Eine tolle Idee durch ein komplexes & unsympathisches Zimmermädchen vernichtet
Bewertung:
Ohne etwas Spoiler kann ich keine ausreichend verständliche Rezension hierzu schreiben. Ich möchte ja auch, dass meine Kritiken verstanden werden, dafür muss ich Beispiele nennen.
Molly ist eine für
mich unsympathische Protagonistin. Warum? Sie lügt sich durch alles durch und hält das für normal.…mehrEine tolle Idee durch ein komplexes & unsympathisches Zimmermädchen vernichtet
Bewertung:
Ohne etwas Spoiler kann ich keine ausreichend verständliche Rezension hierzu schreiben. Ich möchte ja auch, dass meine Kritiken verstanden werden, dafür muss ich Beispiele nennen.
Molly ist eine für mich unsympathische Protagonistin. Warum? Sie lügt sich durch alles durch und hält das für normal. Jeder lügt von uns jeden Tag, merklich oder unmerklich. Molly überschreitet aber stetig die Grenze des alltäglichen Lügens. Sie belügt die Polizei, die Anwälte und das Gericht zu ihrer Zeugenaussage an. Sie verschweigt nicht nur Beweismittel und ihre Entdeckungen, sie lügt einfach eiskalt ohne nachzudenken. Man erfährt als Hörerin/Leserin also keinen Gewissenskonflikt in ihren Gedanken oder Gefühlen, sodass man an diesem Prozess teilnehmen und ihre Handlungen nachvollziehen kann. Sie lügt nicht nur, was den Fall angeht, nein, sie ist eine notorische Lügnerin - das ist ja das Problem und Missfallen meinerseits. Selbst ihre Oma lügt sie in einem sehr schweren Fall an ...
Molly ist zudem total naiv (nicht nur ihr ganzes Wesen, sie lässt sich auch stetig mit Männern ein, die offensichtlich keine guten Männer sind - da möchte man sie schütteln), schwerfällig und schwer von Begriff. Sie wirkt oft wie eine geistig Behinderte, und das meine ich ernst und nicht sarkastisch! Man könnte auch schreiben, sie stellt sich dumm an oder ist blöd, das tut und ist sie aber nicht. Sie versteht auch keinerlei Sarkasmus. Auf mich wirkt sie wirklich wie eine Autistin. Wegen ihrer sehr durchdachten Lügen - sie ist voll zurechnungsfähig - wirkt dieser Teil wirklich absurd erfunden. Widersprüchlich. Auch klaut sie den Ehering des Toten, verpfändet ihn und bezahlt mit dem Geld ihre Miete. Behauptet aber durchweg, sich immer an Regeln und Gesetze zu halten. Das wirkt total realitätsfern! ich habe oft das Gefühl gehabt, Molly lebt wirklich in ihrer eigenen Blase und leidet unter Realitätsverzerrung.
Es scheint, als kann sie gar nicht anders. Die Autorin erzählt das aber so, als sei das mit dem Rest ihres sanften Wesens vereinbar und man müsse Molly dennoch sympathisch finden. Bemerkenswert sind hier die Versuche der Autorin, Molly sympathisch für uns zu machen. Aussagen wie "Lügen tue ich nicht gern, geht mir gegen den Strich" und ihre Art und Weise mit Menschen umzugehen (außerhalb ihrer Lügenblase), lässt einen doch den Kopf schütteln, und auf mich wirkt das scheinheilig und sogar künstlich gezwungen.
Ein weiterer Teil ihrer Persönlichkeit ist ihr Putzzwang. Es wird nie als solcher benannt oder gar umschrieben, aber wer die Symptome dieses Zwanges kennt, kommt hier schon nach kurzer Zeit auf diese Diagnose. Sie ist nur am Putzen. Ihr ganzes Dasein dreht sich um Sauberkeit und Hygiene. Ihre Gefühle, Abscheu gegen Dreck und minimale Abnormitäten und ihre Gedanken kreisen nur darum. Selbst im ernsten Fall, als sie des Mordes verhaftet wird, denkt sie nur an Dreck, Sauberkaut und Umgangsformen. Das geht den ganzen Verlauf über so. Noch ein Teil, der echt genervt hat und bei dem ich nur die Augen gerollt habe. Der Punkt ist ja, dass die Autorin auch das einfach als Normal beschreibt für die Hörer/Leser. Jemand, der keine Ahnung von diesem Zwang hat, hält das vielleicht als normal oder nur als kleine Macke. Aber bei Molly ist das so ausgeprägt, es ist krankhaft bedingt.
Als ich die Sprecherin hörte, dachte ich direkt "Oh, oh ...". Aber zum Glück konnte ich mich sehr schnell an ihre Stimme gewöhnen und musste auch während des Hörens anerkennen, dass sie recht gut zu Molly und ihrem "autistischen" Teil passt. Trotz Molly - sie ist ja der eigentliche Verlauf - konnte ich das Hörbuch schnell hören. Einmal - bei einem Verhör von Molly - erzählt die Sprecherin undeutlich, was zur Gegenwart gehört und was zur Vergangenheit. Denn Molly erzählt immer wieder aus der Vergangenheit. Stück für Stück erfahren wir mehr über sie und ihr Leben. Aber dieses eine Mal hat mich