ETFs bieten Anlegern eine gute Möglichkeit, ihr Geld kostengünstig und breit gestreut anzulegen. Sie sind deutlich günstiger als herkömmliche Fonds und stärker diversifiziert, als es ein Anleger mit Einzeltiteln in der Regel erreichen kann. Gerd Kommer beschreibt in seinem Buch, wie man nach den
Erkenntnissen der modernen Finanzmarkttheorie langfristig eine Rendite erzielen kann, die dem…mehrETFs bieten Anlegern eine gute Möglichkeit, ihr Geld kostengünstig und breit gestreut anzulegen. Sie sind deutlich günstiger als herkömmliche Fonds und stärker diversifiziert, als es ein Anleger mit Einzeltiteln in der Regel erreichen kann. Gerd Kommer beschreibt in seinem Buch, wie man nach den Erkenntnissen der modernen Finanzmarkttheorie langfristig eine Rendite erzielen kann, die dem Marktdurchschnitt einer nach dem persönlichen Risikoprofil ausgewählten Anlageklasse entspricht. Dieses Anlagebuch richtet sich eher an Leser, die sich als fortgeschrittene Anleger verstehen - für alle anderen gibt es spezielle Einsteigerliteratur, ebenfalls von Kommer.
Für die 6. Auflage wurde das Buch aktualisiert und wesentlich umstrukturiert. Das Zahlenmaterial in den Tabellen und Grafiken reicht nun in der Regel bis ins Jahr 2022. Gegenüber der Vorauflage hat Kommer sein Vademecum um über 130 Seiten erweitert, gleichzeitig wurden nicht mehr relevante Inhalte gestrichen oder in andere Kapitel integriert.
Wer den Markt (z.B. den DAX) schlagen will, muss zwangsläufig höhere Verlustrisiken eingehen und seine Investments aktiv steuern und laufend korrigieren. Kurzfristig kann man mit dieser Strategie erfolgreich sein, aber die Mehrheit der privaten und institutionellen Anleger schafft es laut Kommer nicht, unter Berücksichtigung des Risikos und der Transaktionskosten dauerhaft und langfristig erfolgreich zu sein.
Kommer propagiert daher ein passives Anlagemanagement, das nicht versucht, attraktive von unattraktiven Wertpapieren zu unterscheiden, Wertpapierkurse zu prognostizieren oder Märkte zu timen. Passive Anleger investieren nach dem Buy-and-Hold-Prinzip in ein oder mehrere breite Aktienmarktsegmente (Asset-Klassen), z.B. in Form von traditionellen Indexfonds oder ETFs (Exchange Traded Index Funds). Sie begnügen sich mit der jeweiligen Marktrendite und versuchen, die hohen Transaktionskosten eines aktiven Anlagemanagements zu vermeiden. "Über 90% der Rendite und etwa 90% des Risikos eines Aktienportfolios werden von den in ihm enthaltenen Assetklassen bestimmt. Weniger als 10% der Rendite und des Risikos geht auf die innerhalb der einzelnen Assetklassen enthaltenen konkreten Wertpapiere zurück." Damit werden "heiße" Anlegertipps ziemlich überflüssig.
Kommer geht ausführlich auf verschiedene Risikokonzepte ein (z.B. Diversifikation, Klumpenrisiko, Inflationsrisiko) und warnt vor teuren Anlegerfehlern (z.B. aktive Anlagestrategien, Trends folgen, Fondsratings vertrauen). Er beschreibt ausführlich, wie sein Anlagekonzept funktioniert (risikobehafteter Teil mit ETFs aus dem Weltaktienmarkt kombiniert mit "risikofreiem" Teil, z.B. Sparguthaben), stellt die Besonderheiten des Factor Investing heraus und gibt praktische Umsetzungshilfen (z.B. den richtigen ETF finden, ausschüttende oder thesaurierende ETFs kaufen, Sparpläne abschließen). Er setzt sich mit der Kritik auseinander, der ETFs in der Fachpresse häufig ausgesetzt sind, erklärt, wie man "schlechte" Risiken vermeidet, rät konkret von bestimmten Anlageprodukten ab (z.B. von Kapitallebensversicherungen, geschlossenen Fonds oder Zertifikaten und Derivaten) und überzeugt mit der Aussage, warum jeder Börsencrash eine Chance ist.
Aus Aktualitätsgründen verzichtet der Autor jedoch fast vollständig auf konkrete Empfehlungen einzelner ETFs und verweist stattdessen auf verschiedene kostenfreie und kostenpflichtige Internetseiten, die dem Privatanleger helfen sollen, sein persönliches Anlagekonzept in Eigenregie umzusetzen.
Übrigens: Laut Verlag garantiert die „fadengeheftete Freirückenbroschur ein optimales Aufschlagverhalten und die Langlebigkeit des Buches trotz des großen Umfangs“. Das ist zwar grundsätzlich richtig, aber ich würde trotzdem ein konventionell gebundenes Buch bevorzugen, damit es beim Lesen nicht ständig von selbst zuklappt.
Kommers „Souverän investieren“ eignet sich sowohl als Arbeitsbuch, das man sequentiell von vorne bis hinten liest, als auch als Nachschlagewerk. Für mich ist es DAS Standardwerk für Privatanleger und seit der ersten Auflage die erste Anlaufstelle, wenn ich evidenzbasierte Informationen für die eigene Vermögensbildung und -sicherung suche.
(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)