Als ich die Ankündigung zu diesem Buch gesehen hatte wusste ich gleich: Das muss ich lesen. Nicht nur, weil ich ein großer Fan von Jojo Moyes bin, sondern weil ich sofort die Parallelen zu Martina Sahlers „Das Hurenschiff“ gezogen habe.
Auch „Das Hurenschiff“ basiert auf einer wahren Begebenheit:
England hat Australien ab 1787 vor allem mit Strafgefangenen (ausschließlich Männern) besiedelt.…mehrAls ich die Ankündigung zu diesem Buch gesehen hatte wusste ich gleich: Das muss ich lesen. Nicht nur, weil ich ein großer Fan von Jojo Moyes bin, sondern weil ich sofort die Parallelen zu Martina Sahlers „Das Hurenschiff“ gezogen habe.
Auch „Das Hurenschiff“ basiert auf einer wahren Begebenheit: England hat Australien ab 1787 vor allem mit Strafgefangenen (ausschließlich Männern) besiedelt. 1789 haben sie dann ein Schiff mit „gefallenen Mädchen“ hinterher geschickt, damit diese mit den Männern Familien gründen und Australien bevölkern.
150 Jahre später (1946, nach dem 2. WK) nehmen 655 Frauen nun genau den entgegengesetzten Weg – sie fahren mit einem Flugzeugträger von Australien nach Großbritannien. Es sind Kriegsbräute, die ihre Verlobten bzw. Männer während des Kriegs kennengelernt, geheiratet und zum Teil schon seit Jahren nicht mehr gesehen haben.
Ich fand es sehr interessant, wie sich die Geschichte wiederholt und welche Parallelen es gibt. Natürlich waren die Zustände auf dem Schiff 1946 deutlich besser als 1789, wenn sie auch nicht immer dem entsprachen, was die bis dahin zum Teil sehr verzogenen Mädchen gewöhnt waren. Aber auch dieses Mal sind es Frauen aller Altersstufen und Schichten, die einer unbekannten Zukunft entgegenfahren.
Das Buch gibt die Atmosphäre der Reise von Beginn an sehr anschaulich wieder - die Nervosität, Aufregung, Unruhe, Angst und gleichzeitig Freude der Frauen, aber auch ihrer Angehörigen und der Besatzung des Schiffs. Niemanden lässt die Situation kalt.
Der Kapitän und der Marinesoldat Nicols waren für mich die stillen Helden des Buches. Ersterer, weil er sich nach einem schweren Verlust jetzt auf seiner letzten Fahrt befindet und von seinem Stellvertreter immer wieder sabotiert wird, aber trotzdem genau weiß, was auf „seinem“ Schiff passiert und Nicols, weil er sich die ganze Fahrt über unauffällig um die Mädchen der Kabine 3 G kümmert, vor ihrer Tür Wache steht und so manche Unbotmäßigkeit deckt.
Margaret (ein bodenständiges hochschwangeres Farmermädchen), die verwöhnte Avice aus gutem Haus, die 15 jährige Jean und die Krankenschwester Frances sind die Bewohnerinnen der Kabine. Hier prallen Welten aufeinander und Auseinandersetzungen bleiben nicht aus, Geheimnisse werden (nicht immer) gelüftet, aber wenn es hart auf hart kommt, halten die Frauen meistens zusammen. Denn ihr Feind ist nicht nur die Ungewissheit, was sie am anderen Ende der Welt erwartet – ein paar der Frauen werden gar nicht erst ankommen, weil es sich ihre Männer anders überlegt haben oder gefallen sind und sie deshalb zurückgebracht werden.
Die Frauen werden an Bord durch Vorträge und Kurse auf ihr Leben in einem fremden Land vorbereitet. Zur Ablenkung gibt es auch Tanzveranstaltungen und Wettbewerbe. Fast könnte es eine normale Kreuzfahrt sein ...
Aber da sind ja auch noch die 1100 Männer Besatzung an Bord und so kommt es auch immer wieder mal zu Annährungsversuchen und sogar Übergriffen, obwohl versucht wird, die Frauen zu schützen.
Eingerahmt wird die Geschichte von Jennifers Urlaubsreise im Jahr 2002 mit ihrer Großmutter quer durch Indien. Als diese in Alang, dem größten Schiffverschrottungshafen der Welt, ein altes Kriegsschiff sieht, brechen alte Wunden auf.
Fazit:
Ich tauche einfach ab in dem Buch, bin völlig weg und blende meine Umgebung aus. Es ist spannend, fesselnd, dramatisch, interessant – eben alles, was ein gutes Buch ausmacht.