Nora gerät in einen Banküberfall, und das ausgerechnet mit ihrem Ex- und besten Freund Wes und ihrer neuen Liebe Iris. Doch die Geiselnehmer merken bald, dass sie sich mit der Falschen angelegt haben, den Nora, Tochter einer bekannten Trickbetrügerin, weigert sich tatenlos zuzusehen.
Nachdem ich
den Klappentext gelesen hatte, hatte ich einen queeren, actionreichen und unterhaltsam lockeren…mehrNora gerät in einen Banküberfall, und das ausgerechnet mit ihrem Ex- und besten Freund Wes und ihrer neuen Liebe Iris. Doch die Geiselnehmer merken bald, dass sie sich mit der Falschen angelegt haben, den Nora, Tochter einer bekannten Trickbetrügerin, weigert sich tatenlos zuzusehen.
Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, hatte ich einen queeren, actionreichen und unterhaltsam lockeren Roman erwartet. Diese Erwartungen wurden definitiv erfüllt; und auch wieder nicht, denn darüber hinaus ging die Thematik doch tiefer und wurde stellenweise ernster als ich gedacht hatte.
Der Roman gibt den Lesenden viel Zeit Nora kennenzulernen. Immer wieder wirft die Autorin den Lesenden Bruchstücke aus Noras Vergangenheit, Gegenwart und Gedankenwelt hin, die sich ähnlich einem Puzzle nach und nach zusammensetzen lassen und eine facettenreiche Persönlichkeit zeigen, die zu so manchen Überraschungen fähig ist. Ähnlich ist es bei Iris und Wes, die zwar nicht ganz so sehr unter die Lupe genommen werden, deren Persönlichkeit aber wunderbar eingeflochten wird, sehr direkt und gerne auch mal subtil. Ich persönlich mochte alle, jede*n für sich und alle drei zusammen.
Thematisch steht natürlich der Banküberfall und Noras Vergangenheit im Vordergrund, trotzdem werden gleichzeitig sehr wichtige Themen angesprochen. Nora selbst ist bisexuell und der Umgang und die Darstellung ihrer Sexualität hat mich als queere Person wahnsinnig gefreut, denn einerseits war Noras Sexualität vordergründig durch ihre Beziehung zu Iris sichtbar, gleichzeitig wurde darauf verzichtet – wie es so häufig in der Literatur und anderen Medien passiert – diese Sexualität zu problematisieren oder abseits einer (bestehenden) Liebesbeziehung zum Thema zu machen. Auch nimmt die Geschichte Abstand von den Quotenregel („Wenn es schon queere Charaktere gibt, dann bitte nur einen oder maximal zwei als Paar!“), was ziemlich nice ist.
Ein weiteres Thema, das mir noch nie in einem Roman begegnet ist, dass im Leben vieler Menschen mit Uterus super präsent ist – und an dieser Stelle sei mir dieser klitzekleine Minispoiler verziehen, aber ich finde das echt wichtig zu erwähnen – ist die Krankheit Endometriose, die zwar keine zentrale, aber doch nicht wegezudenkende Rolle in der Geschichte spielt. Tess Sharpe erfüllt hiermit in einem fiktionalen Jugendroman einen Bildungsantrag, wie ihn viele Biologielehrende an weiterführenden Schulen nicht auf die Kette bekommen. Ich weiß, das klingt ein bisschen polemisch, wollte ich aber mal gesagt haben.
Deswegen und wegen vieler anderer Gründe, die den Rahmen dieser Rezension sprengen würden, möchte ich ganz uneingeschränkt eine Empfehlung für „The Girls I’ve been“ von Tess Sharpe aussprechen; für alle, die einfach nur Action und Spannung wollen und für die, die auch ein bisschen mehr wollen.
Und auch, wenn ich es in meiner Rezension nicht erwähnt habe, möchte ich zum Ende eine Inhaltswarnung für folgende Themen aussprechen:
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häusliche Gewalt, sexualisierte Gewalt, Vergewaltigung