"Nationalismus ist untrennbar mit dem Streben nach Macht verbunden", aber nicht mit Patriotismus gleichzusetzen, so George Orwell in diesem kontroversen Essay. Was kennzeichnet nationalistisches Denken? Unter anderem der besessene Glaube an die eigene Überlegenheit und der Unwille, sein Handeln an realen Fakten auszurichten. Geschrieben 1945 und noch nie auf Deutsch erschienen, ist "Über Nationalismus" eine höchst zeitgemäße Lektüre und ein Plädoyer gegen den Rechtspopulismus.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Gustav Seibts Bewunderung für George Orwell hält sich in Grenzen, und sie wächst auch nicht mit diesem Essay über den "Nationalismus". Wie Seibt darstellt, bezieht Orwell den Begriff nicht nur auf die Nation, sondern auf jede Form von Überidentifikation mit einer Gruppe oder einer Sache. Als Überlegungen zum Chauvinismus kann der Rezensent das vielleicht gelten lassen, vor allem wenn man ihn als eher mentale Disposition von Reizbarkeit, Unbedingtheit und Realitätsverweigerung begreift, wie es auch Armin Nassehi in seinem Nachwort herausdestilliere. Aber als Betrachtung des historischen Phänomens taugt der Band in Seibst Augen nicht. Die Unterscheidung von übersteigertem Nationalismus und defensivem Patriotismus erscheint Seibt doch recht verharmlosend. Da rät er zu Rabindranath Tagores wieder aufgelegtem und deutlich kraftvollerem Essay "Nationalismus".
© Perlentaucher Medien GmbH
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Mit Orwells Thesen kann man sich auch 75 Jahre nach Erscheinen mit Gewinn auseinandersetzen. Georg Gruber Deutschlandfunk Kultur 20200309