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Erst kommt das Sterben, dann der Tod – doch manchmal ist es umgekehrt Winter 1983. Auf der Glienicker Brücke ist alles bereit für den spektakulärsten Agentenaustausch der Geschichte. KGB-Offizier Rem Kukura - Deckname Pilger - soll gegen den Sohn eines Politbüromitglieds ausgetauscht werden. Mittendrin: Nina Winter, die Kukura als Einzige identifizieren kann. Doch auf der Brücke wird Nina in ein Inferno gerissen, und das Schicksal von ihr und Rem wird zu einer Frage von Krieg und Frieden zwischen den Supermächten. Drei Jahre zuvor: Nina ist Analystin beim BND und wertet Spionage-Informationen…mehr

  • Format: mp3
  • Größe: 647MB
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Produktbeschreibung
Erst kommt das Sterben, dann der Tod – doch manchmal ist es umgekehrt Winter 1983. Auf der Glienicker Brücke ist alles bereit für den spektakulärsten Agentenaustausch der Geschichte. KGB-Offizier Rem Kukura - Deckname Pilger - soll gegen den Sohn eines Politbüromitglieds ausgetauscht werden. Mittendrin: Nina Winter, die Kukura als Einzige identifizieren kann. Doch auf der Brücke wird Nina in ein Inferno gerissen, und das Schicksal von ihr und Rem wird zu einer Frage von Krieg und Frieden zwischen den Supermächten. Drei Jahre zuvor: Nina ist Analystin beim BND und wertet Spionage-Informationen aus. Eine Schreibtischagentin. Bis man ihr mitteilt, dass Pilger, der geheimnisvolle Moskauer Top-Agent des BND, seine weitere Zusammenarbeit von ihr abhängig macht: Er will, dass Nina als seine Führungsoffizierin nach Russland kommt. Sie weiß, dass es die Chance ihres Lebens ist. Doch Nina ahnt nicht, dass sie beim KGB einen Todfeind haben wird. Um zu überleben, muss sie zu einer anderen werden, zu einer Frau, die mit dem Tod tanzt. Ungekürzte Lesung mit Britta Steffenhagen 15h 7min

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Autorenporträt
Andreas Pflüger wurde 1957 in Thüringen geboren. Er wuchs im Saarland auf und lebt seit vielen Jahren in Berlin. Zu seinen Werken zählen Theaterstücke, Hörspiele, Drehbücher, Dokumentarfilme und Romane. Seine preisgekrönte Bestsellertrilogie um die blinde Elitepolizistin Jenny Aaron und der Roman „Ritchie Girl” erschienen als Hörbücher bei Random House Audio.
Autoreninterview
INTERVIEW ANDREAS PFLÜGER

Nina Winter, alias Elsa Opel, ist die Hauptfigur in „Wie Sterben geht“. Was ist Nina für ein Mensch, was treibt sie an – in fünf Worten?


Mut. Angst. Freundschaft. Bedingungslosigkeit. Hoffnung.

Die Welt der Geheimdienste fasziniert viele Menschen. Warum fasziniert sie Andreas Pflüger?

Es ist ein Kompendium menschlicher Leidenschaften und Abgründe. An den Schaltstellen sitzen Männer, manchmal auch Frauen, die „Moral“ im Duden nachschlagen müssten. Vordergründig gesehen spielen sie ein Spiel, aber eins, bei dem das eigene Leben und das von anderen als Einsatz dient. Wie beim Schach werden Figuren geopfert, mitunter gar die Dame. Mit allen Mitteln wird versucht, den Gegner zu dominieren, ihm den eigenen Willen aufzuzwingen. Im Roman lasse ich Nina Winters Ausbilder sagen: „Wir führen Krieg mit unserem Verstand. Es geht darum, in den Kopf des Feindes einzudringen, nicht in seine Tresore.“ Genau das versuche ich auch als Autor bei meinen Figuren. Ist Romaneschreiben also eine Art Krieg? Ja, manchmal.

„Pullach war so tot wie ein überfahrenes Eichhörnchen“, ist so ein Pflüger-Satz. Wie gut
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INTERVIEW ANDREAS PFLÜGER

Nina Winter, alias Elsa Opel, ist die Hauptfigur in „Wie Sterben geht“. Was ist Nina für ein Mensch, was treibt sie an – in fünf Worten?


Mut. Angst. Freundschaft. Bedingungslosigkeit. Hoffnung.

Die Welt der Geheimdienste fasziniert viele Menschen. Warum fasziniert sie Andreas Pflüger?

Es ist ein Kompendium menschlicher Leidenschaften und Abgründe. An den Schaltstellen sitzen Männer, manchmal auch Frauen, die „Moral“ im Duden nachschlagen müssten. Vordergründig gesehen spielen sie ein Spiel, aber eins, bei dem das eigene Leben und das von anderen als Einsatz dient. Wie beim Schach werden Figuren geopfert, mitunter gar die Dame. Mit allen Mitteln wird versucht, den Gegner zu dominieren, ihm den eigenen Willen aufzuzwingen. Im Roman lasse ich Nina Winters Ausbilder sagen: „Wir führen Krieg mit unserem Verstand. Es geht darum, in den Kopf des Feindes einzudringen, nicht in seine Tresore.“ Genau das versuche ich auch als Autor bei meinen Figuren. Ist Romaneschreiben also eine Art Krieg? Ja, manchmal.

„Pullach war so tot wie ein überfahrenes Eichhörnchen“, ist so ein Pflüger-Satz. Wie gut kennen Sie die BND-Zentrale?

So gut es jemandem möglich ist, dem erlaubt wurde, das Pullacher Camp zu besuchen. Das war im September letzten Jahres – und eine ungewöhnliche Geste für einen Dienst, bei dem Geheimhaltung fast religiöse Züge trägt. Ich stand in einem Atombunker aus den Sechzigern, im früheren Schlafzimmer von Martin Bormann (nach dem Krieg Amtszimmer aller BND-Präsidenten) und im Büro meiner Romanheldin Nina. Aber das alles ist ja nur die äußere Hülle. Viel wichtiger war, sich in die Zeit hineinzufühlen, sich vorzustellen, wie dieser seltsame Ort, an dem noch die Gespenster der braunen Vergangenheit hausen, die Menschen geformt hat, die dort ihre gefährlichen Schachzüge geplant haben.

In all Ihren Büchern wird sehr klar, dass Sie bis ins kleinste Detail recherchieren. Wie schwer ist es, danach die Freiheiten zu nutzen, die Sie als Autor haben?

Recherche gehört zum Handwerk, sie ist die Grundvorrausetzung, ohne die meine Romane nicht möglich wären. Ich habe das nie als Beschränkung empfunden, im Gegenteil: Recherche macht mich erst frei in meinem Erzählen. Um fliegen zu können, müssen wir wissen, warum die Luft uns trägt, und manchmal breitet auch die Wirklichkeit ihre Schwingen aus. Menschen, die wirklich gelebt und gewirkt haben, treten in meinen Büchern genauso auf wie erdachte Personen. Ich mache da keine großen Unterschiede, denn in einer literarischen Erzählung wird jeder Mensch zwangsläufig zu einer Erfindung.

Ihr Wissen um Geheimdienste ist enorm. Was mussten Sie für „Wie Sterben geht“ neu recherchieren und was hat Sie bei der Recherche überrascht?

In der Welt der Geheimdienste bin ich seit meinem ersten Roman „Operation Rubikon“ zuhause. So wie ein Maurer nicht jedes Mal neu lernen muss, wie man eine Wand hochzieht, habe ich mein Rüstzeug parat, wenn ich über Spionage und Gegenspionage schreibe. Für „Wie Sterben geht“ habe ich mich allerdings noch einmal gezielt mit Struktur und Methodik des KGB in den Achtzigern beschäftigt. Und dabei hat mich am meisten überrascht, nein, schockiert, wie blauäugig ich in meinen pazifistischen jungen Jahren war, als ich gegen die NATO protestiert habe und nicht wusste, dass der KGB die Friedensbewegung in Westeuropa gesteuert und manipuliert hat. Am herausforderndsten war natürlich das Moskau von 1980–1983, der Hauptspielort des Romans. Wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine konnte ich eine geplante Recherchereise nicht mehr antreten und musste mir anders behelfen: Literatur, Filme, Gespräche mit Menschen, die damals dort gelebt haben. Am Ende hat mein Handwerk als Erzähler den Ausschlag gegeben. Ich habe schon größere Herausforderungen angenommen als diese, mit Jenny Aaron die Welt aus der Sicht einer Blinden zu beschreiben beispielsweise. Auf meiner persönlichen Schwierigkeitsskala von eins bis zehn kriegt Moskau eine stabile sieben.

Gibt es, neben all der Rechercheliteratur, auch Zeit für das Lesen anderer Bücher? Literatur? Thriller? Wenn ja, was lesen Sie aktuell oder würden es gerne lesen?

Ich komme kaum zum Lesen schöner Literatur, weil ich in der Tat fast ständig recherchiere. Der letzte Thriller, den ich auf dem Nachttisch liegen hatte, war „Fünf Winter“ von James Kestrel, ein sehr gutes Buch, das mir Freude bereitet hat. Ansonsten gehören Thriller nur selten zu meiner Lektüre. In den Achtzigern habe ich mein Geld sieben Jahre lang als Taxifahrer verdient und versichere Ihnen, dass ein Taxifahrer nach der Schicht keine Lust mehr hat, einen Roman zu lesen, der vom Taxifahren handelt.

Woran arbeiten Sie aktuell oder demnächst?

Mein Leben verläuft im immergleichen Rhythmus: vor dem Roman, im Roman, nach dem Roman. Die Phase nach dem Roman ist die schwerste, weil ich dann kaputt bin und gleichzeitig Abschied von meinem Text und vor allem von den Figuren nehmen muss, die mich so lange Tag und Nacht begleitet haben. Das ist Trauerarbeit. Dann Buchmesse, Interviews, Auftritte, Lesereisen, eine Zeit, in der ich nicht dazu komme, mich ernsthaft mit einem neuen Roman zu beschäftigen. Erst jetzt, Ende November, stehlen sich wieder Bilder und neue Figuren in meine Träume, das ist schön, aber ich drücke das noch weg. Im Zen heißt es, dass eine Tasse erst ganz leer sein muss, um sie zu füllen. In meiner Tasse ist noch eine Pfütze auf dem Boden – ich denke, dass sie etwa Anfang Februar wieder gefüllt werden kann.

Interview: Literaturtest, 2023
Krimi des Monats December 2023
Krimitipp Dezember: Andreas Pflüger, „Wie Sterben geht“

Wenn ein neuer Thriller von Andreas Pflüger erscheint, ist oft zu lesen, der Autor spiele in einer ganz eigenen Liga. Und das stimmt. Diese Art zu schreiben, Pflüger-Sätze wie „Pullach war so tot wie ein überfahrenes Eichhörnchen“, „solche Männer lebten nach dem Kodex von Skorpionen“ oder „Obwohl es ganz und gar unmöglich war, lag die Temperatur von Wolfs Lachen noch unter der seines Lächelns“. Dazu der Plot: intelligent, herausfordernd im positiven Sinne und atemlos zu lesen. Es geht heißt her in der Welt der Geheimdienste, auch wenn die Geschichte während des Kalten Krieges spielt.

Erstmal legt Pflüger in „Wie Sterben geht“ so einiges in Schutt und Asche. Die Übergabe eines russischen Agenten ist geplant. Seine Verbindungsführerin in Deutschland heißt Nina Winter. Sie ist die Einzige, die den „Pink Star“ – also einen Ausnahmeagenten mit hochrangigen Verbindungen – identifizieren kann. Nur sie weiß, wie Rem Kukura aussieht. Eigentlich ist die Glienicker Brücke die bestgesicherte Brücke der Welt. Die Verbindung zwischen Ost und West in den Zeiten des Kalten Krieges. Hier soll der Austausch stattfinden. Rem Kukura gegen einen üblen Sprössling eines Politbüromitglieds, der Mord als Hobby sieht ... Doch plötzlich läuft die Sache komplett aus dem Ruder. Klar, dass irgendwo ein Verräter sitzen muss. Dann rollt Andreas Pflüger die faszinierende Vorgeschichte aus, bis zum Tag des Austauschs.

Nina Winter, braune Locken, groß, Läuferin, Leistungssportlerin mit einem Faible für Wondratschek. Ein „Gesicht mit diesem leidigen Ernst, den sie nicht loswurde.“ Slawistik- und Russischstudium, Promotion, Bewerbung beim Auswärtigen Amt. Sie landet im Kulturreferat Osteuropa und schreibt einen Text, der u. a. das Schweigen der Bundesregierung gegenüber Moskau anprangert, gegen die Praxis in Russland, missliebige Menschen, vor allem Schriftsteller, Künstler, in die Psychiatrie zu sperren. Schließlich gebe es in Russland keine politischen Gefangenen, nur Kranke, wie im Westen auch ... Ein kurzer Text, ein paar Sätze, auf allen Schreibtischen platziert, und Nina wird zum Vorgesetzten gerufen. Direkt nach dem Gespräch kündigt sie, will Lektorin werden. Und doch entscheidet sie sich irgendwann wieder für den BND. Aber was will ein Freigeist wie Nina beim BND? Ganz simpel: Sie sieht die Chance, etwas zu bewegen.

Fast vier Jahre vor der Übergabe auf der Glienicker Brücke: BND-Präsident Schmücke will Nina sehen. Noch mit im Raum: Julius Boehnke, Chef der Aufklärung. Das, was Nina nun erfährt, wissen bislang nur Boehnke und Schmücke. Es geht um die Quelle in Moskau, Deckname „Pilger“. Es ist Rem. Und er will Nina als Verbindungsführerin, sonst keine. Klar, Nina spricht besser Russisch als Puschkin, wie Boehnke behauptet. Aber sie ist dafür gar nicht ausgebildet. Reizt es Nina? Natürlich. Schließlich ist die aktuelle Weltlage nicht ohne. Die Sowjetarmee ist gerade in Afghanistan einmarschiert. NATO-Doppelbeschluss. Der Westen bricht alle Brücken nach Moskau ab. Nina muss sich entscheiden: Will sie die wichtigste Mission, die derzeit beim BND zu vergeben ist, annehmen? Sie will. Nun ist sie in einer Geheimhaltungsstufe, die offiziell nicht einmal existiert. Natürlich muss Nina nun in einen Agenten-Crash-Kurs. Zwei Monate, ihr Trainer nennt sich Thräne, ist eine Legende und ein harter Hund. Alle Versuche, ihn bei Verfolgungen abzuschütteln, scheitern anfangs. Aufgeben ist aber für Nina keine Option. Und so lernt sie wie besessen und kommt, wie geplant, nach Moskau. Das Spiel der Geheimdienste beginnt …

Am besten, Sie starten mit dem Buch an einem Wochenende – denn Sie werden es nicht mehr aus den Händen legen wollen, bis zum Schluss. In „Wie Sterben geht“ hat Andreas Pflüger wieder einmal gezeigt, dass er definitiv in einer ganz eigenen Liga schreibt. Alles zum Krimi des Monats
Rezensionen
»Lustig, bissig, präzise - mit Abstand Gewinner der Agententhriller-WM 2023.«

Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension

Andreas Pflügers "Wie Sterben geht" hat alles, was ein ausgezeichneter Spionageroman braucht, und mehr, lobt Rezensent Tobias Gohlis. Einen spannungs- und actionreichen Plot, eine schnelle Erzählweise, den politischen Kontext, und eine Passage, in der auf aufreibende Art die Ausbildung des Spions oder der Spionin beschrieben wird - das alles kann man erwarten und das alles bietet Pflüger. Was Pflügers Roman zu einem brillanten Roman macht, ist jedoch das, was er darüber hinaus schafft: Die Eindringlichkeit und Versiertheit, mit der Pflüger das Training seiner BND-Agentin beschreibt, die nicht nur schnelle, sondern auch "anspielungsgreiche" und "originär poetische" Sprache, und die große politische Relevanz. Denn: Wenngleich dieser Roman von den achtziger Jahren in Moskau erzählt und obwohl der Autor ihn vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine begonnen hat zu schreiben, sind die Verbindungen zwischen dem Kalten Krieg damals und dem aktuellen Konflikt zwischen Russland und "dem Westen" nicht zu übersehen, so der mitgerissene Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.11.2023

Getäuschte Täuscher
Krimis in Kürze: Brunow, Pflüger und Juretzka

Es wird wohl niemand behaupten wollen, man könne sich auf dem Markt für neue Kriminalromane vor Qualität kaum retten. Hier dominiert unangefochten das Mittelmaß, da sind viel zu viele, zu lang geratene und zu wenig lektorierte Titel. Umso erstaunlicher ist es deshalb, dass ein renommierter Drehbuchautor für Film und Fernsehen nur Absagen erhält und sein Krimidebüt als Book-on-Demand publiziert, weil er keine Lust hat, weiter Klinken zu putzen.

Jochen Brunows "Verdeckte Spuren" (BoD, 330 S., br., 15,90 Euro) ist der Auftakt einer Trilogie, die zwischen Berlin und Sardinien pendelt. Verstecken muss der Roman sich nicht vor der Konkurrenz. Im Gegenteil. Das Genre neu erfunden hat Brunow natürlich nicht, aber die Erfahrung des Drehbuchautors ist jederzeit zu spüren: in der Struktur des Buches, in der Abfolge der Szenen, die ökonomisch geschrieben und gut verfugt sind.

Auch die Hauptfigur, der pensionierte und verwitwete Kriminalrat Beckmann, der sich in sein Haus auf Sardinien zurückgezogen hat, ist plausibel gezeichnet und nicht einer dieser Ermittler, denen Spleens und irre Hobbys angedichtet werden, um sie halbwegs interessant erscheinen zu lassen. Als ein junger, ehrgeiziger und vielleicht etwas zu überspannter Journalist Beckmann aufsucht wegen eines alten Falls, wird es dann gefährlich. Viel mehr soll an dieser Stelle gar nicht verraten sein über den Plot - außer dass er präzise konstruiert ist und funktioniert wie ein Uhrwerk.

Auch Andreas Pflüger ist ein erfahrener Drehbuchautor, der allerdings schon einige Romane veröffentlicht hat. Er weiß, wie man Szenen entwickelt und dass im Kino wie im Roman die Auflösung und die Übergänge stimmen müssen, weil sonst weder Fluss noch Rhythmus entstehen. Pflüger hat in "Richie Girl" bewiesen, dass er das sehr gut beherrscht. "Wie Sterben geht" (Suhrkamp, 448 S., geb., 25,- Euro) hält dieses Niveau. Der Spionagethriller aus dem Kalten Krieg verschränkt geschickt Fakten und Fiktion, er ist, wenn man so will, in seiner ganzen Erzählweise eher Kino als braves Fernsehspiel.

Die Protagonistin Nina Winter wird Ende der Siebzigerjahre aus Pullach nach Moskau entsandt, um eine wichtige Quelle namens "Pilger" aus dem Innern des KGB zu führen. Für die junge BND-Agentin und studierte Slawistin ist dieser Auftrag so etwas wie ein lebensgefährlicher Bildungsroman. Die Geschichte ist gut recherchiert, es wirkt, als sei Pflüger im Moskau jener Jahre ein- und ausgegangen wie seine Hauptfigur, so anschaulich schildert er die traditionsreiche und dann doch so graue, aufs Monumentale fixierte Sowjethauptstadt, leuchtet in deren verschiedene Milieus und lässt auf diese Weise immer wieder auch die Risse und die Sklerose des Systems sichtbar werden.

Der Plot ist komplex, wie es der Welt der Dienste angemessen ist: ein fintenreiches Spiel der getäuschten Täuscher, in dem es überlebenswichtig ist, die nächsten zwei, drei Züge des Gegners zu antizipieren, wie beim Schach, aber auch beim Boxen. Weil Pflüger bildhaft und pointiert schreiben kann und sich auf Dramatik versteht, darf es auch eine große Liebesgeschichte geben wie in dem Film "Das Rußland-Haus", und es ist bei diesem Format sehr einleuchtend, dass gleich zu Beginn die Glienicker Brücke in die Luft gesprengt wird. Man liest das atemlos und bedauert es, wenn das Buch zu Ende ist. Mehr kann man nicht erwarten von einem Thriller.

Jörg Juretzka hat auch ein paar Drehbücher geschrieben. Aber vor allem ist er gelernter Tischler und Zimmermann. Er weiß, wie man baut. Und er hat Kristof Kryszinski erfunden, der uns nun schon zum fünfzehnten Mal begegnet. In "Nomade 2. Der weiße Vogel" (Rotbuch, 304 S., geb., 22,- Euro) hat er ihn in die Wüste geschickt. Das ist kein Schaden. Für trockene Sprüche ist die Sahara ein idealer Ort. Und natürlich wird Kryszinski widerwillig auch jetzt wieder eingreifen, wenn die weibliche Punkband Las Surfsistadoras auf den verrückten Gedanken kommt, in einem nuklear verstrahlten Geisterdorf ein Musikvideo zu drehen, und dann plötzlich verschwunden ist. Auch dieser Roman hat den Hang zum leicht durchgeknallten Plot, den man an Juretzka seit Jahren schätzt, und überzeugt durch seine Lakonie. PETER KÖRTE

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»Es ist nur ein Roman, versuche ich mein klopfendes Herz zu beruhigen, als ich auf der letzten Seite angelangt bin. ... Pflüger erzählt gewandt und leichten Tons. Er formuliert genau, schwingt gekonnt zwischen Witz und Nachdenklichkeit ...« Silvia Ottow neues deutschland 20240926