"All die Stunden in der Halle, die Niederlagen und Siege, all die Geschichten und Gedanken - es braucht einen Autor wie Thomas Pletzinger, um die richtigen Worte für meine Welt und mein Spiel zu finden. Ich hätte mir keinen besseren wünschen können." Dirk Nowitzki Wenn man über Dirk Nowitzki spricht, kommt man an Superlativen nicht vorbei. Er gehört zu den Legenden seiner Sportart, ist ein globaler Superstar - und als Mensch zugleich nahbar und schwer zu fassen. Thomas Pletzinger hat den Ausnahmesportler über viele Jahre begleitet, er wurde Teil von dessen Kosmos. In The Great Nowitzki zeigt er uns das Universum eines Sportstars und die ungesehene Welt jenseits des Scheinwerferlichts - zwischen Flughäfen, Turnhallen und Nowitzkis Haus in Dallas. Pletzinger stellt ganz persönliche Fragen und spricht mit Gegnern und Mitspielern, Fans und Coaches, Wissenschaftlern und Künstlern. So entsteht eine brillante Nahaufnahme des außergewöhnlichen Menschen und Sportlers Dirk Nowitzki.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.12.2019Ein Fest der Bücher
Es sind viele wunderbare Sportbücher in diesem Jahr erschienen. Wir haben uns für neun entschieden
"Pelé war torgefährlicher, Cruyff schneller, Messi trickreicher - aber niemand war so elegant wie Beckenbauer."
Titel Manuel Neukirchner: Hall of fame. Die größten deutschen Fußballspieler. Delius Klasing, Bielefeld 2019, 240 Seiten, 49,90 Euro.
Kurzkritik Elf Spieler, ein Trainer - das ergibt: eine Jahrhundertelf des deutschen Fußballs. Das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund würdigt die besten Spieler in der Geschichte der Nationalelf mit einer Ruhmeshalle, die beständig erweitert wird. Die Hauptdarsteller dieses Buchs bilden dabei das Fundament: Sepp Maier im Tor, Franz Beckenbauer, Andreas Brehme und Paul Breitner in der Abwehr, Günter Netzer, Lothar Matthäus, Matthias Sammer und Fritz Walter im Mittelfeld, Gerd Müller, Uwe Seeler und Helmut Rahn im Sturm und Sepp Herberger als Trainer. Das Buch besticht durch großartige Fotos, viele davon noch in Schwarzweiß, und eindringliche Porträts. Es ist zudem hochwertig verarbeitet.
Für jene, die finden, früher sei der Fußball besser gewesen.
witt.
"Hände sind Waffen."
Titel Kobe Bryant: Mamba Mentality. Mein Weg zum Erfolg. Riva, München 2019, 208 Seiten, 24,99 Euro.
Kurzkritik Da sitzt er also auf einem handelsüblichen Bürostuhl, die Füße im Eiswasser, in der Hand eine Tageszeitung: "Ich habe nicht nur meinen Körper, sondern auch meinen Verstand trainiert", sagt Kobe Bryant. Aufgenommen wurde das Bild vom Fotografen Andrew D. Bernstein, der seit Jahrzehnten offizieller Fotograf der Los Angeles Lakers ist und durch seine intimen Aufnahmen in diesem Buch einen ganz besonderen Blick auf die Karriere von Bryant schafft. "Mamba Mentality" ist keine klassische Biographie, es ist vielmehr ein Scan der Gedanken- und Motivationswelt von Kobe Bryant, eine Art Lehrbuch. Eines seiner Gebote: "Mein Ziel war immer, den Gegner zu vernichten." Wie er das tat, wie er sich immer wieder mental und körperlich ans Limit brachte, wie er seine Gegenspieler analysiert und sich von schweren Verletzungen erholt hat, all das beschreibt er so eindrucksvoll, dass selbst Kenner des Basketballs in eine neue Welt eintauchen.
Für alle, die sich psychisch und physisch stärken wollen. witt.
"Kampfsport ist ein Langzeitprojekt für Gewaltprävention und Integration."
Titel Ernes Erko Kalac: Faszination und integrative Kraft des Sports - Geschichte eines Geflüchteten. ibidem-Verlag, Stuttgart 2019, 162 Seiten, 32 Euro.
Kurzkritik Im Jahr 1989 kämpft Ernes Erko Kalac mit dem jugoslawischen Nationalkader bei der Karate-Europameisterschaft in Wien und äußert sich in einem Interview kritisch zur Politik von Staatschef Milosevic. Er muss fliehen, wie während des folgenden Balkan-Krieges bald auch Hunderttausende seiner Landsleute. Er schlägt sich nach Deutschland durch, kommt dort an ohne jede Sprachkenntnisse - und findet Anschluss durch den Sport. In der hessischen Provinz gründet er einen Verein, der sich zu einem bundesweiten sportlichen und sozialen Vorzeigeprojekt entwickelt. Kalac erstellt ein Integrationskonzept, um Geflüchtete, sozial Benachteiligte und Menschen mit Behinderungen zu helfen. Er wird vielfach ausgezeichnet und Integrationsbotschafter des Deutschen Olympischen Sportbundes. In seinem Buch erzählt er die Geschichte seines Lebens.
Für alle, die Sport für mehr halten als das, was Profis betreiben. ede.
"Lass Federer einfach spielen und forsche nicht, was er taktisch macht. Du verstehst es ohnehin nicht."
Titel René Stauffer: Roger Federer: Die Biografie. Piper, München 2019, 352 Seiten, 25 Euro.
Kurzkritik Ob Roger Federer der größte Tennisspieler der Geschichte ist oder bleibt, das sei einmal dahingestellt. In jedem Fall ist der Schweizer, der 20 Grand-Slam-Titel gewonnen hat und damit mehr als jeder andere, eine große Inspiration für Spieler und Schreiber. Über Federer sind Elogen erschienen. Der Tonfall des Schweizer Journalisten René Stauffer in seiner Biographie "Roger Federer" ist eher nüchtern, aber die Aufarbeitung des Ausnahmelebens ist in Breite und Tiefe äußerst gelungen. Das Buch, in Teilen eine überarbeitete Fassung vom 2008 erschienenen "Das Tennisgenie", beschreibt nicht nur Federers Tenniskunst, sondern blickt auch hinter die freundliche Fassade.
Für Federer-Fans ein Standardwerk. kle.
"Basketball seit Nowitzki war anders als Basketball vor ihm: beweglicher, variabler, weniger erwartbar, feiner, raffinierter."
Titel Thomas Pletzinger: The Great Nowitzki. Mit Fotos von Tobias Zielony. Kiepenheuer&Witsch, Köln 2019, 512 Seiten, 26 Euro.
Kurzkritik Sieben Jahre hat die Arbeit an diesem Buch gedauert, sagt Pletzinger. Sogar seine Töchter, die während der Recherche für dieses Projekt geboren worden sind, haben irgendwann geglaubt, Nowitzki sei sein Beruf. Pletzinger ist Nowitzki bis in die Umkleide gefolgt, er hat Interviews mit ihm geführt, mit seiner Familie und seinen Vertrauten gesprochen und dabei eine Nähe aufgebaut, die diesem Buch guttut - weil es ein solch intensives Sportbuch über das Denken und Handeln eines deutschen Sportstars bisher noch nicht gab. Das macht es so besonders, und deshalb ist es auch egal, dass die Geschichte, wie aus Nowitzki einer der besten Basketballer der Geschichte wurde, keine neue ist. Die Erzählung ist es. Und ihr Tempo. Swish!
Für jeden, der von Großen träumt. witt.
"Wer keinen Bugatti hat, kann sich gar nicht vorstellen, wie angenehm Ivo darin sitzt."
Titel Tonio Schachinger: Nicht wie ihr. Kremayr & Scheriau, Wien 2019, 304 Seiten, 22,90 Euro.
Kurzkritik Ivica "Ivo" Trifunovic ist ein Star. 27 Jahre alt, österreichischer Nationalspieler, er verdient 100 000 Pfund pro Woche. Und auch sonst hat er alles, was ein richtiger Fußballer heute braucht: Seine Frau Jenny hat platinblonde lange Haare und vermutlich nicht von der Natur geformte Brüste; er fährt einen Bugatti, gern niedertourig, damit die Karre ordentlich wummert. Und doch steckt er in einer Krise: Wird er jemals wieder so gut, wie er einmal war? Und warum wird sein Herz so hart, als er seine Jugendliebe Mirna wiedersieht? Das Romandebüt von Schachinger, Jahrgang 1992, ist nicht nur eine fiktive Studie über den heutigen Fußballspieler, sie ist auch eine Geschichte über das Menschsein. Quell Schachingers Inspiration waren unter anderem die Social-Media-Accounts von Marko Arnautovic. Das Buch ist gelungen, so sehr, dass es es sogar auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises geschafft hat.
Für alle die meinen, Fußball sei ohnehin nur Theater. witt.
"Nach außen gibt sich Niki cool. In Wirklichkeit hat er seine sensiblen Phasen."
Titel Hartmut Lehbrink, Ferdi Kräling: Niki Lauda, von außen nach innen - 1949-2019. Delius Klasing, Bielefeld 2019, 160 Seiten, 79 Fotos und Abbildungen, 29,90 Euro.
Kurzkritik Die Fotos erscheinen, als habe man sie so noch nie gesehen. Manche in Schwarzweiß, andere in Farbe: Niki Lauda an der Rennstrecke, im Ferrari, beim Spaziergang mit seinem Schäferhund, im Gespräch mit einigen der größten Persönlichkeiten in der Geschichte der Formel 1. Etwa mit Bernie Ecclestone, dem Erfinder dieser Rennserie. Er und 39 andere Figuren aus der Formel 1 kommen in diesem Buch zu Wort und erzählen ihre ganz eigene Geschichte über Niki Lauda. Über den Rennfahrer, den Ehemann, den Vater, den Menschen. Über Jahre, ja Jahrzehnte entsteht so ein ganz besonderes Bild des Mannes mit der roten Kappe. Am 20 Mai 2019 ist Niki Lauda gestorben, er wurde 70 Jahre alt.
Für alle, die wissen wollen, wie Niki Lauda wirklich tickte.
witt.
"In den Ozeanen der sterilen Perfektion muss es Inseln der Echtheit geben."
Titel Christian Werner mit Frank Goosen: An jedem verdammten Sonntag. Edelbooks, Hamburg 2019, 194 Seiten, 19,95 Euro.
Kurzkritik Männer auf Asche, die zwei Kreise bilden. Im Hintergrund rauchen die Fabrikschlote. Männer in Trainingsjacken, die den Spielball im Rapsfeld suchen. Männer mit Mützen hinter der Absperrung, gestikulierend. Fotograf Christian Werner hält die kleine Welt des Amateurfußballs in Fotos fest, die in ihrer Tristesse rührend wirken und doch von einer großen Liebe erzählen: von der Leidenschaft der Amateure, mit der sie ihrem Lieblingssport nachgehen. Ob auf dem Dorf oder in der Großstadt. Mit krummen Linien und windschiefen Eckfahnen, die auf umgedrehten Hütchen das Ende des Sportplatzes markieren. Dazu Sprüche vom Spielfeldrand, trocken, authentisch, schnörkellos - wie der Fußball, der in den zahllosen Kreisklassen noch immer jeden Sonntag gespielt wird.
Für Romantiker, die den Fußball lieben, in der Provinz und überhaupt. ad.
"Als ich die Regeln des Überlebens ein für allemal gelernt hatte, war mein Unterwegssein keine Aufgabe mehr, eher ein Zustand."
Titel Reinhold Messner: Alle meine Gipfel. Bilanz eines Lebens der Extreme. Langen-Müller, München 2019, 376 Seiten, 30 Euro.
Kurzkritik Der wohl berühmteste Bergsteiger unserer Zeit öffnet sein Fotoalbum und teilt seine Erinnerungen. Es sind Bilder von entlegenen Gebieten, von Bergen, ummantelt von Schnee, und einem Mann, der die größten Gipfel bezwingen wollte. Messner geht chronologisch vor, von 1950, dem Sass Rigais als erstem Dreitausender seines Lebens, bis 2018, dem Klettern mit seiner Tochter Anna in den Dolomiten oder mit Gorillas in Ruanda. Dieses Buch ist eine Hymne an die Natur, aber auch ein Plädoyer für das Leben, den Glauben und dafür, niemals den Mut zu verlieren.
Für Abenteurer und Gipfelstürmer. witt.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Es sind viele wunderbare Sportbücher in diesem Jahr erschienen. Wir haben uns für neun entschieden
"Pelé war torgefährlicher, Cruyff schneller, Messi trickreicher - aber niemand war so elegant wie Beckenbauer."
Titel Manuel Neukirchner: Hall of fame. Die größten deutschen Fußballspieler. Delius Klasing, Bielefeld 2019, 240 Seiten, 49,90 Euro.
Kurzkritik Elf Spieler, ein Trainer - das ergibt: eine Jahrhundertelf des deutschen Fußballs. Das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund würdigt die besten Spieler in der Geschichte der Nationalelf mit einer Ruhmeshalle, die beständig erweitert wird. Die Hauptdarsteller dieses Buchs bilden dabei das Fundament: Sepp Maier im Tor, Franz Beckenbauer, Andreas Brehme und Paul Breitner in der Abwehr, Günter Netzer, Lothar Matthäus, Matthias Sammer und Fritz Walter im Mittelfeld, Gerd Müller, Uwe Seeler und Helmut Rahn im Sturm und Sepp Herberger als Trainer. Das Buch besticht durch großartige Fotos, viele davon noch in Schwarzweiß, und eindringliche Porträts. Es ist zudem hochwertig verarbeitet.
Für jene, die finden, früher sei der Fußball besser gewesen.
witt.
"Hände sind Waffen."
Titel Kobe Bryant: Mamba Mentality. Mein Weg zum Erfolg. Riva, München 2019, 208 Seiten, 24,99 Euro.
Kurzkritik Da sitzt er also auf einem handelsüblichen Bürostuhl, die Füße im Eiswasser, in der Hand eine Tageszeitung: "Ich habe nicht nur meinen Körper, sondern auch meinen Verstand trainiert", sagt Kobe Bryant. Aufgenommen wurde das Bild vom Fotografen Andrew D. Bernstein, der seit Jahrzehnten offizieller Fotograf der Los Angeles Lakers ist und durch seine intimen Aufnahmen in diesem Buch einen ganz besonderen Blick auf die Karriere von Bryant schafft. "Mamba Mentality" ist keine klassische Biographie, es ist vielmehr ein Scan der Gedanken- und Motivationswelt von Kobe Bryant, eine Art Lehrbuch. Eines seiner Gebote: "Mein Ziel war immer, den Gegner zu vernichten." Wie er das tat, wie er sich immer wieder mental und körperlich ans Limit brachte, wie er seine Gegenspieler analysiert und sich von schweren Verletzungen erholt hat, all das beschreibt er so eindrucksvoll, dass selbst Kenner des Basketballs in eine neue Welt eintauchen.
Für alle, die sich psychisch und physisch stärken wollen. witt.
"Kampfsport ist ein Langzeitprojekt für Gewaltprävention und Integration."
Titel Ernes Erko Kalac: Faszination und integrative Kraft des Sports - Geschichte eines Geflüchteten. ibidem-Verlag, Stuttgart 2019, 162 Seiten, 32 Euro.
Kurzkritik Im Jahr 1989 kämpft Ernes Erko Kalac mit dem jugoslawischen Nationalkader bei der Karate-Europameisterschaft in Wien und äußert sich in einem Interview kritisch zur Politik von Staatschef Milosevic. Er muss fliehen, wie während des folgenden Balkan-Krieges bald auch Hunderttausende seiner Landsleute. Er schlägt sich nach Deutschland durch, kommt dort an ohne jede Sprachkenntnisse - und findet Anschluss durch den Sport. In der hessischen Provinz gründet er einen Verein, der sich zu einem bundesweiten sportlichen und sozialen Vorzeigeprojekt entwickelt. Kalac erstellt ein Integrationskonzept, um Geflüchtete, sozial Benachteiligte und Menschen mit Behinderungen zu helfen. Er wird vielfach ausgezeichnet und Integrationsbotschafter des Deutschen Olympischen Sportbundes. In seinem Buch erzählt er die Geschichte seines Lebens.
Für alle, die Sport für mehr halten als das, was Profis betreiben. ede.
"Lass Federer einfach spielen und forsche nicht, was er taktisch macht. Du verstehst es ohnehin nicht."
Titel René Stauffer: Roger Federer: Die Biografie. Piper, München 2019, 352 Seiten, 25 Euro.
Kurzkritik Ob Roger Federer der größte Tennisspieler der Geschichte ist oder bleibt, das sei einmal dahingestellt. In jedem Fall ist der Schweizer, der 20 Grand-Slam-Titel gewonnen hat und damit mehr als jeder andere, eine große Inspiration für Spieler und Schreiber. Über Federer sind Elogen erschienen. Der Tonfall des Schweizer Journalisten René Stauffer in seiner Biographie "Roger Federer" ist eher nüchtern, aber die Aufarbeitung des Ausnahmelebens ist in Breite und Tiefe äußerst gelungen. Das Buch, in Teilen eine überarbeitete Fassung vom 2008 erschienenen "Das Tennisgenie", beschreibt nicht nur Federers Tenniskunst, sondern blickt auch hinter die freundliche Fassade.
Für Federer-Fans ein Standardwerk. kle.
"Basketball seit Nowitzki war anders als Basketball vor ihm: beweglicher, variabler, weniger erwartbar, feiner, raffinierter."
Titel Thomas Pletzinger: The Great Nowitzki. Mit Fotos von Tobias Zielony. Kiepenheuer&Witsch, Köln 2019, 512 Seiten, 26 Euro.
Kurzkritik Sieben Jahre hat die Arbeit an diesem Buch gedauert, sagt Pletzinger. Sogar seine Töchter, die während der Recherche für dieses Projekt geboren worden sind, haben irgendwann geglaubt, Nowitzki sei sein Beruf. Pletzinger ist Nowitzki bis in die Umkleide gefolgt, er hat Interviews mit ihm geführt, mit seiner Familie und seinen Vertrauten gesprochen und dabei eine Nähe aufgebaut, die diesem Buch guttut - weil es ein solch intensives Sportbuch über das Denken und Handeln eines deutschen Sportstars bisher noch nicht gab. Das macht es so besonders, und deshalb ist es auch egal, dass die Geschichte, wie aus Nowitzki einer der besten Basketballer der Geschichte wurde, keine neue ist. Die Erzählung ist es. Und ihr Tempo. Swish!
Für jeden, der von Großen träumt. witt.
"Wer keinen Bugatti hat, kann sich gar nicht vorstellen, wie angenehm Ivo darin sitzt."
Titel Tonio Schachinger: Nicht wie ihr. Kremayr & Scheriau, Wien 2019, 304 Seiten, 22,90 Euro.
Kurzkritik Ivica "Ivo" Trifunovic ist ein Star. 27 Jahre alt, österreichischer Nationalspieler, er verdient 100 000 Pfund pro Woche. Und auch sonst hat er alles, was ein richtiger Fußballer heute braucht: Seine Frau Jenny hat platinblonde lange Haare und vermutlich nicht von der Natur geformte Brüste; er fährt einen Bugatti, gern niedertourig, damit die Karre ordentlich wummert. Und doch steckt er in einer Krise: Wird er jemals wieder so gut, wie er einmal war? Und warum wird sein Herz so hart, als er seine Jugendliebe Mirna wiedersieht? Das Romandebüt von Schachinger, Jahrgang 1992, ist nicht nur eine fiktive Studie über den heutigen Fußballspieler, sie ist auch eine Geschichte über das Menschsein. Quell Schachingers Inspiration waren unter anderem die Social-Media-Accounts von Marko Arnautovic. Das Buch ist gelungen, so sehr, dass es es sogar auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises geschafft hat.
Für alle die meinen, Fußball sei ohnehin nur Theater. witt.
"Nach außen gibt sich Niki cool. In Wirklichkeit hat er seine sensiblen Phasen."
Titel Hartmut Lehbrink, Ferdi Kräling: Niki Lauda, von außen nach innen - 1949-2019. Delius Klasing, Bielefeld 2019, 160 Seiten, 79 Fotos und Abbildungen, 29,90 Euro.
Kurzkritik Die Fotos erscheinen, als habe man sie so noch nie gesehen. Manche in Schwarzweiß, andere in Farbe: Niki Lauda an der Rennstrecke, im Ferrari, beim Spaziergang mit seinem Schäferhund, im Gespräch mit einigen der größten Persönlichkeiten in der Geschichte der Formel 1. Etwa mit Bernie Ecclestone, dem Erfinder dieser Rennserie. Er und 39 andere Figuren aus der Formel 1 kommen in diesem Buch zu Wort und erzählen ihre ganz eigene Geschichte über Niki Lauda. Über den Rennfahrer, den Ehemann, den Vater, den Menschen. Über Jahre, ja Jahrzehnte entsteht so ein ganz besonderes Bild des Mannes mit der roten Kappe. Am 20 Mai 2019 ist Niki Lauda gestorben, er wurde 70 Jahre alt.
Für alle, die wissen wollen, wie Niki Lauda wirklich tickte.
witt.
"In den Ozeanen der sterilen Perfektion muss es Inseln der Echtheit geben."
Titel Christian Werner mit Frank Goosen: An jedem verdammten Sonntag. Edelbooks, Hamburg 2019, 194 Seiten, 19,95 Euro.
Kurzkritik Männer auf Asche, die zwei Kreise bilden. Im Hintergrund rauchen die Fabrikschlote. Männer in Trainingsjacken, die den Spielball im Rapsfeld suchen. Männer mit Mützen hinter der Absperrung, gestikulierend. Fotograf Christian Werner hält die kleine Welt des Amateurfußballs in Fotos fest, die in ihrer Tristesse rührend wirken und doch von einer großen Liebe erzählen: von der Leidenschaft der Amateure, mit der sie ihrem Lieblingssport nachgehen. Ob auf dem Dorf oder in der Großstadt. Mit krummen Linien und windschiefen Eckfahnen, die auf umgedrehten Hütchen das Ende des Sportplatzes markieren. Dazu Sprüche vom Spielfeldrand, trocken, authentisch, schnörkellos - wie der Fußball, der in den zahllosen Kreisklassen noch immer jeden Sonntag gespielt wird.
Für Romantiker, die den Fußball lieben, in der Provinz und überhaupt. ad.
"Als ich die Regeln des Überlebens ein für allemal gelernt hatte, war mein Unterwegssein keine Aufgabe mehr, eher ein Zustand."
Titel Reinhold Messner: Alle meine Gipfel. Bilanz eines Lebens der Extreme. Langen-Müller, München 2019, 376 Seiten, 30 Euro.
Kurzkritik Der wohl berühmteste Bergsteiger unserer Zeit öffnet sein Fotoalbum und teilt seine Erinnerungen. Es sind Bilder von entlegenen Gebieten, von Bergen, ummantelt von Schnee, und einem Mann, der die größten Gipfel bezwingen wollte. Messner geht chronologisch vor, von 1950, dem Sass Rigais als erstem Dreitausender seines Lebens, bis 2018, dem Klettern mit seiner Tochter Anna in den Dolomiten oder mit Gorillas in Ruanda. Dieses Buch ist eine Hymne an die Natur, aber auch ein Plädoyer für das Leben, den Glauben und dafür, niemals den Mut zu verlieren.
Für Abenteurer und Gipfelstürmer. witt.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Der Schriftsteller Thomas Pletzinger hat ein fast amerikanisches, romanhaftes Buch geschrieben [...] It's great.« Dirk Peitz zeit.de 20190907
Eis zum Frühstück
Abstand gewinnen lautet das Saisonziel für den deutschen Basketballstar in Rente.
Von Michael Wittershagen
Er ist wieder da, auf der großen Bühne. Aber auf einer anderen. Am Donnerstagabend stand Dirk Nowitzki im Schauspielhaus Frankfurt und las gemeinsam mit dem Schriftsteller Thomas Pletzinger Passagen aus seiner Biographie "The Great Nowitzki". Mehr als 500 Seiten ist das Werk stark, und es beginnt dort, wo Nowitzkis Karriere zu Ende gegangen ist: am 10. April dieses Jahres in Dallas, dem letzten Heimspiel der Mavericks in der Saison. An dem Tag also, an dem Nowitzki sein Karriereende bekanntgab. Nach 21 Spielzeiten und 1522 Partien für die Dallas Mavericks, nach 31 560 Punkten, nach dem Gewinn der Meisterschaft im Jahr 2011, nach etlichen persönlichen Auszeichnungen, nach Siegen und Tiefschlägen. Aber das ist noch längst nicht alles. Nowitzki, so formuliert es Pletzinger, "hatte ein amerikanisches Spiel grundlegend verändert, er hatte es revolutioniert. Basketball seit Nowitzki war anders als Basketball vor ihm: beweglicher, variabler, weniger erwartbar, feiner, raffinierter." Die Großen müssen nicht mehr länger unter dem Korb auf Bälle warten, sie werfen von außen, haben inzwischen sogar Spielmacherqualitäten.
Nowitzkis Weg beschreibt Pletzinger, der einst selbst von einer Karriere als Basketball-Profi träumte, als wäre er immer dabei gewesen. Weil er das aber nicht war, zieht er vieles unter anderem aus Gesprächen mit Nowitzki und dessen Mentor, Trainer und Begleiter Holger Geschwindner. Herausgekommen ist ein beeindruckendes Sportbuch, das von Nähe lebt, zugleich an verschiedenen Stellen aber auch deutlich macht, was diese Nähe kostet: Eine niederländische Direktbank, persönlicher Sponsor von Nowitzki, taucht immer wieder auf - und als Leser fragt man sich schon, welche inhaltliche Relevanz so manch eine Erwähnung hat. Sei es drum, Nowitzki gefällt das Buch. "Hat er gut gemacht", sagte er in Frankfurt.
Dabei ist Nowitzki trotz seiner Größe von 2,13 Metern, seiner beeindruckenden Laufbahn und seiner weltweiten Popularität gar kein Mann für den großen Auftritt. Auch aus der NBA hätte er sich lieber still und leise verabschiedet. Umso mehr hat er zuletzt die Ruhe genossen, die es in dieser Art in seinem durchgetakteten Erwachsenenleben womöglich noch nie gegeben hat. Seit einem halben Jahr habe er überhaupt nicht mehr trainiert, er sei gereist und habe vor allem gegessen, was er wollte und wann er wollte. Zum Frühstück gab es da schon mal ein Eis. Der Alltag als NBA-Profi ist da auf einmal ganz weit weg.
Die alten Kollegen sind am Ende ihrer Saisonvorbereitung. Nur wenige Stunden nachdem Nowitzki in Frankfurt las, bestritten die Mavericks ihr letztes Spiel in der Pre-Season gegen die Los Angeles Clippers und siegten 102:87. Es gibt nun neue Hauptdarsteller in Dallas, und wieder kommen sie aus Europa: der Slowene Luka Doncic und der Lette Kristaps Porzingis. "Ich hoffe, dass Dallas mal wieder in die Play-offs kommt. Ich glaube, dass wir schon letztes Jahr gezeigt haben, dass wir auf dem richtigen Weg sind", sagte Nowitzki. Die Favoriten in der am kommenden Dienstag beginnenden Saison aber werden andere sein - allen voran die beiden Teams aus Los Angeles, das sich als neues Kraftzentrum der NBA etablieren könnte. Die Clippers verpflichteten im Sommer unter anderem Kawhi Leonard vom Meister Toronto Raptors und Paul George aus Oklahoma und warten auf einmal mit einem neuen Superstar-Duo auf. Die Lakers hatten sich schon vor einem Jahr die Dienste von LeBron James gesichert, nun stößt auch noch Anthony Davis aus New Orleans dazu; gemeinsam könnten sie die Lakers wieder zu einer großen Nummer machen. Auch die Philadelphia 76ers, die Milwaukee Bucks und die Houston Rockets zählen zum großen Kreis der Favoriten.
Nowitzki, der künftig womöglich als Geschäftsmann oder Anteilseigner der Mavericks wieder ins Rampenlicht treten könnte, wird sich das Ganze erst einmal aus der Distanz anschauen und eine Auszeit von einem weiteren halben Jahr nehmen. "Ich will etwas Abstand gewinnen, aber ich kann ja nicht von heute auf morgen sagen, das interessiert mich nicht mehr", sagte Nowitzki. Es ist sein Leben.
Thomas Pletzinger, "The Great Nowitzki". Mit Fotos von Tobias Zielony. Kiepenheuer & Witsch, 512 Seiten, 26 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Abstand gewinnen lautet das Saisonziel für den deutschen Basketballstar in Rente.
Von Michael Wittershagen
Er ist wieder da, auf der großen Bühne. Aber auf einer anderen. Am Donnerstagabend stand Dirk Nowitzki im Schauspielhaus Frankfurt und las gemeinsam mit dem Schriftsteller Thomas Pletzinger Passagen aus seiner Biographie "The Great Nowitzki". Mehr als 500 Seiten ist das Werk stark, und es beginnt dort, wo Nowitzkis Karriere zu Ende gegangen ist: am 10. April dieses Jahres in Dallas, dem letzten Heimspiel der Mavericks in der Saison. An dem Tag also, an dem Nowitzki sein Karriereende bekanntgab. Nach 21 Spielzeiten und 1522 Partien für die Dallas Mavericks, nach 31 560 Punkten, nach dem Gewinn der Meisterschaft im Jahr 2011, nach etlichen persönlichen Auszeichnungen, nach Siegen und Tiefschlägen. Aber das ist noch längst nicht alles. Nowitzki, so formuliert es Pletzinger, "hatte ein amerikanisches Spiel grundlegend verändert, er hatte es revolutioniert. Basketball seit Nowitzki war anders als Basketball vor ihm: beweglicher, variabler, weniger erwartbar, feiner, raffinierter." Die Großen müssen nicht mehr länger unter dem Korb auf Bälle warten, sie werfen von außen, haben inzwischen sogar Spielmacherqualitäten.
Nowitzkis Weg beschreibt Pletzinger, der einst selbst von einer Karriere als Basketball-Profi träumte, als wäre er immer dabei gewesen. Weil er das aber nicht war, zieht er vieles unter anderem aus Gesprächen mit Nowitzki und dessen Mentor, Trainer und Begleiter Holger Geschwindner. Herausgekommen ist ein beeindruckendes Sportbuch, das von Nähe lebt, zugleich an verschiedenen Stellen aber auch deutlich macht, was diese Nähe kostet: Eine niederländische Direktbank, persönlicher Sponsor von Nowitzki, taucht immer wieder auf - und als Leser fragt man sich schon, welche inhaltliche Relevanz so manch eine Erwähnung hat. Sei es drum, Nowitzki gefällt das Buch. "Hat er gut gemacht", sagte er in Frankfurt.
Dabei ist Nowitzki trotz seiner Größe von 2,13 Metern, seiner beeindruckenden Laufbahn und seiner weltweiten Popularität gar kein Mann für den großen Auftritt. Auch aus der NBA hätte er sich lieber still und leise verabschiedet. Umso mehr hat er zuletzt die Ruhe genossen, die es in dieser Art in seinem durchgetakteten Erwachsenenleben womöglich noch nie gegeben hat. Seit einem halben Jahr habe er überhaupt nicht mehr trainiert, er sei gereist und habe vor allem gegessen, was er wollte und wann er wollte. Zum Frühstück gab es da schon mal ein Eis. Der Alltag als NBA-Profi ist da auf einmal ganz weit weg.
Die alten Kollegen sind am Ende ihrer Saisonvorbereitung. Nur wenige Stunden nachdem Nowitzki in Frankfurt las, bestritten die Mavericks ihr letztes Spiel in der Pre-Season gegen die Los Angeles Clippers und siegten 102:87. Es gibt nun neue Hauptdarsteller in Dallas, und wieder kommen sie aus Europa: der Slowene Luka Doncic und der Lette Kristaps Porzingis. "Ich hoffe, dass Dallas mal wieder in die Play-offs kommt. Ich glaube, dass wir schon letztes Jahr gezeigt haben, dass wir auf dem richtigen Weg sind", sagte Nowitzki. Die Favoriten in der am kommenden Dienstag beginnenden Saison aber werden andere sein - allen voran die beiden Teams aus Los Angeles, das sich als neues Kraftzentrum der NBA etablieren könnte. Die Clippers verpflichteten im Sommer unter anderem Kawhi Leonard vom Meister Toronto Raptors und Paul George aus Oklahoma und warten auf einmal mit einem neuen Superstar-Duo auf. Die Lakers hatten sich schon vor einem Jahr die Dienste von LeBron James gesichert, nun stößt auch noch Anthony Davis aus New Orleans dazu; gemeinsam könnten sie die Lakers wieder zu einer großen Nummer machen. Auch die Philadelphia 76ers, die Milwaukee Bucks und die Houston Rockets zählen zum großen Kreis der Favoriten.
Nowitzki, der künftig womöglich als Geschäftsmann oder Anteilseigner der Mavericks wieder ins Rampenlicht treten könnte, wird sich das Ganze erst einmal aus der Distanz anschauen und eine Auszeit von einem weiteren halben Jahr nehmen. "Ich will etwas Abstand gewinnen, aber ich kann ja nicht von heute auf morgen sagen, das interessiert mich nicht mehr", sagte Nowitzki. Es ist sein Leben.
Thomas Pletzinger, "The Great Nowitzki". Mit Fotos von Tobias Zielony. Kiepenheuer & Witsch, 512 Seiten, 26 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main