»Wir haben ein künstliches Hüftgelenk gefunden. In einem Papierkorb in der Nähe des Hasenbergs. Laut Seriennummer wurde es Ihrer Frau implantiert. Es liegt nahe, dass sich das Gelenk noch bis vor kurzem in einem menschlichen Körper befunden hat, was wiederum bedeutet, dass es entfernt wurde. Und wir
fragen uns, wie, wann und warum das passiert ist.«
Ein künstliches Hüftgelenk in einem…mehr»Wir haben ein künstliches Hüftgelenk gefunden. In einem Papierkorb in der Nähe des Hasenbergs. Laut Seriennummer wurde es Ihrer Frau implantiert. Es liegt nahe, dass sich das Gelenk noch bis vor kurzem in einem menschlichen Körper befunden hat, was wiederum bedeutet, dass es entfernt wurde. Und wir fragen uns, wie, wann und warum das passiert ist.«
Ein künstliches Hüftgelenk in einem Papierkorb ist wirklich kein alltäglicher Fund. Zumal wenn die Frau, in deren Körper es sich befinden sollte, spurlos verschwunden ist. Und scheinbar suchen nicht nur die Polizei und der ratlose Ehemann nach Donata Zettl – mit sehr unangenehmen Folgen für einige Beteiligte…
Gleich zu Beginn des Buchs war ich hochzufrieden, dass Zorn und Schröder wieder gemeinsam ermitteln. Was hatte mir das im Vorgängerband gefehlt! Und tatsächlich konnte ich mich wieder über viele herrliche Wortwechsel zwischen den beiden freuen. Beispiel?
»Du nennst mich also Chef.«
»Genau, Chef.«
»Obwohl eigentlich du der Chef bist.«
»Auf dem Papier. Der theoretische Chef, sozusagen.«
»Aber praktisch gesehen, bist du doch auch der Chef.«
»Stimmt«, nickte Schröder. »Theoretisch jedenfalls.«
»Und welcher Chef bin ich dann?«
Schröder überlegte einen Moment.
»Der akustische?«
Zorn verstand kein Wort. Und das sah man ihm auch deutlich an. …
»Dann könnte ich dich ebenfalls Chef nennen.«. …
»Das Tohuwabohu sollten wir uns ersparen, Chef.« …
»Es ist einfach«, sagte Schröder nach einer Weile. »Ich bezeichne dich als etwas, das du längst nicht mehr bist, während du«, er deutete auf Zorn, »mich«, er deutete auf sich selbst, »eben nicht so bezeichnest.«
»Obwohl du’s mittlerweile bist.«
»Yes.« …
»Ich hab keinen Schimmer, was du mir eigentlich sagen willst.« …
»Ich auch nicht.«
Tja, Abschnitte dieser Art ließen mich das Buch genießen. Aber eigentlich sollte es ja ein Thriller sein – nur als ein solcher konnte es mich nicht überzeugen.
Gut, Spannung ist da. Es gibt ständig bedrohliche Situationen, wenn auch nicht in dem Umfang, wie es in früheren Bänden der Fall war. Auch bei der Anzahl der Leichen muss man ein paar Abstriche machen, was aber ganz und gar nicht bedeutet, dass mit Blut und Ekel gespart wird. Im Gegenteil fand ich ein paar Szenen fast schon grenzwertig und möchte sensiblen Lesern wirklich raten, die Finger von diesem Buch zu lassen. Um es klar zu sagen: Ich brauche keine Unmenge an Toten, habe aber auch kein Problem mit Blut und ekligen Stellen, wenn der Rest stimmt. Aber ein vermeintliches Rätsel war für mich wirklich keins, sprang eigentlich, wie ich finde, direkt ins Auge. Die Auflösung war für mich daher keine Überraschung – das hätte man geschickter lösen können.
Gepunktet hat das Buch wieder bei den Charakteren. Über Zorn und Schröder habe ich bereits geschwärmt, erwähnen möchte ich noch den Mann der verschwundenen Frau, der eine wahre Fundgrube für einen Psycho-Analytiker sein müsste und den „schwarzen Mann“, einen wahrhaft furchteinflößenden Charakter, dem man nicht mal im Hellen begegnen möchte.
Erwähnen möchte ich auch wieder den in meinen Augen großartigen Schreibstil des Autors. Alles liest sich flüssig und leicht, dabei formuliert er so präzise, beschreibt so punktgenau, dass man die gesamte Szenerie ständig vor Augen hat und glaubt, geschilderten Gestank tatsächlich riechen zu können. Das hat er wirklich raus!
Fazit: Ich liebe Zorn und Schröder und hoffe, dass es bald einen neuen Fall für die beiden gibt. Ich hoffe allerdings auch, dass Stephan Ludwig sich darauf besinnt, dass Blut und Ekel nicht das Wichtigste in einem guten Thriller sind und nicht ausreichen, um Schwächen in der Handlung rauszureißen.