Beworben wird das Buch als „Hygge“-Krimi. Ziemlich ironisch, wenn man bedenkt, wofür das Schlagwort, das mittlerweile auch hierzulande gemütliche und heimelige Stimmung verbreiten soll, steht; eine gesellige (oder nicht gesellige, je nach Vorliebe) Atmosphäre voller Harmonie, stimmig gezaubertem
Ambiente und einer Auszeit von der Realität. Von Mord und anderen Verbrechen war mir hierzu bislang…mehrBeworben wird das Buch als „Hygge“-Krimi. Ziemlich ironisch, wenn man bedenkt, wofür das Schlagwort, das mittlerweile auch hierzulande gemütliche und heimelige Stimmung verbreiten soll, steht; eine gesellige (oder nicht gesellige, je nach Vorliebe) Atmosphäre voller Harmonie, stimmig gezaubertem Ambiente und einer Auszeit von der Realität. Von Mord und anderen Verbrechen war mir hierzu bislang nichts bekannt, aber man lernt nie aus. Ob sich das Buch zudem als Krimi klassifizieren sollte, sei mal dahingestellt, aber nun gut.
Damit, dass der Verlag unsere Protagonistin als „neue Miss Marple“ vorstellt, tut er sich sicherlich auch keinen Gefallen. Denn was sie auszeichnet ist, dass sie eine herzliche und mütterliche, aber vor allem unfassbar dicke (90 unglaubliche Kilo verteilen sich hier auf 1,63 m und damit reiht sie sich in die Riga der anderen, Zitat „Fettsäcke“ ein) und, Überraschung, keine Kostverächterin und sehr leidenschaftliche Esserin, die jedem Normalgewichtigen Kalorien in den Rachen schieben möchte. Dafür zeichnet sie, und auch eine Traube anderer Figuren, eine große Portion Sensationslüsternheit aus. Hyggeliger wird’s nicht.
Die Parallelen zu Miss Marple lassen sich wohl am ehesten darin wiederfinden, dass beide ein entsprechendes Alter haben, weiblich sind und gerne ihre Nase in anderer Leute Angelegenheiten stecken. Mit dem Unterschied, dass Anne-Maj ihre Nase vor allem in allerlei Köstlichkeiten steckt und das Land Dänemark mit ihrer exorbitant ausgearteten Figur belästigt, was die Autorin nicht müde wird, uns klarzumachen.
Abgesehen davon habe wir eine ganz nette, aber wirklich nicht herausragend beschriebene Dynamik zwischen den Figuren im Trödelladen, einen Mordfall, der kaum nach einem aussieht und Beziehungsgeschichten, die mal mehr, mal weniger interessant sind. Wer sich an allen oben genannten Punkten nicht stört und keine wahnsinnig ausgeklügelte Ermittlerarbeit erwartet, sondern einfach Menschen beim Dorfleben beobachten möchte, sei hiermit vielleicht gut beraten.