Im November 1974 bricht Werner Herzog zu einer Wanderung von München nach Paris auf. Sollte er die französische Hauptstadt erreichen - das ist seine feste Überzeugung -, würde die von ihm verehrte Filmhistorikerin Lotte Eisner am Leben bleiben. Vom Gehen im Eis ist eine große, zu Herzen gehende Meditation über Leben und Tod - ein Wortfilm, der neben den mehr als vierzig Spiel- und Dokumentarfilmen von Werner Herzog eine ganz eigene Ausstrahlung und Magie besitzt.
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D ausgeliefert werden.
"In diesen locker registrierenden Skizzen, die oft unvermittelt ins Traumhaft-Visionäre abdriften, finden sich immer wieder Momentaufnahmen von einer verblüffenden Anschaulichkeit, hellwache Selbstbeobachtungen und eindrucksvolle Ansätze zu epischen Ausflügen."
Gottfried Knapp, Süddeutsche Zeitung, 08.11.1978
Gottfried Knapp, Süddeutsche Zeitung, 08.11.1978
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.11.2012Bücher Da geht jemand. In dem festen Glauben, dass, wenn er nur rechtzeitig ankommt, eine andere nicht stirbt. Geht von München nach Paris, im Winter, drei Wochen, durch Regen, Nebel, Kälte, Einsamkeit. Schläft in aufgebrochenen Häusern, isst Mandarinen und Schokolade, manchmal was Warmes in einer Fernfahrerraststätte. Beobachtet die Menschen, schreibt Sätze über das, was am Weg liegt, in ein Notizbuch, redet laut vor sich hin. Denkt erst ganz viel, dann immer weniger, manchmal ans Aufgeben, denn die Füße schmerzen. Ist nicht alles sinnlos? Dieser jemand ist Werner Herzog, der Filmemacher, und er geht, weil Lotte Eisner, die bewunderte, verehrte Filmhistorikerin, im Sterben liegt. Er kommt rechtzeitig an. Legt die wehen Beine hoch. Er sagt, "seit einigen Tagen kann ich fliegen". Die Eisnerin stirbt nicht. Herzogs Notizen kann man jetzt als kleines, biegsames Taschenbuch immer bei sich tragen: "Vom Gehen im Eis" (Hanser, 10 Euro).
beha
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
beha
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Stefan Fischer empfiehlt die neu veröffentlichte Hörbuchfassung der Notizen von Werner Herzog, die zugleich als Buch neu aufgelegt wurden. Innerhalb von drei Wochen wanderte der Junge Werner Herzog vor fast fünfzig Jahren von München nach Paris mit der Überzeugung, die von ihm verehrte Mäzenin Lotte Eisner vor dem Tod durch eine schwere Krankheit zu bewahren. Seine Gedanken, Beobachtungen und Ideen hielt er in Notizen fest, die er später in Buchform veröffentlichte und auch selbst einlas, resümiert der Rezensent. Die zeitliche Distanz zum Geschehen hört Fischer dem Erzähler nicht an, er lässt sich weiter in jedem Moment mitreißen und lernt Herzog als "sehr genauen Beobachter" seiner Umgebung und Gedankenwelt kennen. Manchmal tritt die Sorge um die Freundin dabei sogar in den Hintergrund und weicht einem neuen "Werner-Herzog-Film", der im Kopf des Autors entsteht und sich auf den Rezensenten überträgt, lobt Fischer.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH