Brutal, spannend und nicht so leicht vorhersehbar
Goran kehrt nach zwanzig Jahren in seinen Heimatort Waldesroda zurück, den er verließ, nachdem ein schrecklicher Mord an einem jungen Pärchen die Idylle zerstörte. In seiner Jugend gehörte Goran zu einer Clique junger Leute, die seit Kindertagen
zusammenhielt, bis sich eine von ihnen, die siebzehnjährige Norah, für die Goran sehr schwärmte, in den…mehrBrutal, spannend und nicht so leicht vorhersehbar
Goran kehrt nach zwanzig Jahren in seinen Heimatort Waldesroda zurück, den er verließ, nachdem ein schrecklicher Mord an einem jungen Pärchen die Idylle zerstörte. In seiner Jugend gehörte Goran zu einer Clique junger Leute, die seit Kindertagen zusammenhielt, bis sich eine von ihnen, die siebzehnjährige Norah, für die Goran sehr schwärmte, in den vier Jahre älteren David verliebte. Lange hielt die Beziehung jedoch nicht, denn David entpuppte sich immer mehr zu einem grausamen Menschen. Schließlich wird er des Mordes an dem Pärchen verdächtigt und kommt bei der Flucht ums Leben. Doch nun erfährt Goran, dass Norah Drohbriefe erhält, die Details enthalten, die eigentlich nur David wissen kann. Ist der Täter von damals doch noch am Leben? Norah und Goran müssen tief in die Vergangenheit eintauchen und all ihre Geheimnisse ans Licht bringen, um den Schreiber zu enttarnen und geraten dabei selbst in große Gefahr.
Linus Geschke ist mittlerweile ein bekannter Thrillerautor, der viele Fans hat. Grund genug für mich, auch mal ein Buch von ihm zu lesen. "Wenn sie lügt" hat mich vor allem angesprochen, weil es im Klappentext auch um einen alten Fall geht, dessen Schatten bis in die Gegenwart Fallen. Ich liebe Cold Cases und alle Arten von Vergangenheitsbewältigung als Thema in Thrillern. Gerade hier ist die ganze Sache sehr geheimnisvoll und rätselhaft, denn der Täter von damals wurde überführt, starb jedoch angeblich auf der Flucht. Es ist lange unklar, ob das wirklich zutrifft oder nicht. Dadurch, dass die Handlung abwechselnd in der Vergangenheit der Protagonist*innen und in deren Gegenwart fortschreitet, erfährt man nur Stück für Stück, was in der jeweiligen Zeitebene aus Sicht der einzelnen Personen passierte. Das klingt verwirrend, doch Linus Geschke macht das so geschickt, dass man den Geschehnissen locker folgen kann. Dabei fühlt man sich genau wie die Goran und Norah sehr unsicher und tappt lange im Dunkeln, denn beide geben das, was sie seinerzeit verschwiegen haben, nur langsam Preis, was einen gewissen Sog auslöst. Einiges wird dabei auch sehr ausgeschmückt, wodurch es sich an manchen Stellen etwas zog.
Die ganze Zeit hatte ich jedoch das Gefühl, dass mir als Leser*in entscheidende Informationen fehlen und ich musste ganz schön knobeln, bis ich in etwa in die richtige Richtung gedacht habe. Der Täter kommt auch in einigen Kapiteln zu Wort, wodurch man ihn als äußerst kaltblütig und brutal wahrnimmt, was einem leicht eine Gänsehaut verursachen kann. Zeitweise kamen mir dann sogar die Hauptpersonen recht zwielichtig vor. Ich wollte unbedingt wissen, wer der geheimnisvolle Briefeschreiber ist, ob David überlebt hat und welche Geheimnisse hier noch lauern. Manchmal geht die Geschichte vielleicht haarscharf an der Unglaubwürdigkeit vorbei, weil über eine Sache so lange geschwiegen wird, dennoch konnte mich das Buch für ein paar Stunden gut unterhalten. Wird wohl nicht mein letztes dieses Autors bleiben. 4 Sterne