DIESE HEIMLICHKEIT IST SPANNEND. UND SIE IST NOTWENDIG. DAS IST SCHLIESSLICH NICHT UNSER ORT. WIR HABEN UNSEREN EIGENEN ORT, DEN RAUM ZWISCHEN ZWEI FENSTERN (SEITE 57)
Bedrückend, erschreckend, abstoßend, seltsam, wunderschön, still, tiefgründig, verstörend, hoffnungsvoll. Das sind Stimmungen und
Empfindungen, die mir in den Sinn kommen, wenn ich an „Zwischen zwei Fenstern“ denke. Es gibt noch…mehrDIESE HEIMLICHKEIT IST SPANNEND. UND SIE IST NOTWENDIG. DAS IST SCHLIESSLICH NICHT UNSER ORT. WIR HABEN UNSEREN EIGENEN ORT, DEN RAUM ZWISCHEN ZWEI FENSTERN (SEITE 57)
Bedrückend, erschreckend, abstoßend, seltsam, wunderschön, still, tiefgründig, verstörend, hoffnungsvoll. Das sind Stimmungen und Empfindungen, die mir in den Sinn kommen, wenn ich an „Zwischen zwei Fenstern“ denke. Es gibt noch mehr davon, denn Dianne Touchell kann mit Worten umgehen. Sie braucht nur wenige Seiten, 256 um genau zu sein, um in mir die komplexesten Emotionen hervorzurufen. Teils gingen mir die Worte so nah, dass ich eine Pause brauchte von Maud und Creepy. So heißen die Protagonisten, die sich in benachbarten Häusern befinden und einen ungewöhnlichen, zarten Kontakt zueinander zwischen ihren beiden Fenstern aufnehmen. Sie sprechen nicht miteinander, auch wenn sie sich in der Schule begegnen, sie kommunizieren lediglich über auf Zettel geschriebene Notizen, die sie an die Scheibe halten.
Was nach einem harmonisch-romantischem Jugendbuch klingt, in dem sich zwei junge Außenseiter kennenlernen und ineinander verlieben, täuscht. Dieser Roman ist ganz anders. Denn Maud ist psychisch krank, sie reißt sich ihre Haare aus, teilweise bis ihre Kopfhaut blutet. Sie erfährt keine wundersame Heilung durch Liebe, wie es oft in Jugendbüchern dargestellt wird. Und Creepy, so nennen ihn alle an der Schule, ist … nun ja, unheimlich. Er beobachtet Maud durch ein Fernglas, liest unendlich viele Bücher und hat eine wahnsinnig seltsame Vorstellung von Liebe. Beide sind also tatsächlich etwas schräg.
Mit Schuld daran sind sicherlich die Elternhäuser, denn die Mütter und Väter der beiden haben ziemlich handfeste Probleme. Creepy’s Eltern streiten unentwegt miteinander, so sehr, dass der Vater den Hund auf die Mutter hetzt. Maud wird von ihrem Vater geschlagen. Zu allem Überfluss liegen beide Elternpaare auch noch miteinander im Clinch. Angesichts dieses unangenehmen Alltags, versuchen Maud und Creepy irgendwie zurechtzukommen. Sie bauen sich ihre eigene kleine (Gedanken-)welt, was Touchell sprachlich außerordentlich gut aufbereitet. Ich könnte versinken in ihren Worten, die mal eine abstoßende, dann wieder eine extrem faszinierende Wirkung auf mich haben.
Besonders beleuchtet die Autorin die psychologische Verfassung von Maud und Creepy. Sie ließ mich so tief in die Köpfe von den beiden eintauchen, dass ich meinte, mich in ihnen zu verlieren. Zusätzlich reichert sie ihre Kapitelanfänge mit Gedanken von Maud sowie mit Buchzitaten von Creepy an, die sehr aufschlussreich und immer enorm passend sind. Sie zeigen, wie sehr Maud sich in ihre eigene Gedankenwelt zurückzieht, während Creepy versucht, in der Literatur eine Antwort zu finden.
Inwiefern ist dieses Buch nun positiv? Ich weiß es nicht. Kleiner Spoiler: Allerdings erlaube ich mir, aus der letzten Seite so etwas wie eine neue, hoffnungsvolle Ausrichtung herauslesen zu können. Doch letztendlich erwartet den Leser ein offenes Ende, das er zu interpretieren frei ist.
Fazit
„Zwischen zwei Fenstern“ von Dianne Touchell ist ein sehr faszinierendes Buch, das mich vor allem sprachlich begeistert hat. Es liest sich jedoch nicht leicht und es ist für empfindliche Leser sicherlich des Öfteren schwer verdaulich – ich musste oft schlucken. Die psychologische Tiefe, die sich darin jedoch auftut, entschädigte mich dafür mehr als genug. Es ist mit 256 Seiten nicht lang und dennoch wurden so viele Empfindungen in mir wachgerüttelt, dass ich noch immer einzeln