„Letzte Nacht habe ich ja wieder was total Verrücktes geträumt!“ Nicht selten wundere ich mich morgens über meine überbordende Fantasie und versuche, die wirren nächtlichen Erlebnisse zu rekonstruieren. Oft frage ich mich, warum ausgerechnet Figur x oder y plötzlich in meinem Traum auftaucht, obwohl
ich tagsüber keinen Gedanken an sie verschwendet habe. Oder ich versuche, wiederkehrende Motive zu…mehr„Letzte Nacht habe ich ja wieder was total Verrücktes geträumt!“ Nicht selten wundere ich mich morgens über meine überbordende Fantasie und versuche, die wirren nächtlichen Erlebnisse zu rekonstruieren. Oft frage ich mich, warum ausgerechnet Figur x oder y plötzlich in meinem Traum auftaucht, obwohl ich tagsüber keinen Gedanken an sie verschwendet habe. Oder ich versuche, wiederkehrende Motive zu deuten.
Aufschlussreiche Erklärungen fand ich nun in diesem Buch von Stefan Klein. Er erläutert zunächst, welchen großen Stellenwert Träume in der Antike hatten und wie es neugierigen und hartnäckigen Forschern gelungen ist, sie greifbar zu machen. Er weist auf erstaunliche Phänomene hin, zum Beispiel dass Blinde genauso in Bildern träumen wie Menschen mit Augenlicht; oder dass wir in Träumen die absurdesten Dinge kritiklos hinnehmen und Dinge mit uns geschehen lassen statt uns dagegen aufzulehnen.
Der Autor schreibt sehr anschaulich und unterhaltsam, ganz gleich ob er die verschiedenen Schlafphasen und Gehirnaktivitäten erklärt oder typische Traumarten beschreibt. In seinem Text schwingt eine Faszination mit, die ansteckend ist. Ich war zum Beispiel überrascht, wozu Schlafwandler fähig sind – dieser Abschnitt las sich fast wie ein Krimi. Der Wissenschaftsjournalist serviert nicht alle Erkenntnisse gleich auf dem Präsentierteller, sondern baut einen Spannungsbogen auf, vermittelt uns nach und nach die Fortschritte der Traumforschung und lockert den Text mit geschichtlichen Anekdoten oder eigenen Erlebnissen auf.
Anscheinend muss ich mir keine Gedanken machen, dass ich oft von bevorstehenden Abiturprüfungen oder wichtigen Terminen träume, die ich verpasse. Damit stehe ich nicht allein. Laut Klein gleichen wir aktuelle Eindrücke mit gespeicherten Erfahrungen ab, häufig auch aus der Kindheit, wo die Erlebnisse besonders intensiv waren. Wenn ich das nächste Mal wieder etwas Verrücktes träume, koste ich einfach diese „Triumphe der menschlichen Vorstellungskraft“ aus.