Madame Blanche, das berühmteste Medium Londons wird erdrosselt auf dem Highgate Friedhof gefunden. Inspektor Stockworth findet schnell heraus, dass sich das Medium in den besseren Kreisen nicht nur Freunde gemacht hat und auf Geheimnisse ihrer Kundschaft gestoßen ist, die besser verborgen geblieben
wären. Auch im Privatleben von Basil und Charlotte bleibt wenig Zeit für Zweisamkeit. Charlottes…mehrMadame Blanche, das berühmteste Medium Londons wird erdrosselt auf dem Highgate Friedhof gefunden. Inspektor Stockworth findet schnell heraus, dass sich das Medium in den besseren Kreisen nicht nur Freunde gemacht hat und auf Geheimnisse ihrer Kundschaft gestoßen ist, die besser verborgen geblieben wären. Auch im Privatleben von Basil und Charlotte bleibt wenig Zeit für Zweisamkeit. Charlottes Tante ist aus Deutschland angereist und offenbart ein unerwartetes Familiengeheimnis.
Wie schon der Vorgänger hat auch dieser 2. Teil einen zwiespältigen Eindruck bei mir hinterlassen, denn wirklich viel viktorianische Atmosphäre hat das Buch nicht, dafür ist zum einen die Sprache der Autorin zu modern, Inspektor Stockworth möchte sich z.B. mit der ausländischen Polizei vernetzen um seine Fälle zu klären und auch die moralischen Vorstellungen im Buch entsprechen eher der heutigen Zeit als der damaligen. So sind eigentlich alle Charaktere rund um Basil und Charlotte moralisch einwandfrei und in ihren Einstellungen ihrer Zeit meilenweit voraus. Man diskutiert im luxuriösen Salon über die schlechte Situation der Dienstboten und Charlottes ehemaliges Dienstmädchen Lina wird wie eine Gleichberechtigte behandelt. Bei aller Sympathie für die Figuren, sie sind einfach zu gut um wahr zu sein und wirken in ihrer Zeit einfach nicht glaubhaft. Natürlich gab es schon immer und zu jeder Zeit Menschen, die ihrer Zeit voraus waren und für Veränderungen eingetreten sind, aber die hatten es zu ihrer Zeit meist schwer und sahen sich großen Herausforderungen gegenüber, davon ist hier gar nichts zu spüren. Die Figuren sind reich, schön und haben viel Geld, das sie für gute Werke einsetzen, das ist mir einfach zu profan. Die Widersprüchlichkeiten und verlogenen Moralvorstellungen der viktorianischen Zeit gehen einfach unter neben der moralischen Überlegenheit der Hauptfiguren. Im Gegenzug sind die Gegenspieler alle wirklich oberböse und besonders fies, auch hier keinerlei Abstufung der Charaktere, das ist wirklich sehr stereotyp und es gibt reichlich Autoren die bewiesen haben, dass es viel besser geht.
Der Krimifall hingegen ist wieder ganz gut konstruiert und wird auch solide ermittelt, das hat mir gut gefallen, die Auflösung ist nicht offensichtlich, ist aber stimmig und läßt auch keine Fragen offen. Vielleicht sollte die Autorin eher zeitgenössische Krimis schreiben, für den Krimiplot hat sich auf jeden Fall mehr Talent als für historische Atmosphäre.
FaziT: ein solider Krimifall, der auch gut ermittelt wird, die Figurenzeichnung ist allerdings sehr stereotyp und unglaubwürdig für die damalige Zeit. Auch das typisch viktorianische Flair hat mir gefehlt, dafür gibt’s reichlich moderne Moralvorstellungen, die beim Lesen einfach nur stören.