Effie und Henry kommen gerade von der Highschool, haben frisch geheiratet und verbringen ihre Flitterwochen in Cape May, einem Badeort, den Effie noch von früher kennt. Dort ist nicht viel los, die Sommersaison ist schon vorbei, und beide müssen sich eingestehen, dass sie sich trotz der gerade erst
entdeckten intimen Beziehung, die sie nun offiziell ausleben dürfen, irgendwie ein bisschen…mehrEffie und Henry kommen gerade von der Highschool, haben frisch geheiratet und verbringen ihre Flitterwochen in Cape May, einem Badeort, den Effie noch von früher kennt. Dort ist nicht viel los, die Sommersaison ist schon vorbei, und beide müssen sich eingestehen, dass sie sich trotz der gerade erst entdeckten intimen Beziehung, die sie nun offiziell ausleben dürfen, irgendwie ein bisschen langweilen. Beide wollen gerade früher wieder abreisen, als sie auf alte Bekannte von Effie treffen, mit denen sie damals als 8-jährige ihre Sommer in Cape May verbracht hatte. Schnell liegt eine amourös-leidenschaftlich aufgeladene Stimmung in der Luft, die die junge Ehe von Henry und Effie schnell auf die Probe stellt.
"Tage in Cape May" ist ein sehr ruhiges, gemächliches Buch - man spürt förmlich den Eindruck dieser trägen, nach-sommerlichen Tage der späten 50er Jahre in dem kleinen verschlafenen Ort Cape May, in dem einfach nichts los ist - oder zumindest viel zu wenig, sodass die Geschehnisse eben derart ihren Lauf nehmen, wie sie das tun. Das ist letztlich auch das, was mir gut gefallen hat am Buch und mich ein bisschen versöhnt hat mit der Geschichte an sich: die Stimmung, die Autor Cheek hier einfängt und auf Papier bringt, ist gut getroffen und beschrieben. Man fühlt sich beim Lesen tatsächlich ein wenig so, wie man es sich von damals aus den Nachkriegsjahren der 50er in einem kleinen verschlafenen amerikanischen Badeort vorstellt.
Aber Effie und Henry blieben mir beide zu fremd, zu wenig persönlich, als dass ich mit ihnen hätte "mitleiden" können. Die Handlung ist zudem letztlich schnell erzählt und auch die Motive sind überschaubar. Es geht um (mitunter ziemlich ausschweifend und zugleich plump erzählte) Leidenschaft, intime Verwicklungen, Ehebruch - und das alles vor dem Hintergrund der prüden 50er Jahre, in denen all diese Themen noch so viel mehr verpöhnt und unmöglich waren, als sie es heute sind. Insofern wagt sich Chip Cheek mit den Moral- und Anstandsvorstellungen von damals an ein ungewohntes Thema heran, erfindet das Rad jedoch nicht neu und bringt nichts, das einem im Kopf bleibt. Bei mir wuchs von Seite zu Seite die Frage, warum eigentlich. Warum schreibt er über dieses Thema? Warum schreibt er diese Geschichte? Was ist die Botschaft? Gerade die letzten Seiten haben mich noch unzufriedener zurückgelassen, weil sie, was die Beziehung zwischen Henry und Effie betrifft, zwar der Realität entsprechen würden, aber gerade deswegen zugleich einen faden und äußerst langweiligen Beigeschmack nach der ganzen Erzählung vorher hinterlassen. Bei mir hat es bei diesem Buch nicht "Klick" gemacht.