"Umweg nach Hause" ist ein Roman, der sich erst nach und nach entfaltet. Die ersten Seiten empfand ich als recht oberflächlich, da ich mich mit Ben erst anfreunden musste. Seine traurige Vergangenheit bekommt fast schon zu spät ein Gesicht, dennoch konnte es meine Meinung zur Story rumreißen, da ich
endlich begriff, warum Ben ist, wie er ist. Er erscheint wie ein Mann, der nicht weiß, was er mit…mehr"Umweg nach Hause" ist ein Roman, der sich erst nach und nach entfaltet. Die ersten Seiten empfand ich als recht oberflächlich, da ich mich mit Ben erst anfreunden musste. Seine traurige Vergangenheit bekommt fast schon zu spät ein Gesicht, dennoch konnte es meine Meinung zur Story rumreißen, da ich endlich begriff, warum Ben ist, wie er ist. Er erscheint wie ein Mann, der nicht weiß, was er mit seinem Leben anfangen kann. Er hat viele gute Eigenschaften, die er nicht genügend einsetzt. Er ist mir ehrlich gesagt unsympathisch, da ich mit Menschen, die sich in eine Depression flüchten, so erschien es mir, nichts anfangen kann. Natürlich ziehen manche Dinge uns runter, machen mutlos, antriebslos. Irgendwann muss man aufstehen und weitermachen. Ben erwacht erst aus seiner inneren Starre, als Trev und er entscheiden, Trevs Vater zu besuchen. Nun bekommt der Roman eine ganz andere Aussage und gefiel mir immer besser. Warum also nicht gleich so und sich mit viel zu viel Vorgeplänkel aufhalten? Trevor selbst, der an Muskeldystrophie leidet gibt dem Buch wirklich Schwung, da er trotz seiner Krankheit immer noch lachen kann. Ein Typ, den man einfach gernhaben muss, da er sich nicht in Selbstmitleid suhlt, sondern sehr viel Lebensfreude ausstrahlt.
Natürlich stellt sich die Frage, wie viel Schmerz ein Mensch verkraften kann, aber wenn ein Buch mit Humor wirbt, dann erwarte ich auch witzige Passagen und nicht nur fast ausschließlich trauriges, problembeladenes . Dieses wurden meiner Meinung nach recht spät eingeflochten. Die Informationen zu Ben sind dürftig und ergeben erst spät einen wirklichen Sinn. Schuldgefühle über den Tod seiner Kinder und eine Frau, die die Scheidung einreichen will. Es brachte mir zwar Verständnis für sein Verhalten, aber ich hätte mir dieses schon von Anfang an gewünscht und nicht nur scheibchenweise zugespielte Informationen.
Da "Umweg nach Hause" aus der Sicht von Ben geschrieben wurde, erleben wir Bens Alltag von Anfang an. Wie schon erwähnt, ist es Trevor, der die Story zum Glänzen bringt. Ben alleine hätte es leider nicht geschafft mich zu überzeugen, da er mir doch unsympathisch war. Wie gut, das man Meinungen umschmeißen kann, denn letztendlich geschieht ab etwas Mitte des Romans so viele Dinge, die aufrütteln und auch Ben neu motivieren, sein Leben neu zu ordnen. Da noch andere Personen sich der Reise anschließen, bekommen wir eine ganz neue Perspektive angeboten. Nun wandelt sich das Blatt und entwickelt sich zu einer Story, die mitten in einen Neuanfang führt, was Ben betrifft. Klar ist es unheimlich grausam ein Kind zu verlieren, aber sich einzuigeln und abzugrenzen ist definitiv tödlich für die Seele. Diese Emotionen wurden vom Autor sehr gut eingefangen und umgesetzt. Aus tiefer Trauer erwacht Ben zu neuem Leben und wenn es mir auch ein klein wenig zu lange gedauert hat, bis sich der Wandel vollzog, möchte ich dennoch eine Leseempfehlung aussprechen, für alle, die an einer ungewöhnlichen Reise quer durch die USA interessiert sind. Toll wäre eine Karte gewesen, die die Reise aufgezeichnet hätte, damit ich noch bewusster hätte mitreisen können.