Psychologie
Bens Leben läuft ganz und gar nicht so, wie man sich das wünscht. Beruflich und privat fühlt er sich als absoluter Versager. Ganz bergab geht es, als seine Tochter bei einem Unfall die Beine verliert und er sich die Schuld gibt. Doch dass sie Jahre später versucht hat, sich das Leben
zu nehmen, kann er nicht glauben. Hätte er doch nur ihre Sprachnachricht eher abgehört, vielleicht…mehrPsychologie
Bens Leben läuft ganz und gar nicht so, wie man sich das wünscht. Beruflich und privat fühlt er sich als absoluter Versager. Ganz bergab geht es, als seine Tochter bei einem Unfall die Beine verliert und er sich die Schuld gibt. Doch dass sie Jahre später versucht hat, sich das Leben zu nehmen, kann er nicht glauben. Hätte er doch nur ihre Sprachnachricht eher abgehört, vielleicht hätte er sie dann vom Sprung abhalten können. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse und Ben findet sich mitten in einem Alptraum wider …
Die Story ist schon unterhaltsam, gar keine Frage. Blöd nur, dass mir die ganze Zeit durch den Kopf ging, dass ich in einem solchen Fall nur noch einen einzigen Weg gehen würde: In einen sicheren Keller oder so und da käme ich die nächsten 12-24 Stunden einfach nicht mehr raus. Wieso Ben munter quer durch die Gegend hampelt, ist mir unverständlich. Sowas sitzt man doch einfach nur aus, oder nicht? Klar, das wäre für Leser dann schon öde und langweilig. Dennoch …!
Auch finde ich es schon schräg, dass die ganze Nation auf dieses Sozialexperiment hereinfällt, niemand etwas dagegen tut (im Ernst jetzt? Alle Irren und Mordlüsternen bekommen es mit, aber die Regierung und die „Ordnungshüter“ nicht?), keinem auffällt, dass sich alles nur in Berlin abspielt usw. Ja, klar, ist ein Buch und ich lasse Autoren immer sehr viel Spielraum, aber so ein klein bisschen muss doch das Gefühl da sein, das alles könnte so oder so ähnlich jederzeit geschehen. Kommt hier bei mir nicht auf …! Mein Mann amüsiert sich immer königlich darüber, wie ich bei Filmen kritisiere, was alles soooo unecht und gar nicht möglich ist und meint, ich solle einfach nicht nachdenken und nur gucken. Fällt mir schwer. Beim Lesen ist das noch unmöglicher.
Mir gefallen aber die Figuren. Sie sind teils heftig klischeehaft, aber hey, so ist das ja im Leben auch oft. Es gibt „aus jedem Dorf einen Köter“, wie man hier sagen würde. Eine bunte Mischung, auch ein paar Normalos, aber eben Fitzek-typisch (falls es das gibt, ich hadere da gerade ein wenig mit mir selbst) ganz viele extrem schräge Typen.
Die Wendungen sind teils schon schräg, ganz besonders der Knalleffekt am Ende. Aber es passt zum Stil des Autors und ist eigentlich auch richtig witzig. Na ja, makaber, aber eine gewisse Ironie hat das alles ja dann doch schon. Auch wird die unbeschreibliche Macht der Medien gut dargestellt und der Sog der Masse. Man mag sich nicht ausmalen, dass dies Wirklichkeit werden könnte. Und ganz so abwegig ist das nicht mal …!
Simon Jäger ist und bleibt ein toller Sprecher. Ich störe mich nur nach wie vor an seiner Art, Frauen zu sprechen. Das klingt einfach immer extrem nach Tussis. Irgendwie schafft er es nicht, eine Frau einfach nur Frau sein zu lassen. Die müssen immer einen seltsamen Unterton haben, schnippisch wirken, arrogant, irre, verloren, verzweifelt, schwach. Das stößt mir inzwischen wirklich deutlich auf. Beim „normalen“ Lesen höre ich ihm aber sehr gern zu.
Insgesamt fällt es mir schwer, diese Story zu bewerten. Mein Bauch sagt: „Drei Sterne“, mein Kopf sagt, dass es kurzweilig und amüsant, wenn auch nicht sehr anspruchsvoll war und vom Unterhaltungsfaktor eigentlich vier Sterne fair wären. Da mich das Phänomen Fitzek fasziniert und ich mich immer wieder neugierig an seine Werke heranwage, bin ich mal großzügig und gebe die vier Sterne.