Krimitipp des Monats April: Vera Buck, Wolfskinder Sie sind 16 Jahre und beste Freundinnen: Smilla und Juli. Ein geheimer Ausflug, Smillas Idee, Kakao mit Amaretto im Rucksack. Teenagerübermut. Das Ziel: Übernachten im Faunfelsen. Es gibt das Gerücht, durch das Loch im Felsen würde morgens das Sonnen-licht die Form eines Teufels auf den Boden zeichnen. Zwei Mädchen, doch nur eines kehrt zurück: Smilla. Juli bleibt verschwunden. Niemand weiß, was passiert ist, auch zehn Jahre später nicht. Smilla hat Schuldgefühle, entwickelt den Wunsch, Polizistin zu werden. Doch sie ist mit ihren 1,58 Meter dafür einen Tick zu klein. So landet sie als Volontärin bei einem mittelmäßigen Lokalfernsehsender.
Nie hat Smilla ihre Freundin Juli vergessen. Immer noch will sie herausfinden, was damals geschah. Sie ist sich sicher, dass Juli nicht die Einzige war. Sie recherchiert seit Jahren und hat festgestellt: Die Zahl vermisster Menschen in der Region ist überdurchschnittlich hoch. Nein, nicht Menschen, nur Frauen und Mädchen. Über 30 sind es, und ihre Fotos hängen an einer Schnur in Smillas Zimmer. Sie kennt alle Fälle in- und auswendig. Smilla ist klar: Sie sucht einen Serienmörder. Doch die Polizei wiegelt ab. Die Region mit ihren Wäldern und Bergen lebt vom Tourismus, und vielleicht sind ja einige beim Wandern in Fels- oder Gletscherspalten gestürzt.
Dann verschwindet Rebekka. Die junge Frau kommt aus einer Siedlung, von der die we-nigsten wissen. Und diejenigen, die sie kennen, wollen mit den Siedlern nichts zu tun ha-ben. Rebekka kommt aus Jakobsleiter – da oben auf dem Berg lebt die letzte Kommune von Alttäufern, die es in Europa noch gibt. Jesse ist einer davon und Rebekkas bester Freund. Er kennt die Geschichte der Alttäufer. Sie wurden verfolgt, deportiert, ausgeraubt oder zwangskonvertiert – ihre ist eine Geschichte der Gewalt. Wenn Jesse die 750 Hö-henmeter hinunter zur Schule steigt, dann weiß er, dass er der Underdog ist. Die anderen Schüler verhöhnen ihn, wenn es gut läuft. An schlechten Tagen prügeln sie auf ihn ein.
Rebekka wollte weg aus Jakobsleiter. Von dort, wo es kaum noch Frauen gibt und die Männer von einem fanatischen Priester angeführt werden. Isaiah heißt er und wütet gegen Funkantennen und alles, was die Welt da draußen so verdorben hat. Der Wald rund um Jakobsleiter heißt Wolfstann. Ja, hier gibt es noch Wölfe. Einen davon hat Jesse heimlich aus einem Wurf behalten. Er hat ihn Freigeist genannt. Die anderen wurden umgebracht. Ist Rebekka nun abgehauen, direkt von der Schule? Oder erging es ihr wie damals Juli? Obwohl natürlich niemand wirklich weiß, wie es Juli erging ...
Jesse ist verzweifelt. Wo soll er suchen, an wen sich wenden? Der Polizei vertraut in Ja-kobsleiter niemand. Doch es gibt einen Kommissar, der anders zu sein scheint, ihn nicht verachtet, sogar seinen Namen kennt. Kann er sich an ihn wenden? Oder an die neue Leh-rerin? Laura Bender scheint offen und freundlich, ganz anders als ihre Vorgängerin.
Während ihrer Nachforschungen entdeckt Smilla die Siedlung Jakobsleiter. Doch was ihr der Bürgermeister des Ortes erzählt, kann sie kaum glauben. Als ihr auf dem Weg zu den Alttäufern auch noch ein Mädchen vors Auto läuft, scheint ihre Welt völlig aus den Fugen zu geraten. Das Mädchen, vielleicht neun, zehn Jahre, sieht so aus wie ihre verschwunde-ne Freundin im selben Alter. Ist die kleine Edith Julis Tochter? Sie muss es sein! Lebt Juli vielleicht doch noch?
Als auch Jesse eine unglaubliche Entdeckung macht, wird Smilla klar: „Es braucht gar kein Benzin und keine Feuerzeuge, um meine Heimat in Schutt und Asche zu legen. Es braucht nur die Wahrheit.“
Intelligent, fesselnd, mit wunderbar lebendig gezeichneten Figuren und einem Plot, der bei allen Wendungen stimmig bleibt – bis zum furchterregenden Finale. Was für ein Thriller-Debüt von Vera Buck!
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