Ein ganz besonderer Mensch
Das ist Peter Vorden. Zurückgezogen, aber nur gelegentlich einsam lebt er das Leben eines Hagestolzes. Wie es dazu kommt, das erfahren wir beiläufig im Verlauf dieses mehr als lohnenswerten Romanes.
Ein bisschen wehmütig, aber gleichzeitig satt - wie nach einer
abgerundeten Mahlzeit, einer mit mehreren Gängen und den dazu passenden Weinen: ebensowie nach der…mehrEin ganz besonderer Mensch
Das ist Peter Vorden. Zurückgezogen, aber nur gelegentlich einsam lebt er das Leben eines Hagestolzes. Wie es dazu kommt, das erfahren wir beiläufig im Verlauf dieses mehr als lohnenswerten Romanes.
Ein bisschen wehmütig, aber gleichzeitig satt - wie nach einer abgerundeten Mahlzeit, einer mit mehreren Gängen und den dazu passenden Weinen: ebensowie nach der Lektüre von Thommie Bayers "Ein weißer Zug nach Süden" fühlte ich mich nach seinem neuen Buch "Seltene Affären" so, zumal Speisen und Weine eine nicht unerhebliche Rolle spielten. Man könnte diesen Roman, der trotz seiner grundlegenden leicht melancholischen Stimmung einfach ein Gute-Laune-Buch ist, als zweiten Teil vom "Weißen Zug" bezeichnen, dreht es sich doch auch hier wieder um Peter Vorden und auch um seine Putzfrau Chiara, wobei diesmal die Rollen getauscht sind.
Thommie Bayer findet auch hier wieder die richtigen Worte und das in seiner ganz speziellen Art und Weise, die durchaus locker-flockig ist, ohne aber im mindesten flapsig zu wirken. Nein, er beweist hier einmal mehr, dass "leger" und "gewählt" keine Gegensätze sein müssen; beide Adjektive eigenen sich nämlich in Ergänzung zueinander bestens, um dieses Buch zu beschreiben.
Ein Buch, in dem es mehr noch als im "Weißen Zug" um Beziehungen geht und zwar nicht nur um die zwischen Peter und Chiara, sondern auch - und vor allem - um die von Peter zu seinem Zwillingsbruder Paul und zu dessen Frau Anne.
Aber auch zu Chiara entwickelt Peter Vorden eine besondere Beziehung, in der der Mittler wie auch im Vorgängerroman sein Haus ist - und bildeten dort Peters Kurzgeschichten ein Band zwischen den beiden, sind es diesmal seine Träume - doch lesen sie selbst, denn das kann keiner so gut erzählen wie Thommie Bayer selbst.
Ein besonderes Buch, in dem es um Geheimnisse - vor allem um ein Bestimmtes, Beziehungen, Individualität, Sehnsüchte und noch vielem mehr geht - und das ich mit großem Genuss gelesen habe.
Viel zu rasch hatte ich die knapp zweihundert Seiten ausgelesen. Doch mehr ist bei einem so wortgewaltigen Künstler wie Thommie Bayer auch gar nicht nötig.
Passagen wie diejenige auf S. 64, in der Peter Vordens Zwillingsbruder Paul, ein Romanautor, die Unterschiede zwischen sich und seinem Bruder, dem nur Kurzgeschichten gelingen wollen, haben mich immer wieder berührt: "Wenn Du mit einer Figur fertig bist, dann lässt sie dich das wissen," sagte er (Paul), "vielleicht stehen bei dir ja viel mehr Leute Schlange und wollen erzählt werden als bei mir. Vielleicht musst du einfach deine Zeit einteilen, damit jeder drankommt."
Ich empfehle dieses Buch jedem, der leichte Lektüre liebt, Seichtes dagegen hasst und das Buch nach dem Lesen mit einem guten Bauchgefühl zuklappen will