Wieder einmal ist Miss Fishers Spürsinn gefragt. Ein Orchesterdirigent, von niemandem besonders gemocht, wird tot aufgefunden: ermordet auf höchst extravagante Weise, in der Mendelssohn Bartholdys Oratorium Elias eine zentrale Rolle spielt. Während die clevere Detektivin entschlossen ist, das Rätsel um die 'Partitur des Todes' zu lösen, versucht sie zeitgleich, auf ihre einzigartige Weise, einem alten Freund zu helfen, der unglücklich in den genialen wie unsympathischen Mathematiker und Codeknacker Rubert Sheffield verliebt ist. Glamourös, klug und unabhängig, eine moderne Frau und eine gewitzte Detektivin - das ist Miss Phryne Fisher. Die wohlhabende englische Aristokratin genießt ihr Leben im Melbourne der wilden Zwanziger in vollen Zügen - und löst nebenbei einen Mordfall nach dem anderen. Nicht immer zur Freude der örtlichen Polizei. Hinreißend gelesen von Charlotte Puder. Die Originalausgabe erschien 2013 unter dem Titel "Murder and Mendelssohn" bei Allen & Unwin, Crows Nest, Australia.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.09.2022Sein letztes Notenblatt
Kerry Greenwoods Ermittlerin Miss Fisher
Der britische Nobelpreisträger und passionierte Krimileser T. S. Eliot beklagte in seiner Literaturzeitschrift "The Criterion" einmal, die Mehrzahl der Krimiautoren scheitere daran, sich entweder auf die detektivischen Ermittlungen zu konzentrieren oder durch ausführliche Darstellung ihre Figuren zu menschlichen Wesen zu machen. Die Australierin Kerry Greenwood balanciert zwischen beiden Polen und lässt doch irgendwann die Ermittlungen zu kurz kommen. In "Tod eines Dirigenten" schickt sie ihre Detektivin, Miss Phryne Fisher, im Melbourne der Zwanzigerjahre des letzten Jahrhunderts auf Mördersuche.
Ein halb professioneller Chor probt für das große Konzert, von dem sich einige Sängerinnen den Karrieredurchbruch erhoffen. Der Dirigent ist ein Tyrann, der obendrein die Sopranistinnen belästigt. Nach einer Probe wird er tot in seinem Zimmer aufgefunden, erstickt mit Notenblättern, die Gerichtsmedizinerin findet Gift im Körper der Leiche. Für Miss Fisher steht schnell fest: Jedes Chormitglied hätte ein Mordmotiv gehabt. Als ein alter Freund aus ihrer Zeit als Krankenschwester in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs auftaucht, lässt sich die Detektivin bereitwillig von den Ermittlungen ablenken.
Greenwood ist eine der erfolgreichsten Krimiautorinnen in Australien. Die studierte Juristin gab ihren Beruf nie auf. In ihrer Freizeit erfand sie die Detektivin Phryne Fisher, der geerbtes Vermögen den Luxus erlaubt, ihren Scharfsinn allein auf die Verbrechensbekämpfung zu konzentrieren. Der voranschreitenden Emanzipation der Zwanzigerjahre verdankt sie es, ein ansonsten unabhängiges Leben führen zu können. Sie fährt Auto, trinkt Cocktails (manchmal auch beides zugleich), und wenn es sich ergibt, verführt sie auch den ein oder anderen Zeugen.
In mittlerweile zwanzig Romanen (und mehreren Staffeln einer Fernsehserie, die auch auf Deutsch synchronisiert wurde) ist der Personenkreis um Miss Fisher angewachsen. Ihre Stadtvilla bevölkern neben einem Butler-Ehepaar und einer treuen Gesellschafterin auch einige Kinder, die die Detektivin bei sich aufgenommen hat.
Das Familienleben dieses bunten Hausstands und die Affäre mit dem alten Freund nimmt dann auch den größten Teil des Buches ein, ebenso ausführlich erzählt Greenwood von den Chorproben (natürlich hat die Detektivin sich hier eingeschlichen). Man erfährt also mancherlei über die Schwierigkeit beim Singen des Elias-Oratoriums von Mendelssohn Bartholdy, doch die Mördersuche geht nicht voran. Actionszenen sind nicht die Stärke der Autorin. Wenn endlich Dramatisches passiert, wird es in wenigen Absätzen abgehandelt, dabei will man, gerade wenn die Detektivin ihre Pistole mit Perlmuttgriff zieht und sich mit zwielichtigen Gestalten Schießereien in alten Lagerhallen am Hafen liefert, mehr erfahren. Koch- und Cocktailkünste des Butler-Paares und Beschreibungen der Seidenkimonos, die die Detektivin mit Vorliebe zu Hause trägt, bekommen mehr Platz.
Diese haben immerhin die Qualität von Vogue-Artikeln: "Sie trug einen Morgenmantel aus blassgrüner Seide, bestickt mit goldenen Phönixen, dem Symbol der chinesischen Kaiserin. Auf den weiten Flügelärmeln zogen flammende Perlen wie Kometen ihre Bahn."
Literarisch kennt Greenwood sich bestens aus. Miss Fishers Lebensstil und Figurenzeichnung sind deutlich inspiriert von Agatha Christies Miss Marple und Dorothy L. Sayers' Lord Peter Wimsey. Jedem Kapitel stellt Greenwood ein Zitat voran, mal vom englischen Dichter John Dryden, mal vom amerikanischen Lyriker Wallace Stevens. Die Referenzen gehen so weit, dass die Detektivin sich mehrfach amüsiert über die Methoden von Sherlock Holmes äußert und im Verlauf ihres Abenteuers einen Mann trifft, der deutliche Züge des genialen Detektivs trägt. Für dessen komplexe logische Argumente hat sie jedoch wenig Verständnis, stürzt sich lieber in weitere erotische Abenteuer. Das ist nicht ganz das, was T. S. Eliot als ausführliche Darstellung des menschlichen Wesens im Kriminalroman vorschwebte, doch es ist unterhaltsam. MARIA WIESNER
Kerry Greenwood: "Tod eines Dirigenten". Miss Fishers mysteriöse Mordfälle.
Aus dem Englischen von Regina Rawlinson und Sabine Lohmann. Insel Verlag, Berlin 2022. 467 S., br., 12,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Kerry Greenwoods Ermittlerin Miss Fisher
Der britische Nobelpreisträger und passionierte Krimileser T. S. Eliot beklagte in seiner Literaturzeitschrift "The Criterion" einmal, die Mehrzahl der Krimiautoren scheitere daran, sich entweder auf die detektivischen Ermittlungen zu konzentrieren oder durch ausführliche Darstellung ihre Figuren zu menschlichen Wesen zu machen. Die Australierin Kerry Greenwood balanciert zwischen beiden Polen und lässt doch irgendwann die Ermittlungen zu kurz kommen. In "Tod eines Dirigenten" schickt sie ihre Detektivin, Miss Phryne Fisher, im Melbourne der Zwanzigerjahre des letzten Jahrhunderts auf Mördersuche.
Ein halb professioneller Chor probt für das große Konzert, von dem sich einige Sängerinnen den Karrieredurchbruch erhoffen. Der Dirigent ist ein Tyrann, der obendrein die Sopranistinnen belästigt. Nach einer Probe wird er tot in seinem Zimmer aufgefunden, erstickt mit Notenblättern, die Gerichtsmedizinerin findet Gift im Körper der Leiche. Für Miss Fisher steht schnell fest: Jedes Chormitglied hätte ein Mordmotiv gehabt. Als ein alter Freund aus ihrer Zeit als Krankenschwester in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs auftaucht, lässt sich die Detektivin bereitwillig von den Ermittlungen ablenken.
Greenwood ist eine der erfolgreichsten Krimiautorinnen in Australien. Die studierte Juristin gab ihren Beruf nie auf. In ihrer Freizeit erfand sie die Detektivin Phryne Fisher, der geerbtes Vermögen den Luxus erlaubt, ihren Scharfsinn allein auf die Verbrechensbekämpfung zu konzentrieren. Der voranschreitenden Emanzipation der Zwanzigerjahre verdankt sie es, ein ansonsten unabhängiges Leben führen zu können. Sie fährt Auto, trinkt Cocktails (manchmal auch beides zugleich), und wenn es sich ergibt, verführt sie auch den ein oder anderen Zeugen.
In mittlerweile zwanzig Romanen (und mehreren Staffeln einer Fernsehserie, die auch auf Deutsch synchronisiert wurde) ist der Personenkreis um Miss Fisher angewachsen. Ihre Stadtvilla bevölkern neben einem Butler-Ehepaar und einer treuen Gesellschafterin auch einige Kinder, die die Detektivin bei sich aufgenommen hat.
Das Familienleben dieses bunten Hausstands und die Affäre mit dem alten Freund nimmt dann auch den größten Teil des Buches ein, ebenso ausführlich erzählt Greenwood von den Chorproben (natürlich hat die Detektivin sich hier eingeschlichen). Man erfährt also mancherlei über die Schwierigkeit beim Singen des Elias-Oratoriums von Mendelssohn Bartholdy, doch die Mördersuche geht nicht voran. Actionszenen sind nicht die Stärke der Autorin. Wenn endlich Dramatisches passiert, wird es in wenigen Absätzen abgehandelt, dabei will man, gerade wenn die Detektivin ihre Pistole mit Perlmuttgriff zieht und sich mit zwielichtigen Gestalten Schießereien in alten Lagerhallen am Hafen liefert, mehr erfahren. Koch- und Cocktailkünste des Butler-Paares und Beschreibungen der Seidenkimonos, die die Detektivin mit Vorliebe zu Hause trägt, bekommen mehr Platz.
Diese haben immerhin die Qualität von Vogue-Artikeln: "Sie trug einen Morgenmantel aus blassgrüner Seide, bestickt mit goldenen Phönixen, dem Symbol der chinesischen Kaiserin. Auf den weiten Flügelärmeln zogen flammende Perlen wie Kometen ihre Bahn."
Literarisch kennt Greenwood sich bestens aus. Miss Fishers Lebensstil und Figurenzeichnung sind deutlich inspiriert von Agatha Christies Miss Marple und Dorothy L. Sayers' Lord Peter Wimsey. Jedem Kapitel stellt Greenwood ein Zitat voran, mal vom englischen Dichter John Dryden, mal vom amerikanischen Lyriker Wallace Stevens. Die Referenzen gehen so weit, dass die Detektivin sich mehrfach amüsiert über die Methoden von Sherlock Holmes äußert und im Verlauf ihres Abenteuers einen Mann trifft, der deutliche Züge des genialen Detektivs trägt. Für dessen komplexe logische Argumente hat sie jedoch wenig Verständnis, stürzt sich lieber in weitere erotische Abenteuer. Das ist nicht ganz das, was T. S. Eliot als ausführliche Darstellung des menschlichen Wesens im Kriminalroman vorschwebte, doch es ist unterhaltsam. MARIA WIESNER
Kerry Greenwood: "Tod eines Dirigenten". Miss Fishers mysteriöse Mordfälle.
Aus dem Englischen von Regina Rawlinson und Sabine Lohmann. Insel Verlag, Berlin 2022. 467 S., br., 12,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Maria Wiesner unterhält sich gut mit Kerry Greenwoods Krimi um einen vergifteten Dirigenten und einen ganzen Chor Verdächtiger. Leider hält sich Greenwood nicht lange mit Action auf und verliert sich lieber in Ausführungen über die Garderobe ihrer Ermittlerin, die laut Wiesner im Stil eines Vogue-Artikels verfasst sind, mit der Schilderung von Problemen beim Singen eines Oratoriums und dergleichen. Dramatisches kommt wenn überhaupt nur knapp ins Bild, bedauert die Rezensentin. Greenwoods Ruf als eine der erfolgreichsten Krimiautoren Australiens scheint das allerdings nicht zu schaden, vermutet Wiesner.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Literarisch kennt Greenwood sich bestens aus. Miss Fishers Lebensstil und Figurenzeichnung sind deutlich inspiriert von Agatha Christie und Dorothy L. Sayer ... Jedem Kapitel stellt Greenwood ein Zitat voran, mal vom englischen Dichter John Dryden, mal vom amerikanischen Lyriker Wallace Stevens.« Maria Wiesner Frankfurter Allgemeine Zeitung 20220905