Es ist der 20. Juni 1948. Das neue Geld ist da. 40 DM "Kopfgeld" gibt es für jeden. Auch für die drei so verschiedenen Schwestern Ruth, Ulla und Gundel, Töchter des geachteten Fabrikanten Wolf in Altena. Für Tommy, den charmanten Improvisateur, für den ehrgeizigen Jung-Kaufmann Benno, für Bernd, dem Sicherheit das Wichtigste ist. Was werden die sechs Freunde mit ihrem Geld machen? Welche Träume und Hoffnungen wollen sie damit verwirklichen? Schicksalhaft verbunden erleben sie über drei Generationen hinweg die Bundesrepublik der D-Mark - und den Beginn der neuen, europäischen Währung.
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buecher-magazin.deEine Geschichte der Bundesrepublik von Währungsreform (1948) zu Währungsreform (2002). Erzählt wird sie über die Lebenswege dreier Schwestern und drei männlichen Freunden mit dem Ausgangsort Altena im Sauerland, der auch immer ein Dreh- und Angelpunkt bleibt. Zierl legt ein flottes Tempo vor. Am Anfang etwas zu flott, denn gerade die Exposition, die Aufbruchstimmung '48, das Leben in dem Provinzstädtchen, die hohe soziale Bedeutung des örtlichen Schützenfests sind anschaulich beschrieben und hätten etwas mehr sprecherische Ausgestaltung verdient gehabt. In der Folge erweist sich aber das zügige Erzählen als genau richtig. Denn auch wenn der Werdegang der Protagonisten mit Aufs und Abs, immer gekoppelt an die Ereignisse der deutschen Geschichte, unterhaltsam und farbig dargestellt wird, so bleibt der Roman einfach Unterhaltung - zwar detailreich erzählt, aber phasenweise zu ausschweifend, ohne neue Blickwinkel. Auch ein paar inhaltliche Fehler (die Bundestagswahl z.B. von 1969 war sicher nicht "vorgezogen") sind lästig bei einem historischen Roman. Dank Zierls klarer Diktion aber bleibt man "dran" und kann ausreichend nostalgische Gefühle pflegen.
© BÜCHERmagazin, Martin Maria Schwarz (mms)
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Der richtige Wälzer für lange Herbstabende. Andrea Kahlmeier Sonntag-Express 20161030
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.12.2016Wunderbare Jahre
Peter Prange stellt in Frankfurt seinen D-Mark-Roman vor
Es ist das Buch seines Lebens. Jedenfalls fühlt sich Peter Prange, als habe er sich aus seiner eigenen Ursuppe selbst geboren. "Das Buch hat mich getragen", erinnerte sich der Bestseller-Autor im Frankfurter Literaturhaus an die Produktion seines neuen Romans. "Ein Jahr lang war ich wie auf Droge, bis zur physischen und emotionalen Erschöpfung", gestand er bei den Europa-Kulturtagen der EZB, die in diesem Jahr im Zeichen deutscher Identität stehen. Auch im Gespräch mit der Fernsehmoderatorin Cécile Schortmann wirkte der 61 Jahre alte Autor wie auf Droge: begeistert von der eigenen Hervorbringung, leidenschaftlich bis obsessiv gefangen von seinem "deutschen Märchen", das unter dem Titel "Unsere wunderbaren Jahre" im S. Fischer-Scherz Verlag erschienen ist.
Es handelt sich um eine Familiengeschichte im Schatten der westdeutschen Währungsreform. Kein Wunder, dass auch Johannes Beermann, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, von dem Buch begeistert war und im Großen Saal eine launige Einführungsrede hielt. Die Idee, ein Buch über die Geschichte der D-Mark zu schreiben, kam dem Verfasser im Jahr 2002, als der Euro eingeführt wurde. Damals hatte er noch keine Figuren im Kopf. Die stellten sich erst ein, als er nach dem Tod seiner Mutter vor knapp vier Jahren im Nachlass auf die Liebesbriefe seiner Eltern stieß. "Ich habe meine Eltern neu kennengelernt", so Prange. Eine Kaskade der Erinnerung brach über ihn herein: In seiner Heimatstadt Altena in Westfalen wurden Ende der vierziger Jahre Rohlinge für die D-Mark hergestellt.
Damit war klar: Die nächste Familiengeschichte - nach dem "Bernstein-Amulett" von 1999 - würde die eigene sein. Geschickt hat Prange seine Eltern und sich selbst in der Geschichte der Familie Wolf und der Metallwerke von Altena versteckt. Vater Wolf verstößt seine Tochter Ruth, weil sie einen Ex-Nazi geheiratet hat, aber die Schatten der Vergangenheit holen auch ihn ein. Als er begreift, dass er Stacheldraht für Vernichtungslager geliefert hatte, bringt er sich um. Tochter Ulla, die doch studieren wollte, übernimmt die Metallfirma und liefert neben den Rohlingen schon bald Stacheldraht für die Grenzzäune der DDR. Mit der D-Mark stellten sich im Westen Hoffnung und Optimismus ein, aber die deutsche Teilung wurde zementiert und Berlin blockiert.
Vor diesem politischen Hintergrund nimmt das Familienleben seinen Lauf. Prange hat alle Figuren umbenannt: nach seinen ehemaligen Lehrern. Ähnlichkeiten mit historischen Personen, wie sie Cécile Schortmann sogleich bei einem Firmencompagnon ausmachte, seien rein zufällig. Ein Filmangebot liege auch schon vor. Die Rechte seien bei einem Produzenten für einen Fernseh-Sechsteiler.
CLAUDIA SCHÜLKE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Peter Prange stellt in Frankfurt seinen D-Mark-Roman vor
Es ist das Buch seines Lebens. Jedenfalls fühlt sich Peter Prange, als habe er sich aus seiner eigenen Ursuppe selbst geboren. "Das Buch hat mich getragen", erinnerte sich der Bestseller-Autor im Frankfurter Literaturhaus an die Produktion seines neuen Romans. "Ein Jahr lang war ich wie auf Droge, bis zur physischen und emotionalen Erschöpfung", gestand er bei den Europa-Kulturtagen der EZB, die in diesem Jahr im Zeichen deutscher Identität stehen. Auch im Gespräch mit der Fernsehmoderatorin Cécile Schortmann wirkte der 61 Jahre alte Autor wie auf Droge: begeistert von der eigenen Hervorbringung, leidenschaftlich bis obsessiv gefangen von seinem "deutschen Märchen", das unter dem Titel "Unsere wunderbaren Jahre" im S. Fischer-Scherz Verlag erschienen ist.
Es handelt sich um eine Familiengeschichte im Schatten der westdeutschen Währungsreform. Kein Wunder, dass auch Johannes Beermann, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, von dem Buch begeistert war und im Großen Saal eine launige Einführungsrede hielt. Die Idee, ein Buch über die Geschichte der D-Mark zu schreiben, kam dem Verfasser im Jahr 2002, als der Euro eingeführt wurde. Damals hatte er noch keine Figuren im Kopf. Die stellten sich erst ein, als er nach dem Tod seiner Mutter vor knapp vier Jahren im Nachlass auf die Liebesbriefe seiner Eltern stieß. "Ich habe meine Eltern neu kennengelernt", so Prange. Eine Kaskade der Erinnerung brach über ihn herein: In seiner Heimatstadt Altena in Westfalen wurden Ende der vierziger Jahre Rohlinge für die D-Mark hergestellt.
Damit war klar: Die nächste Familiengeschichte - nach dem "Bernstein-Amulett" von 1999 - würde die eigene sein. Geschickt hat Prange seine Eltern und sich selbst in der Geschichte der Familie Wolf und der Metallwerke von Altena versteckt. Vater Wolf verstößt seine Tochter Ruth, weil sie einen Ex-Nazi geheiratet hat, aber die Schatten der Vergangenheit holen auch ihn ein. Als er begreift, dass er Stacheldraht für Vernichtungslager geliefert hatte, bringt er sich um. Tochter Ulla, die doch studieren wollte, übernimmt die Metallfirma und liefert neben den Rohlingen schon bald Stacheldraht für die Grenzzäune der DDR. Mit der D-Mark stellten sich im Westen Hoffnung und Optimismus ein, aber die deutsche Teilung wurde zementiert und Berlin blockiert.
Vor diesem politischen Hintergrund nimmt das Familienleben seinen Lauf. Prange hat alle Figuren umbenannt: nach seinen ehemaligen Lehrern. Ähnlichkeiten mit historischen Personen, wie sie Cécile Schortmann sogleich bei einem Firmencompagnon ausmachte, seien rein zufällig. Ein Filmangebot liege auch schon vor. Die Rechte seien bei einem Produzenten für einen Fernseh-Sechsteiler.
CLAUDIA SCHÜLKE
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