Spritzige Dialoge, schöne Ideen, aber zu wenig Handlung
„Silvercliff Hall – vom Zauber geküsst“, der Start einer neuen (Jugend-) Light-Academia-Romantasy-Reihe von Aniela Ley, erschienen 2024 bei dtv, kommt mit einem eher dezenten Cover, das aber mit einem schönen Perlmuttglanz und Textilhaptik
doch überzeugen kann – ein passender Farbschnitt im Stil des Innencovers wäre hier definitiv noch…mehrSpritzige Dialoge, schöne Ideen, aber zu wenig Handlung
„Silvercliff Hall – vom Zauber geküsst“, der Start einer neuen (Jugend-) Light-Academia-Romantasy-Reihe von Aniela Ley, erschienen 2024 bei dtv, kommt mit einem eher dezenten Cover, das aber mit einem schönen Perlmuttglanz und Textilhaptik doch überzeugen kann – ein passender Farbschnitt im Stil des Innencovers wäre hier definitiv noch eine schöne Ergänzung. Beiliegend in der limitierten Auflage ist eine Charaktercard, die ich allerdings eher nichtssagend fand – man kann sie jedoch gut als Lesebändchen-Ersatz nutzen.
Die Story ist schnell umrissen: Nathan Hamsworth, Student der Astrophysik in Oxford, ist gerade auf dem Weg zur Bibliothek als plötzlich ein merkwürdiger Riss in der Atmosphäre erscheint und aus diesem heraus Emilia Albertine Vandercould auf ihn fällt und ab dann im wahrsten Sinne des Wortes an ihm kleben bleibt, da sich dummerweise ihre zwei Auren verbinden. Emilia lebt in einer anderen Welt und folgt dem Vandercould-Ruf, der sie mit der Silvercliff Hall Academy verbindet und anzeigt: Hier stimmt etwas nicht. Wobei wir schnell erfahren, dass auch in der Parallelwelt Zuhause etwas nicht stimmt – was genau, werden wir, wie so vieles in diesem ersten Band, nicht herausfinden.
Ley schreibt schnelle und spritzig-witzige Dialoge, davon sehr viele für sehr wenig Handlung, so dass der Roman immer wieder lange auf der Stelle tritt. Ihr Grundidee für die Reihe ist gut, ihre Figuren sind weitestgehend interessant gestaltet, aber der Plot ist viel zu überschaubar für 368 Seiten, selbst für ein Jugendbuch, und läuft sich deshalb immer wieder tot. Die Atmosphäre einer Akademie in Oxford ist ganz gut gegriffen, nicht zufällig kommen Harry Potter Assoziationen auf, wie überhaupt auch viele Namen und Anlagen auf Referenzebenen zurückgreifen, das ist ganz geschickt gemacht und erzeugt Schmunzler bei den Wissenden. Problematisch ist ihr Zeit- und Emotionsmanagement, hier gibt es immer wieder etwas sehr rasante Entwicklungen und Äußerungen, dafür, dass die gesamte Handlung des Romans gerade einmal 24 Stunden umfasst. Und auch das Rollenbild ist nicht nur antiquiert, sondern wirklich fragwürdig, es hat schon eine widerliche Komponente, wenn sich in Nathan bei der Annäherung an Emilia, die von Sekunde eins an im Raum steht, schon sehr als der Erfahrene feiert, während sie das unbedarfte Lämmchen geben muss (und dabei sonst oft so tough im Raum steht, doppelt schade also). Sowieso ist die dauerhafte Beschwörung der hohen Anziehung zwischen den beiden Hauptcharakteren etwas over the top und auf Dauer leider: langweilig.
Die vorhandenen Plottwists sind in der Anbahnung sehr durchsichtig, für vollkommen unerfahrene Leser:innen von Fantasy, Academia und Romance mag das noch Spannung erzeugen. Streckenweise liest sich das Buch fluffig und angenehm, immer dann, wenn die Handlung kurz anzieht, aber dann verliert sich dieser Schwung leider auch schnell. Apropos Schwung: Immer wieder kommt es auch zu nicht plausiblen Handlungen, die nicht mit dem vorher Geschriebenen zusammenpassen wollen – vielleicht hatte hier die Veröffentlichung auch zu viel Schwung und etwas mehr Lektorat wäre gut gewesen.
Das Buch endet mit einem Cliffhanger und einer nicht in sich abgeschlossenen Handlung – das mag Geschmackssache sein, für mich ist es Kaufbaiting. Hier hätte ich mir etwas mehr Abschluss gewünscht.
Als Fazit bleibt: Als Jugendroman für junge Erstleser:innen des Genres könnte dieses Buch einen guten Einstieg formen und streckenweise war ich gut amüsiert. Richtige Spannung kam allerdings zu keinem Zeitpunkt auf und der avisierte 2. Teil ruft nicht wirklich nach mir. Aufgrund der doch häufig sehr pointierten Dialoge reihe ich mich dennoch bei 3 Sternen ein. Vielleicht packt der Nachfolgeband ja etwas dichter und inhaltsreicher zu.