als Marie. Echtes Interesse hat Marie von ihr nicht zu erwarten. Magnus, der künftige Ehemann der Mutter, weckt spontan Argwohn und Misstrauen. Deshalb kann man gut nachempfinden, dass Marie sich in ihrem Elternhaus nicht besonders wohl fühlt, sondern lieber auf der Seehundstation lebt. Als dann auch noch Maries Großmutter schwer erkrankt, scheint sie ganz auf sich alleine gestellt zu sein. Die Protagonisten wirken alle sehr lebendig, sodass man sie regelrecht vor Augen hat. Ihre Handlungen und Reaktionen rufen beim Lesen spontane Sympathien oder Abneigungen hervor.
Das Auftauchen der "Trinity" sorgt dafür, dass Maries Leben plötzlich aus der Bahn geworfen wird. Nach und nach häufen sich merkwürdige Vorfälle. Es scheint so, als ob der alte Frachter sein unheimliches Geheimnis endlich ans Tageslicht bringen möchte. Doch wer könnte jetzt, in der Gegenwart, noch Interesse an den alten Geschichten haben? Marie beginnt Nachforschungen anzustellen und weiß bald nicht mehr, was sie glauben soll. Als Leser weiß man, dass ein Unbekannter Marie nach dem Leben trachtet, und dass diese Person einen unbändigen Hass verspürt. Denn kurze Einschübe, die sich von dem normalen Textbild unterscheiden, geben die hasserfüllten Gedanken des Unbekannten preis. Dadurch kann man zwischen den Zeilen regelrecht die Gefahr spüren, in der Marie schwebt. Spannung und Nervenkitzel werden aufgebaut, sodass es schwer fällt, das Buch aus der Hand zu legen. Denn Elisabeth Herrmanns Erzählung entwickelt eine sogartige Wirkung, der man sich kaum entziehen kann. Man stellt Vermutungen an, wer der geheimnisvolle Unbekannte sein könnte. Doch dieses Rätsel wird erst kurz vor Schluss gelüftet und wirkt kaum vorhersehbar. Die aufgebaute Spannung wird also bis zum Ende hin gehalten.
Auch die Liebe kommt hier nicht zu kurz, denn Marie lernt einen Taucher kennen, der zum Team der Schatzsucher gehört. Dieser Teil der Handlung drängt sich allerdings nicht zu sehr in den Vordergrund, sondern fügt sich harmonisch in die Gesamthandlung ein. Er wirkt sehr glaubhaft und nicht zu dick aufgetragen.
Dieser Jugendthriller wird jungen Lesern ab 14 Jahren empfohlen. Obwohl ich dieses Alter bereits "geringfügig" überschritten habe, konnte mich die Erzählung durchgehend fesseln. Elisabeth Herrmann versteht es wunderbar, Spannung aufzubauen, diese durchgehend zu halten und dabei eine interessante und geheimnisvolle Familiengeschichte zu erzählen. Ich konnte mich ganz auf die Handlung einlassen und mit den Protagonisten mitfiebern. Deshalb vergebe ich begeisterte fünf Bewertungssterne und eine ganz klare Leseempfehlung!