Charlotte von Winterberg entflieht einer arrangierten Ehe mit dem ungeliebten Heinrich von Burgfeld von Berlin nach London. Dort will sie mit Hilfe ihres ehemaligen Kindermädchens ein neues Leben anfangen, doch das ist nicht so einfach wie gedacht. Unter dem Namen Violett Lewis tritt sie in einem
Heim für Frauen in Not eine Stelle als Hauslehrerin an. Als in diesem Haus eine Spenden Soiree…mehrCharlotte von Winterberg entflieht einer arrangierten Ehe mit dem ungeliebten Heinrich von Burgfeld von Berlin nach London. Dort will sie mit Hilfe ihres ehemaligen Kindermädchens ein neues Leben anfangen, doch das ist nicht so einfach wie gedacht. Unter dem Namen Violett Lewis tritt sie in einem Heim für Frauen in Not eine Stelle als Hauslehrerin an. Als in diesem Haus eine Spenden Soiree veranstaltet wird um Gelder zur Unterstützung des Heims zu sammeln, wird einer der Förderer, Sir William May vergiftet. Inspektor Basil Stockworth nimmt die Ermittlungen auf und schleust Violett in das Haus von Sir William als Gouvernante ein, um mehr über die Familie des Verstorbenen heraus zu finden. Schnell ist klar, dass jedes Familienmitglied etwas zu verbergen hat.
Die Krimis aus der Baker-Street Reihe des Dryas Verlages haben mir bisher alle recht gut gefallen und auch „Tod hinter der Maske“ kann zum großen Teil überzeugen. Der Krimiplot ist wirklich gut konstruiert, hier tappt man lange im Dunkeln, weil es reichlich Motive und Verdächtige gibt. Auch die Idee, Violett in das Haus der Mays einzuschleusen ist gelungen und es bietet sich so die Möglichkeit, an Informationen zu gelangen, die der Inspektor so nie hätte bekommen können. Dass sich Violett hier auch in Gefahr begibt, steigert zudem den Spannungsbogen, der durchgängig erhalten bleibt.
Stimmungsvoll ist auch der historische Hintergrund, den die Autorin sehr atmosphärisch eingefangen hat. Besonders thematisiert wird die schwierige Lage der Frauen, die im 19. Jahrhundert auch für Frauen aus besseren Kreisen nicht einfach war. Die sehr starren und verlogenen Moralvorstellungen dieser Zeit werden ebenso behandelt, wie die gesellschaftlichen Mißstände, hier bekommt man einen gelungenen Einblick in die damalige Zeit und diese historische Kulisse ist ein gelungener Rahmen für den Krimifall, die sich so zu einem stimmungsvollen Bild fügen.
Die Charakterzeichnung der Figuren ist mir aber doch zu sehr schwarz weiß geraten. Ja, Charlottte/Violett, Roisin und der Inspektor sind sehr liebenswerte Personen, der Wunsch der Frauen nach Eigenständigkeit und Unabhängigkeit natürlich nachvollziehbar, der Inspektor auch unkonventionell und sehr fortschrittlich und alle sind natürlich extrem gut aussehend und moralisch einwandfrei, während z.B. bei der Familie May eigentlich alle sehr schlecht weg kommen. Hier fehlten mir einfach Ecken und Kanten und eine charakterliche Abstufung, so sind die Guten einfach zu unglaubwürdig und Bösen ebenso. Da ist also noch deutlich Potenzial drin. Auch die Liebesgeschichte war mir persönlich zu schnulzig und hätte durchaus nicht ganz so vorhersehbar inszeniert werden können.
FaziT: ein durchaus stimmungsvoller Auftakt mit einem solide konstruierten Krimifall und einer gelungenen historischen Kulisse, bei den Charakteren hätte ich mir deutlich mehr Ecken und Kanten gewünscht, so bleibt bei aller Sympathie mit den Hauptfiguren eine unglaubwürdige Schwarz-Weißzeichnung, die am Ende den positiven Eindruck etwas trübt.