Was ist wirklich wichtig im Leben? Ein charmanter Blick auf 20 Dinge, die Kinder brauchen und keiner entbehren sollte. Das Wichtigste ist natürlich ein Freund, auf den man sich immer verlassen kann. Und eine Mutter, die - auch wenn sie nervt - für einen sorgt und uns tröstet. Eine Tante oder Oma, die immer Zeit zum Spielen hat, ist unverzichtbar, und ein Haus- oder Stofftier zum Kuscheln. Ein Kinderzimmer, ein Bett und ein Fahrrad muss jeder besitzen. Und ein Lieblingsgericht sollte man kochen und ein Instrument spielen können. Christoph Hein weiß außerdem gute Gründe, warum Entdeckungen und Erfindungen besonders wichtig sind. Und warum eine gute Geschichte, Tränen und das Verliebtsein unser Glück perfekt machen.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.03.2019Die Welt im Koffer
Christoph Hein weiß ganz genau, was man braucht im Leben
Die Lebensklugheit feiert fröhliche Urständ in diesem Buch, seitenweise purzeln Sätze daher wie „Irgendetwas zum Kuscheln sollte jeder haben“ oder „Alle wollen immerzu Geschichten hören oder lesen“ oder „Von allen Erfindungen der Menschheit ist das Fahrrad die genialste“, manchmal auch tiefgründige Paradoxa wie oder auch „Mit einem Freund kann man über das reden, worüber man eigentlich mit keinem sprechen kann“.
Die Must-have-Liste, die der erfolgreiche, preisgekrönte Autor Christoph Hein hier in zwanzig Portionen bietet, ist Konzentrat bürgerlicher Aufgeklärtheit, einer allwissenden Heimeligkeit, wie sie in den Fünfzigern und Sechzigern sich herausbildete, in der Kästner-Tradition. Sie wahrt immer, auch wenn sie manchmal etwas nerven mag, einen unwiderstehlichen Charme. Und jedes der zwanzig Kapitel nimmt eine überraschende Wendung – manchmal sogar mehrfach – und macht den privaten und politischen Unterbau der ausgewählten Kategorien sichtbar.
Die Liste der „20 wichtigsten Dinge im Leben“ ist angenehm subjektiv, das heißt auch: subversiv. Sie enthält den Freund, das Fahrrad, auch die Mutter – „Die Frau, die uns einmal im Arm hielt, die als Einzige unseren großen Kummer damals verstand und uns tröstete, ist für den Menschen die wichtigste Person. Für jeden Menschen. Und auch wenn du erwachsen bist, sogar wenn du schon alt bist, so richtig alt, und deine Mama vielleicht nicht mehr lebt, auch dann noch bleibt sie der wichtigste Mensch deines Lebens. Und ich hoffe, du erfährst es rechtzeitig genug, um es ihr zu sagen.“ – und „eine Tante Magdalena“. Und sie geht über Objekte und Personen hinaus hin zu „Musik machen“ oder „Über den eigenen Schatten springen“ oder „Verliebt sein“.
Mit einer dummen Geschichte wird die Reflexion über „alles, was du brauchst“, ausgelöst, „mit einer sehr dummen Geschichte“. Der Junge muss ins Krankenhaus, sechs Wochen lang, sehr weit weg, und er sträubt sich heftig. „Du kannst alles mitnehmen, was du brauchst, Kleiner“, bietet der Vater ihm an – und keiner werde den Koffer, den er dafür packst, kontrollieren. Der Junge packt, und am Ende sind es vier große schwere Koffer, die er – versprochen ist versprochen – mitnehmen darf. Und von denen zwei dann im Krankenhaus kein einziges Mal aufgeschlossen werden.
Rotraut Susanne Berner hat die emotionale Schwerelosigkeit dieses kleinen Ratgebers wunderbar in Bilder gepackt – ein Koffer tut sich auf, und es steckt eine ganze Welt darin. Die man manchmal direkt übers eigene Kinderzimmer erreicht: „Ich hoffe, du hast ein eigenes Zimmer. Ein Zimmer für dich allein.“ Ein Zimmer, um zu träumen, zu lesen, zu lernen, zu malen, einen Schokoladekeks zu essen. Denn: „Ein eigenes Zimmer ist die kleine Welt, die man braucht, um mit der großen Welt zurechtzukommen … Dort findest du die Ruhe, um den Weg zu erkunden, wie es in der anderen Welt zu schaffen ist.“
Denn das mit der anderen Welt ist gar nicht einfach, hier wird das Buch ganz aktuell, ganz politisch. „Die Menschheit hat die Erde jahrhundertelang mit Kriegen verwüstet. Jetzt ruinieren wir sie mit unserem Anspruch auf ein luxuriöses Leben. Jeder von uns, auch du und ich. Wir wollen uns nicht einschränken, wir wollen genießen, jedes Jahr etwas mehr und etwas besser. Das ist nicht vernünftig, es ist die pure Unvernunft. Es ist selbstmörderisch. Doch keiner weiß, wie man diesen verhängnisvollen Kreislauf durchbrechen und stoppen könnte.“
FRITZ GÖTTLER
Christoph Hein:
Alles, was du brauchst. Die 20 wichtigsten Dinge im Leben. Mit Bildern von Rotraut Susanne Berner. Carl Hanser Verlag,
München 2019. 88 Seiten,
15 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Christoph Hein weiß ganz genau, was man braucht im Leben
Die Lebensklugheit feiert fröhliche Urständ in diesem Buch, seitenweise purzeln Sätze daher wie „Irgendetwas zum Kuscheln sollte jeder haben“ oder „Alle wollen immerzu Geschichten hören oder lesen“ oder „Von allen Erfindungen der Menschheit ist das Fahrrad die genialste“, manchmal auch tiefgründige Paradoxa wie oder auch „Mit einem Freund kann man über das reden, worüber man eigentlich mit keinem sprechen kann“.
Die Must-have-Liste, die der erfolgreiche, preisgekrönte Autor Christoph Hein hier in zwanzig Portionen bietet, ist Konzentrat bürgerlicher Aufgeklärtheit, einer allwissenden Heimeligkeit, wie sie in den Fünfzigern und Sechzigern sich herausbildete, in der Kästner-Tradition. Sie wahrt immer, auch wenn sie manchmal etwas nerven mag, einen unwiderstehlichen Charme. Und jedes der zwanzig Kapitel nimmt eine überraschende Wendung – manchmal sogar mehrfach – und macht den privaten und politischen Unterbau der ausgewählten Kategorien sichtbar.
Die Liste der „20 wichtigsten Dinge im Leben“ ist angenehm subjektiv, das heißt auch: subversiv. Sie enthält den Freund, das Fahrrad, auch die Mutter – „Die Frau, die uns einmal im Arm hielt, die als Einzige unseren großen Kummer damals verstand und uns tröstete, ist für den Menschen die wichtigste Person. Für jeden Menschen. Und auch wenn du erwachsen bist, sogar wenn du schon alt bist, so richtig alt, und deine Mama vielleicht nicht mehr lebt, auch dann noch bleibt sie der wichtigste Mensch deines Lebens. Und ich hoffe, du erfährst es rechtzeitig genug, um es ihr zu sagen.“ – und „eine Tante Magdalena“. Und sie geht über Objekte und Personen hinaus hin zu „Musik machen“ oder „Über den eigenen Schatten springen“ oder „Verliebt sein“.
Mit einer dummen Geschichte wird die Reflexion über „alles, was du brauchst“, ausgelöst, „mit einer sehr dummen Geschichte“. Der Junge muss ins Krankenhaus, sechs Wochen lang, sehr weit weg, und er sträubt sich heftig. „Du kannst alles mitnehmen, was du brauchst, Kleiner“, bietet der Vater ihm an – und keiner werde den Koffer, den er dafür packst, kontrollieren. Der Junge packt, und am Ende sind es vier große schwere Koffer, die er – versprochen ist versprochen – mitnehmen darf. Und von denen zwei dann im Krankenhaus kein einziges Mal aufgeschlossen werden.
Rotraut Susanne Berner hat die emotionale Schwerelosigkeit dieses kleinen Ratgebers wunderbar in Bilder gepackt – ein Koffer tut sich auf, und es steckt eine ganze Welt darin. Die man manchmal direkt übers eigene Kinderzimmer erreicht: „Ich hoffe, du hast ein eigenes Zimmer. Ein Zimmer für dich allein.“ Ein Zimmer, um zu träumen, zu lesen, zu lernen, zu malen, einen Schokoladekeks zu essen. Denn: „Ein eigenes Zimmer ist die kleine Welt, die man braucht, um mit der großen Welt zurechtzukommen … Dort findest du die Ruhe, um den Weg zu erkunden, wie es in der anderen Welt zu schaffen ist.“
Denn das mit der anderen Welt ist gar nicht einfach, hier wird das Buch ganz aktuell, ganz politisch. „Die Menschheit hat die Erde jahrhundertelang mit Kriegen verwüstet. Jetzt ruinieren wir sie mit unserem Anspruch auf ein luxuriöses Leben. Jeder von uns, auch du und ich. Wir wollen uns nicht einschränken, wir wollen genießen, jedes Jahr etwas mehr und etwas besser. Das ist nicht vernünftig, es ist die pure Unvernunft. Es ist selbstmörderisch. Doch keiner weiß, wie man diesen verhängnisvollen Kreislauf durchbrechen und stoppen könnte.“
FRITZ GÖTTLER
Christoph Hein:
Alles, was du brauchst. Die 20 wichtigsten Dinge im Leben. Mit Bildern von Rotraut Susanne Berner. Carl Hanser Verlag,
München 2019. 88 Seiten,
15 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Kim Kindermann ist ganz verzaubert von Christoph Heins Kinderbuch über die wichtigen Dinge im Leben, Freunde etwa, ein Bett und ein Fahrrad. Die knappen Texte, mit denen der Schriftsteller in der Rückschau die Dinge seines Lebens bedenkt, ergeben laut Kindermann ein Universum dessen, was uns glücklich macht, und regen zum Nachdenken an über Materialismus und Individualismus. Dass es zudem eine Brücke schlägt zwischen dem Autor als jungem Menschen und seinen jungen Leser, gefällt Kindermann gut. Rotraut Susanne Berners Illustrationen passen gut dazu und ergänzen die Texte vortrefflich, meint Kindermann.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Rotraut Susanne Berner hat sehr prägnante Bilder gefunden, die Heins Ausführungen um eine zusätzliche Ebene bereichern und eine verschmitzte Note hinzufügen." Eva-Christina Meier, taz. Die Tageszeitung, 22.06.19
"Mit ganzseitigen großartigen Bildern, die verzaubern." Schweizer Familie, Mai 2019
"Christoph Hein erzählt von den 20 wichtigsten Dingen im Leben, mal komisch, mal anrührend, immer begleitet von einer wunderbaren Illustration; für junge und ältere Leser." Die Luchs-Jury, Die Zeit, 02.05.19
"Ein Buch fürs Leben!" Redaktion Lesart, Deutschlandfunk Kultur, 09.04.19
"Die eigensinnige Auswahl schmälert den Reiz dieses Buches nicht. Christoph Hein begründet seine Entscheidungen sorgfältig... Man legt sofort mit einer eigenen Liste los! Ein Kompliment verdienen die Bilder: Illustratorin Rotraut Susanne Berner zeigt mal wieder, was sie kann." Jörgpeter von Clarenau, Norddeuscher Rundfunk, 01.04.19
"Die Must-Have-Liste wahrt einen unwiderstehlichen Charme. ... Rotraut Susanne Berner hat die emotionale Schwerelosigkeit wunderbar in Bilder gepackt." Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung, 19.03.19
"In kurzen, einfachen Texten dringt Hein zu dem vor, was das Leben ausmacht. ... Ein philosophisches Kinderbuch, das zu eigenen Gedankenspielen anregen kann." Birgit Müller-Bardorff, Augsburger Allgemeine, 19.03.19
"Zu diesem bezaubernd schönen Kinderbuch hat Rotraut Susanne Berner bezaubernd schöne Bilder gezeichnet. Wenn es mehr als zwanzig Dinge gibt, die wichtig wären im Leben, dann wäre 'Alles, was du brauchst' auf jeden Fall dabei." Kim Kindermann, Deutschlandfunk Kultur, 13.03.2019
"Eine herzerwärmende Sammlung. Christoph Hein trifft den Kern der Dinge." Cornelia Geissler, Frankfurter Rundschau, 12.03.19
"Mit ganzseitigen großartigen Bildern, die verzaubern." Schweizer Familie, Mai 2019
"Christoph Hein erzählt von den 20 wichtigsten Dingen im Leben, mal komisch, mal anrührend, immer begleitet von einer wunderbaren Illustration; für junge und ältere Leser." Die Luchs-Jury, Die Zeit, 02.05.19
"Ein Buch fürs Leben!" Redaktion Lesart, Deutschlandfunk Kultur, 09.04.19
"Die eigensinnige Auswahl schmälert den Reiz dieses Buches nicht. Christoph Hein begründet seine Entscheidungen sorgfältig... Man legt sofort mit einer eigenen Liste los! Ein Kompliment verdienen die Bilder: Illustratorin Rotraut Susanne Berner zeigt mal wieder, was sie kann." Jörgpeter von Clarenau, Norddeuscher Rundfunk, 01.04.19
"Die Must-Have-Liste wahrt einen unwiderstehlichen Charme. ... Rotraut Susanne Berner hat die emotionale Schwerelosigkeit wunderbar in Bilder gepackt." Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung, 19.03.19
"In kurzen, einfachen Texten dringt Hein zu dem vor, was das Leben ausmacht. ... Ein philosophisches Kinderbuch, das zu eigenen Gedankenspielen anregen kann." Birgit Müller-Bardorff, Augsburger Allgemeine, 19.03.19
"Zu diesem bezaubernd schönen Kinderbuch hat Rotraut Susanne Berner bezaubernd schöne Bilder gezeichnet. Wenn es mehr als zwanzig Dinge gibt, die wichtig wären im Leben, dann wäre 'Alles, was du brauchst' auf jeden Fall dabei." Kim Kindermann, Deutschlandfunk Kultur, 13.03.2019
"Eine herzerwärmende Sammlung. Christoph Hein trifft den Kern der Dinge." Cornelia Geissler, Frankfurter Rundschau, 12.03.19