-7%20
22,95 €**
21,45 €
inkl. MwSt.
**Unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers

Sofort lieferbar
  • Audio CD

Kampfjets über Taiwan, Kriegsschiffe in japanischen Gewässern, Militärbasen auf den Spratly-Inseln. China will sein Territorium im Ost- und Südchinesischen Meer ausweiten. Dabei ist besonders der Anspruch auf Taiwan explosiv, das China nicht als souveränen Staat anerkennt. Doch hinter Taiwan stehen die USA. Der aktuelle Konflikt um Inseln und Riffe vor Chinas Küste wird im Westen oft vernachlässigt. Doch dahinter stehen handfeste Territorialkonflikte mit einer Reihe von Staaten wie Japan, Südkorea oder Vietnam. Die Region ist ein Pulverfass, bei dem eine einzelne Provokation schnell in einen…mehr

Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
Kampfjets über Taiwan, Kriegsschiffe in japanischen Gewässern, Militärbasen auf den Spratly-Inseln. China will sein Territorium im Ost- und Südchinesischen Meer ausweiten. Dabei ist besonders der Anspruch auf Taiwan explosiv, das China nicht als souveränen Staat anerkennt. Doch hinter Taiwan stehen die USA. Der aktuelle Konflikt um Inseln und Riffe vor Chinas Küste wird im Westen oft vernachlässigt. Doch dahinter stehen handfeste Territorialkonflikte mit einer Reihe von Staaten wie Japan, Südkorea oder Vietnam. Die Region ist ein Pulverfass, bei dem eine einzelne Provokation schnell in einen internationalen Konflikt führen kann. Besonders Taiwan ist China ein Dorn im Auge: Unabhängig, demokratisch und westlich, historisch aber Teil von China. Taiwan führt der Welt vor Augen, dass es zu der Diktatur in China eine demokratische Alternative gibt.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Alexander Görlach ist Senior Fellow am Carnegie Council for Ethics in International Affairs in New York. Sein Themenfeld ist die Zukunft der Demokratie. Zuvor war er als Fellow an den Universitäten Harvard und Cambridge. 2017/18 war er zudem Gastwissenschaftler an der City University Hongkong und der National Taiwan University in Taipeh. 2019 kehrte er mehrfach in die Region zurück, um die aktuellen Entwicklungen aus nächster Nähe einordnen zu können. Er ist ein gefragter Experte zu dem Themenfeld China, Hongkong und Taiwan. Gastbeiträge und Interviews erschienen u.a. bei Zeit Online, Wirtschaftswoche, Stern Online und der Deutschen Welle.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.06.2022

„Auch Autokraten
müssen abliefern“
Der Politologe Alexander Görlach
über diktatorische Rationalität, Chinas
zunehmend aggressive Außenpolitik
und die Passivität des Westens
INTERVIEW: MORITZ BAUMSTIEGER
Ursprünglich beschäftigte sich der Alexander Görlach eher mit religiösen Reichen, er studierte Theologie in Mainz, Rom und Kairo, wandte sich bald aber auch den weltlichen Reichen und damit der Politikwissenschaft zu. Nach Stationen als Dozent in Harvard ging der 46-Jährige als Gastwissenschaftler nach Asien, an die National Taiwan University in Taipeh, die City University of Hong Kong und die Seoul National University in Südkorea. Stets begegnete ihm dort ein Thema: die Bedrohung durch die benachbarte Volksrepublik China.
SZ: Herr Görlach, Sie haben über ein Reich geschrieben, das sich als Zentrum seiner Welt sieht – und trotz seiner Größe Appetit auf die Peripherie hat...
...ich kann mir denken, worauf Sie anspielen. Aber als ich am Buch gearbeitet habe, war ein Angriffskrieg Russlands noch kein Thema. Höchstens ein Szenario, wie ich es in „Alarmstufe Rot“ in Bezug auf China und Taiwan durchdekliniere.
Ist Taiwan die Ukraine Chinas – ergibt dieser Vergleich Sinn?
Ich glaube, dass die Ukraine und Taiwan für Wladimir Putin und Xi Jinping Schicksalsorte sind, mit denen sie nicht nur ihr persönliches Geschick verknüpfen, sondern in diktatorenhafter Selbstüberschätzung auch die Schicksale ihrer Länder. Putin sieht es als seinen Auftrag, das Heilige Russland wieder zu errichten. Nicht die Sowjetunion, an der er auch hing, durch seinen Schulterschluss mit der orthodoxen Kirche geht er nun aber im Traditionszusammenhang noch weiter zurück. Das macht Xi Jinping auch. Er sieht sich nicht nur als Erbe Maos, sondern auch als eine Art neuer Sohns des Himmels, in Anlehnung an konfuzianische Vorstellungen. Beide laden ihre territorialen Ansprüche so mit heilsgeschichtlicher, fast eschatologischer Bedeutung auf.
Sie beschreiben im Buch, wie sich China Schritt für Schritt für einen Konflikt im Pazifik rüstet...
...Experten erwarten, dass die Taiwan-Frage innerhalb von sechs Jahren zu einem Krieg führen wird.
Auch das erinnert an die Ukraine. Die Bedrohung stieg stetig – die Invasion hat trotzdem viele überrascht. Warum tun wir uns schwer, langsam ablaufende Entwicklungen wahrzunehmen?
Zum einen regiert immer die Hoffnung. So lange die Zukunft nicht geschehen ist, ist sie noch offen. In meinem Buch treffe ich auf Grundlage von Vergangenem und Gegenwärtigem Ableitungen für die Zukunft. Die sind rational und lauter, müssen aber nicht in Erfüllung gehen. Auch in der Ukraine gab es die Tage, in denen alles offen zu sein schien – und dann wirkten selbst Personen aus russischen Führungszirkeln vom Angriff überrumpelt. Je stärker ein System auf eine Person zugeschnitten ist, umso erratischer können die Entscheidungen ausfallen.
Demokratien mit ihren „Checks and Balances“ sind stolz darauf, überlegt zu entscheiden. Und doch ignorieren wir oft aus wirtschaftlichen Interesse, wie problematisch manche Handelspartner oder Rohstofflieferanten sind. Warum ist das so?
Weil unsere Ordnung nicht einfach allgemein auf Rationalität, sondern auf einem ganz bestimmten, tendenziell demokratisch-rechtsstaatlichen Verständnis von Rationalität beruht – und wir hoffen wohl, dass auch weniger demokratische Staaten dieses mittragen. Unsere Rationalität wird aber von Staaten wie China nicht geteilt, was man am Beispiel von Hongkong sehen kann: 2047 laufen die Verträge aus, die den Status der Stadt festlegen. Peking hätte also warten können, um dann in Ruhe und ohne Rechtsbruch durchzusetzen, was es will. Diktatoren haben jedoch immer Eile, ihre Rolle in der selbstinszenierten Heilsgeschichte zu spielen. Wenn Ideologie dann Rationalität schlägt, passieren Dinge, wie sie in Hongkong geschehen sind – und nun eben in der Ukraine passieren.
Attackieren China und Russland die demokratischen Systeme vor ihrer Haustür, weil deren Erfolg die eigenen Probleme aufzeigt?
Auch Autokraten müssen abliefern. Wenn kleinere Nachbarn mit freieren Systemen Erfolg haben, ist das für sie ein Problem. Das aber natürlich nicht so benannt wird – lieber bringt man alte Floskeln wie die von der Einheit Chinas, um die eigene Aggressivität zu rechtfertigen.
Auch im Westen hört man gerade alte Floskeln. Etwa die vom „Wandel durch Handel“, nun allerdings in keinem positiven Kontext mehr.
Da würde ich im Zweifel allerdings sagen: Ein Versuch war es wert. Nur hätte man die Ergebnisse früher und kritischer überprüfen sollen, um nicht in Abhängigkeiten zu geraten. Im Falle der Volksrepublik bei Seltenen Erden oder Magnesium, bei Russland natürlich vom Gas.
Wie viel Macht gibt das Ihrer Ansicht nach den beiden Staaten?
Russland hat nicht viel mehr zu bieten außer maroden Atombomben, Gas und Öl. Die Volksrepublik hat mehr. Und sie möchte auch mehr, was sich an Projekten wie der „Belt and Road Initiative“ zeigt, der „Neuen Seidenstraße“. China investiert Milliarden in Infrastruktur in anderen Staaten – natürlich nicht aus Altruismus. Peking möchte nicht nur der militärische und politische Hegemon sein, es möchte auch den Handel dominieren, die Regeln des Handels neu setzen.
Sie schreiben: „Für Xi war die in den Augen der Welt als positiv gesehene Entwicklung der Volksrepublik ein Abirren vom wahren Weg – vergleichbar vielleicht mit der Aussage Wladimir Putins, wonach der Zusammenbruch der Sowjetunion die größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts gewesen sei.“ Haben beide Führer aus politischer Nostalgie radikale Kurswechsel vollzogen?
Bei Xis Politik in China ist vieles neu und manches nicht so neu. Chinesischen Nationalismus gab es bereits, als Japan das Land besetzt hatte, damals hatte er eine vollkommen legitime Rolle. Doch eine ethno-nationalistische Politik mit astreiner Rassenlehre, wie sie Xi der Volksrepublik heute verordnet, das gab es früher nicht. Und was sich auch verändert hat: Durch die Übernahme des kapitalistischen Modells ist China heute fast bei einer ähnlichen Ungleichheit der Vermögensverteilung angekommen wie die USA. Xi sieht die Ursache dafür aber nicht in ungebremsten Kapitalismus, sondern in der Öffnungspolitik und in bürgerlichen Freiheiten, ein falscher Schluss. Auch deshalb will er zurück zur Gründungsideologie.
Wie übersetzt sich das konkret in politisches Handeln?
Wir sehen ein Revival von Mao in der Lenkung der Wirtschaft, kombiniert mit Xi Jinpings rassistischer Zuspitzung einer Überlegenheit der Han-Chinesen gegenüber den 55 Minderheiten im Land. Das ist auch die Grundlage für den Genozid an Uiguren. Wie Putin in der Ukraine überschreitet auch Xi damit eine Linie. Das wird für China ein Jahrhundert aber der Scham einläuten. Und nicht ein Jahrhundert der Glorie, wie es Xi verspricht.
Beeinflusst der Krieg in der Ukraine Chinas Kalkül in Bezug auf Taiwan?
Zwei Elemente könnten zu einer Neubewertung der Taiwanstrategie Pekings führen. Das eine ist die Reaktion des Westens, denn der hat nun eine Art Blaupause dafür, was er tun würde, sollte China angreifen. Auch Peking dürfte die Geschlossenheit überrascht haben. Und angesichts der Erfolge der Ukraine bei der Verteidigung wird man dort die eigene Militärstrategie noch mal überdenken. Schon weil die russische Armee im Zuge von Xis großer Militärreform, die 2027 abgeschlossen sein soll, die chinesische ausbildet – etwa im Anti-Guerillakampf. Was Putin gerade in der Ukraine erlebt, ist allerdings eher ein Fiasko, als ein Exportschlager.
Könnte das dazu führen, dass China seine aggressive Außenpolitik aufgibt?
Da wäre ich skeptisch, denn die Volksrepublik provoziert hart. Aber bei den Staaten in der Region setzt sich die Einsicht durch, dass man nur mit Einigkeit und einem Bündnis mit den USA eine Chance gegen China hat. Ich würde mich aber freuen, wenn ich mit meiner These falsch liege, dass die jetzigen Entwicklungen auf einen Krieg hinauslaufen.
Es also unwahrscheinlich, dass man im Pazifik von „Alarmstufe Rot“ auf, sagen wir, Orange runterkommt?
Im Herbst will sich Xi auf dem Parteikongress seine dritte fünfjährige Amtszeit bestätigen lassen. Sollte ihm das gelingen, gehen wir zügigeren Schrittes auf das im Buch skizzierte Kriegsszenario zu. Ein neuer Vorsitzender der Kommunistischen Partei hingegen könnte weiter von der Wiedervereinigung mit Taiwan reden, wie das alle seine Vorgänger getan haben. Aber er müsste nicht weiter Gewalt androhen, nicht ständig in den Luftraum des Nachbarlandes eindringen. Von diesem Verhalten Xi Jinpings ließe sich ohne weiteres abrücken, ohne Taiwan gleich als unabhängig anzuerkennen.
Sie glauben tatsächlich an die Chance einer Parteirevolte?
In der KP gibt Kritik an Xi. Wenn sich seine Kritiker durchsetzen würden, könnte Xi unter Verweis auf sein Alter und seine Gesundheit auf eine weitere Amtszeit verzichten, ohne Gesichtsverlust zu erleiden. Ich gebe aber zu: Die Wahrscheinlichkeit dafür ist klein. Es ist aber die größte Hoffnung, die wir in Bezug auf den Frieden im Pazifik haben.
Auf die biologische Lösung setzen einige auch bei Wladimir Putin – und suchen seither in jedem Fernsehbild Anzeichen für Krankheiten.
Andere hoffen, dass irgendjemand ein Attentat auf Putin verübt. Und in der Tat braucht man im Falle Russlands noch mehr Fantasie, um Szenarien für einen Machtwechsel hin zu einer gemäßigteren Führungsfigur zu entwickeln. Xi und Putin herrschen zwar ähnlich unumschränkt, aber China hat Staats- und Parteistrukturen, die Russland nach Zusammenbruch der Sowjetunion nie entwickelt hat. Die Volksrepublik könnte einen Wandel geordneter vollziehen.
„China investiert Milliarden
in Infrastruktur in anderen
Staaten – natürlich nicht
aus Altruismus.“
Alexander Görlach
Foto: David Elmes
„Die Volksrepublik provoziert hart.“ – Ein taiwanischer Demokratie-Aktivist besprüht Porträts des chinesischen Präsidenten Xi Jinping sowie von Carrie Lam und John Lee, Pekings Statthalter in Hongkong.
Foto: AFP
Alexander Görlach: Alarmstufe Rot – Wie Chinas aggressive Außenpolitik im Pazifik in einen globalen Krieg führt. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2022. 240 Seiten, 24 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Rezensent Michael Radunski bedauert den alarmistischen Ton im Buch des China-Kenners Alexander Görlach. Dass der Autor bei seiner kenntnisreichen Warnung vor chinesischen Expansionsgelüsten keine möglichen alternativen Zukunftsszenarien kennt, sondern stur auf die innere Aggressivität Chinas und seine expansive Außenpolitik verweist, scheint Radunski zu kurz gedacht. Immerhin gibt es noch die USA, meint er. Einen stringenten Überblick über den gesellschaftspolitischen Zustand Chinas und den wichtigen Rat, China ernst zu nehmen, bekommt der Leser jedoch auf alle Fälle, so Radunski.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Mit 'Alarmstufe Rot' will Alexander Görlach aufrütteln. Das gelingt, denn das Buch ist klar formuliert, eindeutig und stringent.« Michael Radunski Neue Zürcher Zeitung 20220530