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Die Sehnsucht des immer wieder verzweifelten, innerlich zerrissenen Kleist nach Harmonie, Grazie und Schönheit ist Inhalt der in den Berliner Abendblättern erschienen Abhandlung "Über das Marionettentheater". Noch bestimmt von dem Einfluss romantisch geprägter Ästhetik haben wir nach Kleist mit der Vertreibung aus dem Paradies zwar die Fähigkeit zu reflektierendem Bewusstsein erworben, aber zugleich das Gefühl für Anmut und Grazie verloren. Die eigentliche Bedeutung dieser Abhandlung besteht jedoch in der Umdeutung der Marionette. Sie ist nicht mehr Symbol für das rein mechanische,…mehr

  • Format: mp3
  • Größe: 92MB
  • Spieldauer: 77 Min.
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Produktbeschreibung
Die Sehnsucht des immer wieder verzweifelten, innerlich zerrissenen Kleist nach Harmonie, Grazie und Schönheit ist Inhalt der in den Berliner Abendblättern erschienen Abhandlung "Über das Marionettentheater". Noch bestimmt von dem Einfluss romantisch geprägter Ästhetik haben wir nach Kleist mit der Vertreibung aus dem Paradies zwar die Fähigkeit zu reflektierendem Bewusstsein erworben, aber zugleich das Gefühl für Anmut und Grazie verloren. Die eigentliche Bedeutung dieser Abhandlung besteht jedoch in der Umdeutung der Marionette. Sie ist nicht mehr Symbol für das rein mechanische, Unmenschliche. Die Marionette, einzig dem Gesetz der Schwere unterworfen, wird zum Gegenbild aller Ziererei, wenn sich die Seele in irgendeinem anderen Punkte befindet, als in dem Schwerpunkt der Bewegung.

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Autorenporträt
Der Dramatiker, Erzähler, Lyriker und Publizist Heinrich von Kleist wurde am 18. Oktober 1777 in Frankfurt an der Oder geboren. Zu seinen bekanntesten Werken gehören u.a. die Dramen Der zerbrochne Krug (1811) und Penthesilea (1808) sowie die Erzählungen Die Marquise von O... (1808) und Das Erdbeben in Chili (1807). Am 21. November 1811 nahm er sich am Kleinen Wannsee bei Berlin das Leben.      
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.11.2011

Kleist-Type

Typographische Kunstwerke oder Malerbücher sind meist teure Sammlerstücke. Für einen größeren Kreis Bibliophiler veranstaltet jetzt Klaus Detjen ein graphisches Experiment. Darin verbindet er die Essays "Über das Marionettentheater" und "Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden" mit vier Briefen Kleists und einer Reflexion über "Grazie" von László F. Földényi. So will er die Sprünge und Brüche in Kleists Texten visualisieren. Auf den rechten Buchseiten läuft oben der Marionettentext in roten Lettern unterschiedlicher Größe, gesetzt aus zwei Schriftarten des sechzehnten Jahrhunderts. Die übrigen Texte beanspruchen in modernen Fonts die untere, zweispaltige Seitenhälfte. Dazwischen bilden die drei Anfangskapitel des Ersten Buches Moses als typographisches Scharnier eine Trennlinie in Kapitälchen. Auf den Falträndern der japanischen Doppelblattbindung und auf den linken Seiten lernen die Buchstaben und Wörter das Laufen. Wie in einem Daumenkino fügen sich auf dem Schnitt raffiniert geteilte rote Buchstaben zu der Wortfolge: "jede bewegung sagte er hätte einen schwerpunkt". Und aus den Wörtern formen sich links die Sätze Kleists: "JEDE ERSTE BEWEGUNG, ALLES UNWILLKÜRLICHE, IST SCHÖN; UND SCHIEF UND VERSCHROBEN ALLES, SOBALD ES SICH SELBST BEGREIFT. O DER VERSTAND! DER UNGLÜCKSELIGE VERSTAND! DENN NICHT WIR WISSEN, ES IST ALLERERST EIN GEWISSER ZUSTAND UNSRER, WELCHER WEISS." Die Grazie des Dornausziehers im "Marionettentheater" besteht für Földényi in "unbewusster Vollkommenheit", die dem Gesprächspartner des Herrn C. abgeht. Er ist eher von "Verwirrung, Zögerlichkeit, Zerstreutheit, Anspannung" geprägt. Beide Zustände - Ruhe und Unruhe, Harmonie und Zufälligkeit - meint man in Detjens typographischer Komposition zu entdecken. (Heinrich von Kleist: "Über das Marionettentheater". Typographische Bibliothek, Bd. 8. Hrsg. und gestaltet von Klaus Detjen. Wallstein Verlag, Göttingen 2011. 80 S., br., 29,- [Euro].)

kos

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