Bigotte gesellschaftliche Akzeptanz von Prostitution
Die Geschichte:
Kommissarin Franziska Frey wird kurz vor Weihnachten zu einem brutalen Überfall auf einen netten älteren Steuerberater gerufen. Zumindest wird er so von allen, die ihn kannten, beschrieben. Franziska und ihr junges, noch nicht
eingespieltes und unerfahrenes Team, das sich zusammenfinden muss, nehmen die Ermittlungen auf, die…mehrBigotte gesellschaftliche Akzeptanz von Prostitution
Die Geschichte:
Kommissarin Franziska Frey wird kurz vor Weihnachten zu einem brutalen Überfall auf einen netten älteren Steuerberater gerufen. Zumindest wird er so von allen, die ihn kannten, beschrieben. Franziska und ihr junges, noch nicht eingespieltes und unerfahrenes Team, das sich zusammenfinden muss, nehmen die Ermittlungen auf, die rasant an Brisanz zunehmen. Was sie enthüllen, ist ein Moloch von Prostitution, Versklavung, Vergewaltigung und Mord. Mittendrin Richard Erdmann, der alles daransetzt, seine Tochter Antonia aus den Klauen der mafiösen Zuhälterstrukturen zu retten.
Mein Eindruck:
Ich habe erst einmal fast zwei Tage gebraucht, bevor ich das nächste Buch anfangen konnte zu lesen. Die in Seelenkalt beschriebenen Szenen haben mich doch sehr beschäftigt. Zumal sie nicht unbedingt weit hergeholt sind. Man muss nur mal die Nachrichten oder die Berichterstattung und Reportagen aus dem Rotlichtmilieu verfolgen.
Eva Geßner hat mit ihrem Roman die Bigotterie der gesellschaftlichen Akzeptanz des Rotlichtmilieus aufgegriffen. Den meist von Männern gehegten bequemen Irrglauben, die Frauen würden sich freiwillig prostituieren und den Männern gern zu Willen sein. Der Blick hinter die Kulissen, den die Autorin hier gibt, ist sehr gut gelungen und mehr als verstörend.
Die Charaktere hat sie sehr fein und detailliert ausgearbeitet. Mit der alten Dirne und einem Zuhälter, die im Kölner Dialekt sprechen, hat sie auch viel Lokalkolorit eingebracht und den Roman dadurch authentisch gestaltet.
Die Autorin hat einen sehr angenehmen Schreib- und Erzählstil, der von Anfang an mitreißt. Der Spannungsbogen wird schon gleich mit den ersten Zeilen gespannt und hält ohne Unterbrechung bis zum Ende an.
Fazit:
Chapeau! Eva Geßner hat hier ein heißes Thema aufgegriffen und so realistisch beschrieben, dass Leser beiderlei Geschlechts zum Nachdenken angeregt werden. An manchen Stellen wird es so heftig, dass einem übel werden kann. Die Polizisten, die tatsächlich im wahren Leben mit solchen Themen befasst sind, sind definitiv nicht zu beneiden. Männer, die hin und wieder oder auch regelmäßig zu Prostituierten gehen, sollte dieses Buch vor ihrem ersten Besuch als Pflichtlektüre auferlegt werden.
Leseempfehlung: Fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung. Aber nur für Leser, die heftige Beschreibungen übelster Sexpraktiken vertragen können. Eine Trigger Warnung wäre sicherlich auch nicht verkehrt.