Innovative Lösungen gibt es eine Menge, aber das reicht noch nicht.
Die Welt steht heute vor einer ganzen Reihe nie dagewesener Herausforderungen. Sachlich fundierte Bücher, die aufklären, mit welchen existenziellen Problemen wir es hier zu tun haben und wie wissenschaftlich basierte Lösungen
dazu aussehen könnten, sind daher unverzichtbar. Meist behandeln solche Sachbücher ausgewählte Themen…mehrInnovative Lösungen gibt es eine Menge, aber das reicht noch nicht.
Die Welt steht heute vor einer ganzen Reihe nie dagewesener Herausforderungen. Sachlich fundierte Bücher, die aufklären, mit welchen existenziellen Problemen wir es hier zu tun haben und wie wissenschaftlich basierte Lösungen dazu aussehen könnten, sind daher unverzichtbar. Meist behandeln solche Sachbücher ausgewählte Themen wie den Klimawandel, die Umweltverschmutzung oder andere. Nicht so bei U. Eberl: Er geht in seinem Buch neun zentrale Menschheitskrisen auf einmal an. Ein solches Buch, das für jedes einzelne der komplexen Sachgebiete nur 50 Seiten Raum für Analyse und die Lösungsformel lässt, ist ein äußerst mutiges Unterfangen. Ob es angesichts des Umfangs der Themen ein gangbarer Weg ist, soll hier kritisch hinterfragt werden.
Vorweg: Eine wissenschaftliche Lösungsformel für die von Eberl behandelten Themen gibt es nicht, weder eine Strategie für alle noch für einzelne Themen wie Umwelt oder die Klimakrise. Dazu ist die moderne Welt zu komplex. Das weiß auch der Autor. Was kann uns das Buch also lehren?
Ich schicke voraus, dass ich das vorliegende Buch von Eberl sehr zur Lektüre empfehle. Ich attestiere Buch und Autor, dass der Leser in die Problemfelder auf sachlich hohem Niveau eingeführt wird und ihm moderne Forschungsfelder gut verständlich nahegebracht werden. Eberl ist promovierter Biophysiker. In Technologie- und Forschungsfragen aus der Welt der Physik und Biotechnik. allgemein ist er ein unbestreitbarer Fachmann, der das notwendige Wissen mitbringt, das der Leser hier erwarten darf.
Eberl erweist sich als ein optimistisch in die Zukunft blickender Denker, der seine Leser überzeugen will, dass die Aufgaben der Menschheit lösbar sind, wenn wir das nur wirklich wollen. Zahlreiche Technologien seien bereits heute entwickelt und verfügbar und müssten nur breit angewendet werden. So schreibt er: „Wir haben unsere Überlebensformel selbst in der Hand – machen wir uns an die Arbeit!“ (S.375). Aber warum macht der Mensch das oft nicht? Was hindert uns daran? Haben wir auch darauf eine Antwort?
Wissenschaftsautoren, zu denen auch ich gehöre, gehen die Frage einer möglichen Bewältigung unserer Zukunft von einer weiteren Seite an, etwa, indem gesellschaftliche, politische, wirtschaftliche, psychologische, soziopsychologische und evolutionäre Hürden der Menschheit in den Mittelpunkt gestellt werden, und zwar einschließlich der notwendigen gesellschaftlichen Transformationen, vor denen wir stehen. Diesen Wissenschaftsfeldern widmet Eberl sein abschließendes Kapitel (S. 353-367).
Ich möchte den Leser darauf hinweisen, dass beide großen Wissenschaftsperspektiven, die naturwissenschaftlich-technologische, wie die sozio-kulturelle in gleichem Maß erforderlich sind, um zu fundierten Aussagen über die Gestaltbarkeit unserer Zukunft zu gelangen. Wissenschaft ist nicht nur Naturwissenschaft. Wissenschaft muss sich auch intensiv damit auseinandersetzen, warum wir seit mehr als 50 Jahren wissen, dass Emissionen das Klima erwärmen, und dass der CO2-Ausstoß dennoch bis heute ungehindert nach oben zeigt. Oder warum ist es nach wie vor so, dass Wälder im großen Stil abgeholzt werden, wissend, dass das unser Überleben auf dem Planeten gefährdet? Und wie könnten wir das überhaupt ändern? Die Lösungsformel kann hier nicht allein heißen: „Stopp von Rodungen, insbesondere in den Tropen“, verbunden mit einem „globalen Fonds für Regenwälder, Moore und Korallenriffe“, wie ihn Eberl fordert (S. 370-371). Eine solche Aufforderung gibt es seit Jahrzehnten. Sie ist notwendig aber keineswegs hinreichend. Ähnliches gilt für andere Krisen im Buch. Tatsächlich nehmen wir die meisten Krisen ja noch immer nicht gebührend wahr. Sie sind zu abstrakt, sowie örtlich und zeitlich zu weit weg. Der Fachmann spricht hier von psychologischer Distanz und mentaler Abstraktion. Wie geht man aber mit solchen und anderen Wissenschaftserkenntnissen um? Was tragen sie bei?
Das B