Konrad, der Großvater von Juni, hat Zeit seines Lebens nie davon gesprochen, wo er gelernt hat, mit den Wellen zu atmen. Er hat seine Erlebnisse im Jahre 1943, als er zusammen mit seinem Bruder auf dem Handelsschiff Anitra im Indischen Ozean von einem japanischen U-Boot angegriffen wurde, nie in
Worte gefasst, obwohl dort etwas passiert ist, das ihn für immer verändert hat. Die folgenden…mehrKonrad, der Großvater von Juni, hat Zeit seines Lebens nie davon gesprochen, wo er gelernt hat, mit den Wellen zu atmen. Er hat seine Erlebnisse im Jahre 1943, als er zusammen mit seinem Bruder auf dem Handelsschiff Anitra im Indischen Ozean von einem japanischen U-Boot angegriffen wurde, nie in Worte gefasst, obwohl dort etwas passiert ist, das ihn für immer verändert hat. Die folgenden Ereignisse prägten ihn und machten aus ihm den Mann, der einen wichtigen Platz im Leben von Juni eingenommen hat.
„Es fühlte sich an, als wäre die Welt untergegangen. Mit ihm als einzigem Überlebenden. Er musste sich um die Toten kümmern, er musste Holzzapfen finden, um die Löcher abzudichten, er musste… Dennoch saß er in den nächsten Minuten einfach nur da, ohne etwas anderes zu tun, als zu weinen.“ (Seite 34)
Beim vorliegenden Buch handelt es sich um die Fortsetzung des großartigen Romans „Als Großmutter im Regen tanzte“. Die Bücher können unabhängig voneinander gelesen werden, sogar in falscher Reihenfolge würden diese einen Sinn ergeben, denn die Wege von Konrad und seiner Ehefrau Tekla kreuzen sich erst nach den dramatischen Ereignissen im Leben der beiden. Auch wenn die Bände nicht unmittelbar zusammenhängen, so ergeben diese erst gemeinsam ein vollständiges Ganzes, denn es werden einige Unklarheiten beseitigt und viele Fragen beantwortet. Jedes der Bücher ist außerdem besonders auf seine eigene Art und Weise und lesenswert.
Wurde die Geschichte von Tekla noch auf zwei Zeitebenen erzählt, spielt sich fast die gesamte Handlung des neuen Buches zwischen 1943 und 1945 ab mit einer abschließenden Episode im Jahr 1947. Sie handelt davon, was in den Kriegsjahren in den Gefangenenlagern auf Java in Indonesien geschah, die durch die japanischen Besetzer geführt wurden. Kenne ich solche Erzählungen sonst zur Genüge, war es dennoch eine Neuerung für mich, dass hier auch das Schicksal der internierten Frauen und Kinder einen großen Raum einnimmt, denn überwiegend sind es Männer, die in den Büchern über Gefangenenlager im Vordergrund stehen. Auch das Thema der Kolonialherrschaft war Neuland für mich und inspiriert mich dazu, mich zukünftig mehr mit dieser Thematik auseinanderzusetzen.
Das Buch hatte dramatische, traurige, aber auch Momente voller Hoffnung, überwiegend schildert es jedoch die brutale Herrschaft der Besetzer auf der Insel, die katastrophalen Bedingungen in den Lagern und den Überlebenskampf der inhaftierten Menschen sowie in kurzen Sequenzen den der indonesischen Bevölkerung. Wer Wohlfühlszenarien erwartet, wird enttäuscht, denn die Fratze des Krieges zeigt hier ihr hässliches Gesicht. Erniedrigungen, Bestrafungen und Exekutionen sind an der Tagesordnung, sensible Menschen sollten damit rechnen, einige Grenzen überschreiten zu müssen. Wer sich darauf einlässt, wird aber mit einer emotionalen und hochspannenden Erzählung belohnt, die große Unterhaltung verspricht und liefert. Lesenswert!