Als der 46-jährige Florent-Claude Bilanz zieht, beschließt er, sich aus seinem Leben zu verabschieden – eine Entscheidung, die auch das neue Antidepressivum Captorix nicht zu ändern vermag, das ihn seine Libido kostet. Er erinnert sich an die Frauen seines Lebens, begegnet einem alten Studienfreund, der als Landwirt im globalisierten Frankreich um seine Existenz kämpft, und er rechnet ab: mit der modernen Gesellschaft, der Wirtschaft, der Politik – und mit sich selbst. Nie hat Houellebecq so ernsthaft und voller Emotion über die Liebe geschrieben. Zugleich schildert er den Überlebenskampf des Individuums im Zeitalter der Weltmärkte und der gesichtslosen EU-Bürokratie.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.01.2019Eine Frage der Hoffnung
Noch nie klang Michel Houellebecq so düster wie in seinem neuen Roman "Serotonin": Sex ist Perversion und Verbrechen, Liebe höchstens eine Möglichkeit. Helfen nur Drogen?
Da lag der neue Roman von Michel Houellebecq also auf dem Tisch: "Serotonin" stand auf dem schwarzen Cover, auf dem knallgelbe und rosa Farbe zu explodieren schien. Oder war es eine Aufnahme aus einem biologischen Labor? Ich beobachtete mich dabei, wie ich alles Mögliche tat, um nicht mit dem Lesen beginnen zu müssen. Grund dafür war eine Mischung aus Angst und Freude. Ich freute mich schon die ganze Zeit auf dieses Buch, das in Frankreich, wo es ein paar Tage früher erschienen ist, in den Zeitschriften und Zeitungen überall gefeiert wird. Gleichzeitig hatte Houellebecq, in typischer Houellebecq-Manier, kurz vor Erscheinen wieder den Provokateur gegeben, in einer Weise, der nichts mehr abzugewinnen war außer Abscheu und Verzweiflung.
Dass er sich überhaupt wieder an die Öffentlichkeit gewandt hatte, überraschte bezeichnenderweise niemanden. Dabei war es noch gar nicht lange her, dass der Schriftsteller, nachdem er bei der Buchmesse in Frankfurt im Oktober 2017 aufgetreten war, dem "Spiegel" anvertraut hatte, dass er sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen werde. "Ich bin mir bewusst, dass ich das, was ich wirklich gern sagen möchte, nicht wirklich ausdrücken kann", hatte er gesagt - was am Ende des besonders langen Gesprächs ziemlich ironisch klang. Den "Spiegel" hatte das nicht davon abgehalten, den Schriftzug "Das letzte Interview" aufs Cover zu drucken.
Dann war passiert, womit alle gerechnet hatten: Michel Houellebecq war wieder da - oder in Wirklichkeit nie weg gewesen. Er trat in Georgien in einem Theater und bei einer Diskussionsveranstaltung auf. Er heiratete im September seine Freundin Lysis, was Carla Bruni-Sarkozy, die eingeladen war, als kalkulierte Indiskretion auf Instagram für die Weltöffentlichkeit postete. Und weil all das nach Houellebecq-Maßstäben vielleicht ein wenig zu schön und zu rührend war, veröffentlichte er nur ein paar Wochen vor Erscheinen des neuen Romans im New Yorker "Harper's Magazine" einen Beitrag unter dem Titel "Trump Is a Good President", in welchem er den amerikanischen Präsidenten zwar einen "beängstigenden Clown" nannte, ihn aber wegen seiner protektionistischen Handelspolitik, seiner Verachtung für die EU und den harten Umgang mit Staatschefs wie Wladimir Putin und Kim Jong-un uneingeschränkt lobte.
Houellebecqs Literaturagentur Intertalent verbreitete am gleichen Tag dann auch noch Fotos von den Dreharbeiten des Filmregisseurs Guillaume Nicloux, die die Schauspieler und Autokratenverehrer Gérard Depardieu und Michel Houellebecq in weißen Bademänteln im Hotel "Thalasso Cabourg Plage" zeigten. Das war wirklich zu viel. Aber - den Autor konnte es nur freuen - alle redeten darüber. Und ich bekam Angst davor, was der Roman "Serotonin" alles Unangenehmes enthalten und offenbaren könnte.
Dass beim Lesen diese Angst sofort aufhört, ist ein Effekt, der etwas mit Houellebecqs Sprache zu tun hat. Diese Sprache hervorzuheben, ist wahrscheinlich noch wichtiger, als die Frage zu beantworten, ob Houellebecq auch diesmal wieder eines der gesellschaftspolitischen Themen der Gegenwart verhandelt - wie die Gentechnik in "Elementarteilchen", den Terrorismus in "Plattform" oder den Islam in "Unterwerfung". (Tut er natürlich, aber dazu gleich.) Er versuche, keinen Stil zu haben, hat Houellebecq einmal erklärt, was ein Paradox ist: Die angestrebte Abwesenheit von Stil, der Nichtstil, ist selbst ein Stilphänomen, nämlich das des "unprivilegierten Blicks", wie Rainald Goetz das genannt hat: "Weil Houellebecq auf die Beiläufigkeit und Alltäglichkeit seiner Sprache genauso viel Wert legt wie auf die mittlere Durchschnittlichkeit seiner Helden", so Goetz, "entsteht ein zugleich traditioneller und hochmoderner Realo-Stil des Erzählens." Und der trägt einen von der ersten bis zur letzten Seite auch durch das neue Buch. Die Sprache, das darf man nicht vergessen, ist das eigentliche Ereignis bei Michel Houellebecq.
Um einen ganz und gar durchschnittlichen Helden geht es auch in "Serotonin". Von ihm wird im Rückblick auf die Gegenwart aus der Zukunft heraus erzählt, als eine Erinnerung an die Zeit, in der Emmanuel Macron Staatspräsident war. Florent-Claude Labrouste heißt der neue Durchschnittsheld. Er ist sechsundvierzig Jahre alt, Agraringenieur und Angestellter im Landwirtschaftsministerium. Er hasst seinen Vornamen. Man sieht sich schon in Houellebecqs ersten Roman "Ausweitung der Kampfzone" zurückversetzt. Überhaupt hat man zunächst den Eindruck, sich auf einer Art "Farewell"- oder "Still not dead yet"-Tour zu befinden, bei der der Autor seine Lieblingsthemen und -motive alle noch einmal zusammenführt.
Nur gibt es da einen wesentlichen Unterschied zu allen vergangenen Helden. Florent-Claude Labrouste leidet unter schweren Depressionen und nimmt Medikamente: "Die ersten bekannten Antidepressiva (Seroplex, Prozac) erhöhten den Serotoninspiegel im Blut, indem sie die Serotoninwiederaufnahme durch die 5-HT1-Rezeptoren hemmten", heißt es auf Seite 9. "Die Entdeckung von Capton D-L im Jahr 2017 ebnete einer neuen Generation von Antidepressiva mit einer letztlich einfacheren Verfahrensweise den Weg, bei der es darum geht, mittels Exozytose die Freisetzung des in der Magenschleimhaut gebildeten Serotonins zu befördern. Seit Ende des Jahres wird Capton D-L unter dem Produktnamen Captorix vermarktet. Es erwies sich auf Anhieb als erstaunlich wirksam und erlaubte den Patienten, mit einer neuen Leichtigkeit an den entscheidenden Riten des normalen Lebens innerhalb einer hochentwickelten Gesellschaft teilzuhaben, ohne dabei den Hang zu Selbstmord oder Selbstverstümmelung zu verstärken." Die bei Captorix am häufigsten beobachteten unerwünschten Nebenwirkungen waren Übelkeit, Libidoverlust und Impotenz. Florent-Claude Labrouste bleibt nur von einer verschont: "Unter Übelkeit habe ich nie gelitten."
Labrouste droht also, dem Leben abhanden zu kommen, entledigt sich zu Beginn des Romans seiner japanischen Freundin, indem er sein vorsätzliches Verschwinden inszeniert ("Die Entführung des Michel Houellebecq" heißt ein früherer Film von Guillaume Nicloux mit Houellebecq in der Rolle des Houellebecq, an den man hier gleich denken muss), und mietet sich in das offenbar letzte Raucherhotel in Paris ein, das "Mercure" an der Place d'Italie. Mit Captorix aber findet er wieder zurück, schafft es, sich zu waschen, sich die Zähne zu putzen, in eingeschränktem Maße am Sozialleben teilzunehmen. Doch ohne Verlangen, ohne Begehren: "die Vorstellung zu vögeln erschien mir fortan absurd".
Ein Houellebecq-Roman ohne Sex, ist das möglich? Kaum. Wenn schon Florent-Claude Labrouste keinen Sex mehr hat und auch keinen haben will, dann kann er anderen dabei zusehen. Er mag dabei angewidert sein oder lustlos, die ausführliche Schilderung leistet Houellebecq sich und uns dennoch: zum einen findet Labrouste Videoaufnahmen, die seine japanische Freundin inmitten eines Gangbangs zeigen und beim Sex mit Hunden (es sind Bilder, die ihn zu dem Entschluss führen, seine Lebensgefährtin zu verlassen); zum anderen kommt er später in der Normandie auf dem Land einem deutschen Ornithologen auf die Spur, den er, ebenfalls durch Bilder, die dieser auf dem Computer gespeichert hat, als Kinderschänder enttarnt.
Dass die sexuelle Befreiung - ursprünglich als Triumph über die Entfremdung in der autoritären Gesellschaft gefeiert - sich als letzte und entscheidende Strategie des sogenannten freien Marktes zur Zerstörung des Paares, der Familie, das heißt, der verbliebenen Gemeinschaften entpuppte: Das war Houellebecqs These in "Elementarteilchen". Wobei der Autor auf einen nicht unwesentlichen Widerspruch setzte: die sexuelle Befreiung einerseits zu dem zu erklären, was die Gemeinschaftsformen verfallen ließ, und andererseits in den Sexszenen, die Houellebecq berühmt gemacht haben, voll auszukosten, was diese sexuelle Befreiung möglich gemacht hat. In "Serotonin" - und das ist tatsächlich neu - kann davon keine Rede mehr sein. Wo im Roman von Sex die Rede ist, geht es (der Gangbang ist hier noch die harmloseste Variante) vor allem um Perversion und Verbrechen.
Nur die Liebe bleibt als großes Thema, die Liebe und die Möglichkeit von Glück: "Ich war in eine Nacht ohne Ende eingetreten, und doch blieb etwas, in meinem tiefsten Inneren blieb irgendetwas, weit weniger als eine Hoffnung, nennen wir es eine ,Ungewissheit'." Labrouste begibt sich im Roman auf eine Erinnerungsreise und auf die Suche nach jenen Frauen, mit denen er tatsächlich einmal glücklich war. Da ist die Dänin Kate ("Wir hätten die Welt retten können"), Claire, die Schauspielerin, und dann ist da noch die Tierärztin Camille, mit der er fünf Jahre zusammenlebte ("Ich war glücklich, noch nie war ich so glücklich gewesen"), bis er auf den "unseligen Einfall" kam, mit einer anderen zu schlafen.
Mit dem Ziel, sie wieder aufzusuchen, begibt er sich aufs Land, wo er zunächst auf seinen früher besten Freund Aymeric trifft, der Einzige aus seinem Jahrgang an der Landwirtschaftshochschule, der sich dafür entschied, auch Landwirt zu werden. Und genau hier sind wir dann bei dem, was den Roman gesellschaftspolitisch in gewisser Weise aktuell macht. Wobei es schon seltsam ist, dass sowohl in Frankreich als auch in Deutschland Besprechungen des neuen Romans zu lesen sind, die mit diesem Teil des Buchs beginnen und Houellebecq zugute halten, er habe einen "Gelbe Westen"-Roman geschrieben, ja, die Unruhen der "Gelben Westen" gewissermaßen vorhergesagt, so wie er in "Unterwerfung" das Pariser Attentat vorhergesagt habe (was auch nicht stimmte).
Labrouste mietet sich für eine Weile bei Aymeric auf dem Land in einem Bungalow ein und lässt sich von ihm das Schießen beibringen. Er hört ihm zu, wenn der von den ausländischen Investoren erzählt, denen er, um zu überleben, Parzellen seines Lands verkaufen muss, weil sie den doppelten Marktpreis bezahlen. Er versteht ihn, wenn Aymeric schildert, wie er sich an die Anforderungen des Bio-Siegels zu halten und alles korrekt zu machen versucht, auf diese Weise aber immer schlechter über die Runden kommt. Und er beobachtet, wie Aymeric sich mit den anderen Landwirten zusammenschließt, mit Pick-ups, Waffen und Benzinkanistern zur Autobahn aufbricht, um gegen den erneuten Rückgang der Milchpreise zu protestieren. Hier kommt es zur Katastrophe.
Es ist die spannendste Szene des Romans, es ist auch der Höhepunkt, wenngleich nicht das alles beherrschende Thema des Romans. Anders als Houellebecqs Beitrag im "Harper's Magazine" kommt diese Szene auch nicht als politisches Statement daher. Es heißt im Roman an einer Stelle, die Europäische Union habe sich "mit dieser Milchquoten-Geschichte wie eine alte Schlampe verhalten". Das stimmt. Aber das sagt nicht Houellebecq und auch nicht Labrouste. Labrouste denkt es, indem er sich in seinen Freund Aymeric hineinversetzt. Das ist schon ein Unterschied.
Worum es vielmehr geht, ist die Schilderung von zwei Männern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, der eine, ein Landwirt, mit erhobenem Sturmgewehr vor einer Reihe von Bereitschaftspolizisten auf der Autobahn auf der Suche nach Gerechtigkeit; der andere, ein Beamter des Landwirtschaftsministeriums, mit einer Waffe im Kofferraum auf der Suche nach Glück. Beide klammern sich an diese Waffen, als ob in ihrer Welt, in der alles verloren scheint, sich durch einen einzigen Schuss etwas ändern oder rückgängig machen ließe. Nur einer von ihnen drückt ab.
"Die meisten Menschen leben mit der Verzweiflung. Hin und wieder fragen sie sich trotzdem, ob sie sich zu einem Hauch von Hoffnung hinreißen lassen können, zumindest stellt sich die Frage, bevor sie sie verneinen. Dennoch machen sie beharrlich weiter, und das ist ein bewegendes Schauspiel." Von diesem Schauspiel erzählt "Serotonin", von einer Welt, in der eine kleine weiße teilbare Tablette einem Menschen zu leben oder zumindest nicht zu sterben hilft - über eine gewisse Zeit hinweg. Von hier aus gibt es, außer einem Rest metaphysischer Hoffnung, keinen Ausweg mehr. Es ist der mit Abstand dunkelste Roman von Michel Houellebecq.
JULIA ENCKE
Michel Houellebecq: "Serotonin". Roman. Aus dem Französischen von Stephan Kleiner. Verlag Dumont, 336 Seiten, 24 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Noch nie klang Michel Houellebecq so düster wie in seinem neuen Roman "Serotonin": Sex ist Perversion und Verbrechen, Liebe höchstens eine Möglichkeit. Helfen nur Drogen?
Da lag der neue Roman von Michel Houellebecq also auf dem Tisch: "Serotonin" stand auf dem schwarzen Cover, auf dem knallgelbe und rosa Farbe zu explodieren schien. Oder war es eine Aufnahme aus einem biologischen Labor? Ich beobachtete mich dabei, wie ich alles Mögliche tat, um nicht mit dem Lesen beginnen zu müssen. Grund dafür war eine Mischung aus Angst und Freude. Ich freute mich schon die ganze Zeit auf dieses Buch, das in Frankreich, wo es ein paar Tage früher erschienen ist, in den Zeitschriften und Zeitungen überall gefeiert wird. Gleichzeitig hatte Houellebecq, in typischer Houellebecq-Manier, kurz vor Erscheinen wieder den Provokateur gegeben, in einer Weise, der nichts mehr abzugewinnen war außer Abscheu und Verzweiflung.
Dass er sich überhaupt wieder an die Öffentlichkeit gewandt hatte, überraschte bezeichnenderweise niemanden. Dabei war es noch gar nicht lange her, dass der Schriftsteller, nachdem er bei der Buchmesse in Frankfurt im Oktober 2017 aufgetreten war, dem "Spiegel" anvertraut hatte, dass er sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen werde. "Ich bin mir bewusst, dass ich das, was ich wirklich gern sagen möchte, nicht wirklich ausdrücken kann", hatte er gesagt - was am Ende des besonders langen Gesprächs ziemlich ironisch klang. Den "Spiegel" hatte das nicht davon abgehalten, den Schriftzug "Das letzte Interview" aufs Cover zu drucken.
Dann war passiert, womit alle gerechnet hatten: Michel Houellebecq war wieder da - oder in Wirklichkeit nie weg gewesen. Er trat in Georgien in einem Theater und bei einer Diskussionsveranstaltung auf. Er heiratete im September seine Freundin Lysis, was Carla Bruni-Sarkozy, die eingeladen war, als kalkulierte Indiskretion auf Instagram für die Weltöffentlichkeit postete. Und weil all das nach Houellebecq-Maßstäben vielleicht ein wenig zu schön und zu rührend war, veröffentlichte er nur ein paar Wochen vor Erscheinen des neuen Romans im New Yorker "Harper's Magazine" einen Beitrag unter dem Titel "Trump Is a Good President", in welchem er den amerikanischen Präsidenten zwar einen "beängstigenden Clown" nannte, ihn aber wegen seiner protektionistischen Handelspolitik, seiner Verachtung für die EU und den harten Umgang mit Staatschefs wie Wladimir Putin und Kim Jong-un uneingeschränkt lobte.
Houellebecqs Literaturagentur Intertalent verbreitete am gleichen Tag dann auch noch Fotos von den Dreharbeiten des Filmregisseurs Guillaume Nicloux, die die Schauspieler und Autokratenverehrer Gérard Depardieu und Michel Houellebecq in weißen Bademänteln im Hotel "Thalasso Cabourg Plage" zeigten. Das war wirklich zu viel. Aber - den Autor konnte es nur freuen - alle redeten darüber. Und ich bekam Angst davor, was der Roman "Serotonin" alles Unangenehmes enthalten und offenbaren könnte.
Dass beim Lesen diese Angst sofort aufhört, ist ein Effekt, der etwas mit Houellebecqs Sprache zu tun hat. Diese Sprache hervorzuheben, ist wahrscheinlich noch wichtiger, als die Frage zu beantworten, ob Houellebecq auch diesmal wieder eines der gesellschaftspolitischen Themen der Gegenwart verhandelt - wie die Gentechnik in "Elementarteilchen", den Terrorismus in "Plattform" oder den Islam in "Unterwerfung". (Tut er natürlich, aber dazu gleich.) Er versuche, keinen Stil zu haben, hat Houellebecq einmal erklärt, was ein Paradox ist: Die angestrebte Abwesenheit von Stil, der Nichtstil, ist selbst ein Stilphänomen, nämlich das des "unprivilegierten Blicks", wie Rainald Goetz das genannt hat: "Weil Houellebecq auf die Beiläufigkeit und Alltäglichkeit seiner Sprache genauso viel Wert legt wie auf die mittlere Durchschnittlichkeit seiner Helden", so Goetz, "entsteht ein zugleich traditioneller und hochmoderner Realo-Stil des Erzählens." Und der trägt einen von der ersten bis zur letzten Seite auch durch das neue Buch. Die Sprache, das darf man nicht vergessen, ist das eigentliche Ereignis bei Michel Houellebecq.
Um einen ganz und gar durchschnittlichen Helden geht es auch in "Serotonin". Von ihm wird im Rückblick auf die Gegenwart aus der Zukunft heraus erzählt, als eine Erinnerung an die Zeit, in der Emmanuel Macron Staatspräsident war. Florent-Claude Labrouste heißt der neue Durchschnittsheld. Er ist sechsundvierzig Jahre alt, Agraringenieur und Angestellter im Landwirtschaftsministerium. Er hasst seinen Vornamen. Man sieht sich schon in Houellebecqs ersten Roman "Ausweitung der Kampfzone" zurückversetzt. Überhaupt hat man zunächst den Eindruck, sich auf einer Art "Farewell"- oder "Still not dead yet"-Tour zu befinden, bei der der Autor seine Lieblingsthemen und -motive alle noch einmal zusammenführt.
Nur gibt es da einen wesentlichen Unterschied zu allen vergangenen Helden. Florent-Claude Labrouste leidet unter schweren Depressionen und nimmt Medikamente: "Die ersten bekannten Antidepressiva (Seroplex, Prozac) erhöhten den Serotoninspiegel im Blut, indem sie die Serotoninwiederaufnahme durch die 5-HT1-Rezeptoren hemmten", heißt es auf Seite 9. "Die Entdeckung von Capton D-L im Jahr 2017 ebnete einer neuen Generation von Antidepressiva mit einer letztlich einfacheren Verfahrensweise den Weg, bei der es darum geht, mittels Exozytose die Freisetzung des in der Magenschleimhaut gebildeten Serotonins zu befördern. Seit Ende des Jahres wird Capton D-L unter dem Produktnamen Captorix vermarktet. Es erwies sich auf Anhieb als erstaunlich wirksam und erlaubte den Patienten, mit einer neuen Leichtigkeit an den entscheidenden Riten des normalen Lebens innerhalb einer hochentwickelten Gesellschaft teilzuhaben, ohne dabei den Hang zu Selbstmord oder Selbstverstümmelung zu verstärken." Die bei Captorix am häufigsten beobachteten unerwünschten Nebenwirkungen waren Übelkeit, Libidoverlust und Impotenz. Florent-Claude Labrouste bleibt nur von einer verschont: "Unter Übelkeit habe ich nie gelitten."
Labrouste droht also, dem Leben abhanden zu kommen, entledigt sich zu Beginn des Romans seiner japanischen Freundin, indem er sein vorsätzliches Verschwinden inszeniert ("Die Entführung des Michel Houellebecq" heißt ein früherer Film von Guillaume Nicloux mit Houellebecq in der Rolle des Houellebecq, an den man hier gleich denken muss), und mietet sich in das offenbar letzte Raucherhotel in Paris ein, das "Mercure" an der Place d'Italie. Mit Captorix aber findet er wieder zurück, schafft es, sich zu waschen, sich die Zähne zu putzen, in eingeschränktem Maße am Sozialleben teilzunehmen. Doch ohne Verlangen, ohne Begehren: "die Vorstellung zu vögeln erschien mir fortan absurd".
Ein Houellebecq-Roman ohne Sex, ist das möglich? Kaum. Wenn schon Florent-Claude Labrouste keinen Sex mehr hat und auch keinen haben will, dann kann er anderen dabei zusehen. Er mag dabei angewidert sein oder lustlos, die ausführliche Schilderung leistet Houellebecq sich und uns dennoch: zum einen findet Labrouste Videoaufnahmen, die seine japanische Freundin inmitten eines Gangbangs zeigen und beim Sex mit Hunden (es sind Bilder, die ihn zu dem Entschluss führen, seine Lebensgefährtin zu verlassen); zum anderen kommt er später in der Normandie auf dem Land einem deutschen Ornithologen auf die Spur, den er, ebenfalls durch Bilder, die dieser auf dem Computer gespeichert hat, als Kinderschänder enttarnt.
Dass die sexuelle Befreiung - ursprünglich als Triumph über die Entfremdung in der autoritären Gesellschaft gefeiert - sich als letzte und entscheidende Strategie des sogenannten freien Marktes zur Zerstörung des Paares, der Familie, das heißt, der verbliebenen Gemeinschaften entpuppte: Das war Houellebecqs These in "Elementarteilchen". Wobei der Autor auf einen nicht unwesentlichen Widerspruch setzte: die sexuelle Befreiung einerseits zu dem zu erklären, was die Gemeinschaftsformen verfallen ließ, und andererseits in den Sexszenen, die Houellebecq berühmt gemacht haben, voll auszukosten, was diese sexuelle Befreiung möglich gemacht hat. In "Serotonin" - und das ist tatsächlich neu - kann davon keine Rede mehr sein. Wo im Roman von Sex die Rede ist, geht es (der Gangbang ist hier noch die harmloseste Variante) vor allem um Perversion und Verbrechen.
Nur die Liebe bleibt als großes Thema, die Liebe und die Möglichkeit von Glück: "Ich war in eine Nacht ohne Ende eingetreten, und doch blieb etwas, in meinem tiefsten Inneren blieb irgendetwas, weit weniger als eine Hoffnung, nennen wir es eine ,Ungewissheit'." Labrouste begibt sich im Roman auf eine Erinnerungsreise und auf die Suche nach jenen Frauen, mit denen er tatsächlich einmal glücklich war. Da ist die Dänin Kate ("Wir hätten die Welt retten können"), Claire, die Schauspielerin, und dann ist da noch die Tierärztin Camille, mit der er fünf Jahre zusammenlebte ("Ich war glücklich, noch nie war ich so glücklich gewesen"), bis er auf den "unseligen Einfall" kam, mit einer anderen zu schlafen.
Mit dem Ziel, sie wieder aufzusuchen, begibt er sich aufs Land, wo er zunächst auf seinen früher besten Freund Aymeric trifft, der Einzige aus seinem Jahrgang an der Landwirtschaftshochschule, der sich dafür entschied, auch Landwirt zu werden. Und genau hier sind wir dann bei dem, was den Roman gesellschaftspolitisch in gewisser Weise aktuell macht. Wobei es schon seltsam ist, dass sowohl in Frankreich als auch in Deutschland Besprechungen des neuen Romans zu lesen sind, die mit diesem Teil des Buchs beginnen und Houellebecq zugute halten, er habe einen "Gelbe Westen"-Roman geschrieben, ja, die Unruhen der "Gelben Westen" gewissermaßen vorhergesagt, so wie er in "Unterwerfung" das Pariser Attentat vorhergesagt habe (was auch nicht stimmte).
Labrouste mietet sich für eine Weile bei Aymeric auf dem Land in einem Bungalow ein und lässt sich von ihm das Schießen beibringen. Er hört ihm zu, wenn der von den ausländischen Investoren erzählt, denen er, um zu überleben, Parzellen seines Lands verkaufen muss, weil sie den doppelten Marktpreis bezahlen. Er versteht ihn, wenn Aymeric schildert, wie er sich an die Anforderungen des Bio-Siegels zu halten und alles korrekt zu machen versucht, auf diese Weise aber immer schlechter über die Runden kommt. Und er beobachtet, wie Aymeric sich mit den anderen Landwirten zusammenschließt, mit Pick-ups, Waffen und Benzinkanistern zur Autobahn aufbricht, um gegen den erneuten Rückgang der Milchpreise zu protestieren. Hier kommt es zur Katastrophe.
Es ist die spannendste Szene des Romans, es ist auch der Höhepunkt, wenngleich nicht das alles beherrschende Thema des Romans. Anders als Houellebecqs Beitrag im "Harper's Magazine" kommt diese Szene auch nicht als politisches Statement daher. Es heißt im Roman an einer Stelle, die Europäische Union habe sich "mit dieser Milchquoten-Geschichte wie eine alte Schlampe verhalten". Das stimmt. Aber das sagt nicht Houellebecq und auch nicht Labrouste. Labrouste denkt es, indem er sich in seinen Freund Aymeric hineinversetzt. Das ist schon ein Unterschied.
Worum es vielmehr geht, ist die Schilderung von zwei Männern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, der eine, ein Landwirt, mit erhobenem Sturmgewehr vor einer Reihe von Bereitschaftspolizisten auf der Autobahn auf der Suche nach Gerechtigkeit; der andere, ein Beamter des Landwirtschaftsministeriums, mit einer Waffe im Kofferraum auf der Suche nach Glück. Beide klammern sich an diese Waffen, als ob in ihrer Welt, in der alles verloren scheint, sich durch einen einzigen Schuss etwas ändern oder rückgängig machen ließe. Nur einer von ihnen drückt ab.
"Die meisten Menschen leben mit der Verzweiflung. Hin und wieder fragen sie sich trotzdem, ob sie sich zu einem Hauch von Hoffnung hinreißen lassen können, zumindest stellt sich die Frage, bevor sie sie verneinen. Dennoch machen sie beharrlich weiter, und das ist ein bewegendes Schauspiel." Von diesem Schauspiel erzählt "Serotonin", von einer Welt, in der eine kleine weiße teilbare Tablette einem Menschen zu leben oder zumindest nicht zu sterben hilft - über eine gewisse Zeit hinweg. Von hier aus gibt es, außer einem Rest metaphysischer Hoffnung, keinen Ausweg mehr. Es ist der mit Abstand dunkelste Roman von Michel Houellebecq.
JULIA ENCKE
Michel Houellebecq: "Serotonin". Roman. Aus dem Französischen von Stephan Kleiner. Verlag Dumont, 336 Seiten, 24 Euro
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Dirk Fuhrig sichert sich nach allen Seiten ab. Einerseits erkennt er in Michel Houellebecqs neuem Roman vor allem viele Eigenzitate und Selbstreferenzen, wenn der französische Großschrifsteller wie gehabt von einem mittelalten und mittelerfolgreichen Mittelschichtsmann mit "maximaler Depression" erzählt. Die Provokationen lässt Fuhr an sich abprallen, die Freizügigkeiten, die Verachtung der EU und der Unterschicht. Anderseits sieht er in dem Roman ein "bittersüßes, tieftrauriges und humoristisches Roadmovie", in dem der lebensüberdrüssige Florent-Claude in seinem Mercedes SUV Diesel durch ein zermürbtes Europa fährt (rasen darf er ja nicht). Und klar: Houellebecqs Stil und die ihm eigene Kombination aus Melancholie und schreiender Komik findet Fuhrig natürlich großartig.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Tritt ein, lieber Leser, in die Düsternis des Abendlandes, und beginne die Reise ans Ende der Nacht.« Romain Leick, DER SPIEGEL »Ein tieftrauriges Buch über die Liebe.« Mathias Wert, ARD Tagesthemen »Die Sprache, das darf man nicht vergessen, ist das eigentlich Ereignis bei Michel Houellebecq.« Julia Encke, FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG »Wo zum Teufel findet man denn intelligentere Gegenwartsdiagnosen von schmerzhafterer Klarheit und zwingenderer Radikalität als bei Houellebecq?« Denis Scheck, ARD DRUCKFRISCH »Ich hab selten zuvor ein Buch gelesen, in dem so eine Dunkelheit herrschte, so eine Verzweiflung und Einsamkeit und ich trotzdem auf jeder Seite schallend lachen musste« Volker Weidermann, DAS LITERARISCHE QUARTETT »Warum begeistert mich dieser Autor? Ganz einfach: Weil ich keine intelligenteren Zeitdiagnosen unserer Gesellschaft finde in der Gegenwartsliteratur als bei Michel Houellebecq.« Denis Scheck, SWR LESENSWERT QUARTETT »Sprachlich bewegt sich [das Buch] auf einer sehr großen Klaviatur« Nicola Steiner, SRF LITERATURCLUB »Ein tieftrauriger Liebesroman« Jan Wiele, FRANKFUTER ALLGEMEINE ZEITUNG »Ein tiefes, schönes Buch über die menschliche Existenz. [...] [Houellebecq] ist ein großer Künstler.« Mara Delius, DIE LITERARISCHE WELT »Wow, eine so kluge Gegenwartsanalyse habe ich lange nicht mehr gelesen, dieses Buch macht einen klüger« Denis Scheck, WDR2 LESEN »Große Erzählkunst, wenn die Beklemmung, die Scham, die Unfähigkeit zu spüren ist [...]. Umwerfend erzählt.« Doris Akrap, TAZ »Ein Roman, der mehr als Symptom unserer Zeit zu lesen ist denn als Analyse unserer Gegenwart.« ORF Bestenliste »'Serotonin' ist ein zynischer Abgesang auf das Leben westlicher Prägung. Zugleich eine vertrackte Liebeserklärung an eben dieses.« Katja Gasser, ORF ZIB1 »Literarisch sehr geschickt gemacht [...]. Die Sprache fängt an zu sprühen [...]. Und da Entsteht eine Spannung, die sehr verstörend ist.« Christine Lötscher, 3SAT KULTURZEIT »Houellebecq ist ein grosser Theoretiker der Liebe - er versteht sich meisterhaft darauf, Männer zu beschreiben, die ihrer vollkommen unfähig sind.« Tobias Sedlmaier, NZZ am Sonntag »Horror-Satire über das Ende der Welt« Iris Radisch, DIE ZEIT »[Man] kann Serotonin auch als Hymne an die romantische Liebe lesen.« Sabine Glaubitz, DPA »Am Ende bleibt von der vielbeschworenen Freiheit des Westens nicht mehr übrig als 'eine kleine, weiße, ovale, teilbare Tablette'.« Mathias Dusini, FALTER »Houellebecq [zeigt], was er kann, Krimi, Groteske, Liebesroman, Sozialreportage, alles wird angespielt und zitiert.« Alex Rühle, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG »Und vielleicht gehört es darum zum Besten seiner quecksilbrigen Literatur, dass für sie gilt: Was immer man über sie sagt, das Gegenteil trifft genauso zu.« Roman Bucheli, NEUE ZÜRCHER ZEITUNG »Es ist ein Buch, das einen neuen Houellebecq zeigt, einen, der an die Möglichkeit des Glücks zumindest glaubt.« Stefan Gmünder, DER STANDARD »Dieser außergewöhnliche Stil, der zwischen schreiender Komik und abgrundtiefer Melancholie wechselt, macht auch dieses Buch zu einem 'echten Houellebecq'.« Dirk Fuhrig, DLF Kultur »Ein unglaublich guter Autor« Jörg Magenau, RBB KULTUR »Er ist in der Tat literarisch herausragend.« Andreas Isenschmid, DLF KULTUR »Sprachlich auf der Höhe seiner Kunst.« Dirk Fuhrig, WDR 3 Mosaik »Umwerfend ist Michel Houellebecq aber zweifellos immer dann, wenn ihn nicht der visionäre (und manchmal auch moralische) Furor packt und er sich auf thematischen Nebenschauplätzen bewegt.« Jochen Kürten, DEUTSCHE WELLE »Serotonin ist Houellebecqs womöglich bester Roman. [Er ist] alles andere als trübsinnig. Ja, zuweilen ist die Lektüre ein schwarzer, sarkastischer Spaß.« Martin Oehlen, KÖLNER STADT-ANZEIGER »Wir haben gelacht und uns entsetzt. Aber in dem Moment, in dem Michel Houellebecq uns mit unserem lustvollen Kummer allein lässt, wir dem schauerlich-schönen Klagegesang des Erzählers entkommen sind, fassen wir eigene Gedanken.« Alexander Solloch, NDR Kultur »Am Ende dieses urkomischen und zugleich tieftraurigen Romans hält Houellebecq ein regelrechtes Plädoyer für die Liebe, die in der heutigen Zeit durch die Illusion von individueller Freiheit und unbegrenzten Möglichkeiten zum Scheitern verurteilt ist.« Welf Grombacher, MÄRKISCHE ODERZEITUNG »[Houellebecq ist] ein glänzender Autor und ein gnadenloser Chronist unserer Zeit. Es gibt nicht viele von seiner analytischen Schärfe und seiner Rücksichtslosigkeit.« Bettina Schulte, BADISCHE ZEITUNG »Sich über Houellebecq und 'Serotonin' wundern: ja. Sich ärgern: unbedingt! Aber lesen.« Peter Pisa, KURIER »Houellebecq hat sich neu erfunden.« Felix Schneider, SRF2 Kultur »Kann ich nicht einfach so lesen, muss man zelebrieren.« Harald Schmidt »'Serotonin' ist Houellebeqcs bisher persönlichstes Buch. Aus einem Guss. Ein Wurf.« Peter Burri, BASLER ZEITUNG »Wer keine Fragen ans Leben richten will, sollte besser die Finger von diesem Roman lassen. Alle andere greifen bitte zu.« Lothar Schröder, RHEINISCHE POST »Seine Traurigkeit ist unser aller Traurigkeit.« Knut Cordsen, BR »Der Provokateur Houellebecq [zeigt] sich von seiner einfühlsamen, zarten und verletzlichen Seite. Von einer Intensität, die tieftraurig macht - und dieses Buch so besonders.« Franziska Trost, KRONEN ZEITUNG »Sein Roman ist ein Meisterwerk, der Schmutz in große Literatur wandelt.« Susanne Zobl, NEWS »'Serotonin' steht als Prosakraftakt ganz für sich selbst, vielleicht wie noch kein Houellebecq-Roman zuvor.« Wolfgang Paterno, PROFIL »Eine klare Leseempfehlung« Thomas Andre, HAMBURGER ABENDBLATT »Es geht um die größte Gefahr unserer Gesellschaft: Einsamkeit - und die einzige Rettung: Liebe.« Marie Kaiser, RBB radioeins »Ein dreiviertel Jahrhundert nach Albert Camus erschafft Michel Houellebecq in 'Serotonin' einen neuen Fremden.« Tilla Fuchs, SR 2 KulturRadio »eine großartige stilistische Neuerfindung« Katharina Hirschmann, Manuel Chemineau, WIENER ZEITUNG »Der ideale Schriftsteller des postideologischen Zeitalters« Anton Thuswaldner, DIE FURCHE
Dirk Fuhrig sichert sich nach allen Seiten ab. Einerseits erkennt er in Michel Houellebecqs neuem Roman vor allem viele Eigenzitate und Selbstreferenzen, wenn der französische Großschrifsteller wie gehabt von einem mittelalten und mittelerfolgreichen Mittelschichtsmann mit "maximaler Depression" erzählt. Die Provokationen lässt Fuhr an sich abprallen, die Freizügigkeiten, die Verachtung der EU und der Unterschicht. Anderseits sieht er in dem Roman ein "bittersüßes, tieftrauriges und humoristisches Roadmovie", in dem der lebensüberdrüssige Florent-Claude in seinem Mercedes SUV Diesel durch ein zermürbtes Europa fährt (rasen darf er ja nicht). Und klar: Houellebecqs Stil und die ihm eigene Kombination aus Melancholie und schreiender Komik findet Fuhrig natürlich großartig.
© Perlentaucher Medien GmbH
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