Ein unmoralisches Angebot
Lady Lucinda Tedbury, genannt Lucie, sieht ihr Lebensziel darin, die Frauenbewegung nicht nur in Oxford voranzutreiben. Sie hofft darauf, baldmöglichst einen Verlag ihr Eigen zu nennen, um die Botschaft der Bewegung in die Welt hinauszutragen und möglichst viele neue
Anhänger zu gewinnen. Dummerweise ist es ausgerechnet Tristan Ballentine, der ihr dabei in die Quere…mehrEin unmoralisches Angebot
Lady Lucinda Tedbury, genannt Lucie, sieht ihr Lebensziel darin, die Frauenbewegung nicht nur in Oxford voranzutreiben. Sie hofft darauf, baldmöglichst einen Verlag ihr Eigen zu nennen, um die Botschaft der Bewegung in die Welt hinauszutragen und möglichst viele neue Anhänger zu gewinnen. Dummerweise ist es ausgerechnet Tristan Ballentine, der ihr dabei in die Quere kommt. Lucie kann den Kerl nicht ausstehen und sieht sich nun in direkter Konkurrenz zu ihm, denn auch er ist an dem Verlag interessiert. Tristan will auf eigenen Beinen stehen und sich vor allem von seinem Vater abnabeln. Da sowohl Lucie als auch Tristan gleichgroße Anteilspakete des Verlags erwerben, müssen sie sich notgedrungen arrangieren. Als Lucie versucht, für ihre Ambitionen in der Frauenrechtsbewegung doch noch die tragende Rolle im Verlag zu bekommen, kann sie an Tristan leider nicht vorbei. Dieser steht ihrem Anliegen durchaus offen gegenüber, doch für sein Entgegenkommen hat er eine Bedingung, die Lucie vor ein Dilemma stellt….
Evie Dunmore hat mit „Unerschrocken“ den zweiten Band ihrer historischen „Rebellinnen von Oxford“-Reihe vorgelegt, der neben mutigen Frauen der englischen Frauenrechtsbewegung im 19. Jahrhundert auch immer eine Liebesromanze in sich vereint. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil gewährt dem Leser Eintritt in die damalige Zeit, wo er auf Lucinda stößt, die seit 10 Jahren als schwarzes Schaf ihrer Familie gilt, die sie verstoßen hat und seitdem ihren Lebensunterhalt selbst verdient. Zudem ist sie eine große Verfechterin der Frauenrechtsbewegung und hat sich zur Anführerin hochgearbeitet, so dass ihr ein gewisser Ruf vorauseilt. Um der Bewegung noch mehr Öffentlichkeit zu bieten, ringt sie um Anteile an einem Verlag, wobei sie auf den größten Alptraum ihrer Jugend trifft: Tristan. Er steht für alles, was Lucie verabscheut und noch mehr irritiert sie, dass er in ihr gewisse Gefühle weckt, die sie völlig abgeschottet hat. Genau wie Lucie will auch Tristan etwas beweisen, vor allem seinem Vater, mit dem er ständig im Clinch liegt. Als Mitglied des Hochadels und einzig verbliebener Erbe hegt sein Vater Ansprüche, die Tristan nicht erfüllen will. Dunmore gibt erneut Einblicke in die damals feine Gesellschaft und zeichnet den Kampf der Frauenrechtsbewegung auf. Vor diesem Hintergrund lässt sie ihre prickelnde Liebesromanze stattfinden, wobei sie sich spritziger Dialoge sowie durchaus ansprechender Protagonisten bedient, die den Leser schnell mit ihrem Beziehungskarussell in den Bann ziehen.
Die Charaktere sind lebendig in Szene gesetzt und nehmen den Leser schnell für sich ein, der ihren unterhaltsamen Konkurrenzkampf gerne verfolgt. Lucinda steht seit 10 Jahren auf eigenen Beinen, hat sich ihre Selbständigkeit bewahrt und verschwendet keinen Gedanken an eine eventuelle Ehe. Sie ist eine Frau mit Kämpferherz, energisch und mutig, aber auch jederzeit hilfsbereit für diejenigen, die ihre Unterstützung brauchen. Sie gibt sich nach außen hart, hat aber einen weichen Kern, den sie niemandem zeigen will. Tristan ist ein Mann, der weiß, wie er auf Frauen wirkt. Er besitzt jede Menge Charme, ist intelligent und belesen, langweilt sich aber schnell und ist immer auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer. Insgeheim ist er seit seiner Jugend in Lucinda verliebt, doch hat er bisher nicht den Einlassknopf gefunden, der ihn in ihr Herz lässt. Auch mit Catriona, Annabelle und Hattie aus dem ersten Band gibt es ein Wiederlesen.
Mit „Unerschrocken“ knüpft Dunmore an den erfolgreichen ersten Band ihrer Serie an. Auch hier knistert und kribbelt es zwischen den Seiten, während der historische Hintergrund am Leser vorbeizieht und einmal mehr verdeutlicht, dass es nur den starken Frauen von damals zu verdanken ist, dass wir heute mehr Rechte haben. Verdiente Empfehlung!