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Toni Mahoni (beziehungsgeschädigt), Vlad (alkoholgeschädigt), zwei Mafiosi-Sprösslinge (die »Sonnys«) und eine kostbare Statue (zerstört)
Das Beziehungsende kam unerwartet. Einfach so. Vor ein paar Tagen noch war seine Freundin fröhlich neben Toni Mahoni eingeschlafen und hatte seinen Bauch getätschelt. Nun plötzlich war derselbe Bauch Symbol für Alltag, Trott und mangelnden Respekt. Noch bevor der Liebeskummer so richtig ausbrechen kann, wird Toni von seinem Freund Meta Mallorca überredet, mit ihm auf seiner Lieblingsinsel Urlaub zu machen. Und steht damit am Anfang einer Odyssee, die ihn…mehr

Produktbeschreibung
Toni Mahoni (beziehungsgeschädigt), Vlad (alkoholgeschädigt), zwei Mafiosi-Sprösslinge (die »Sonnys«) und eine kostbare Statue (zerstört)

Das Beziehungsende kam unerwartet. Einfach so. Vor ein paar Tagen noch war seine Freundin fröhlich neben Toni Mahoni eingeschlafen und hatte seinen Bauch getätschelt. Nun plötzlich war derselbe Bauch Symbol für Alltag, Trott und mangelnden Respekt. Noch bevor der Liebeskummer so richtig ausbrechen kann, wird Toni von seinem Freund Meta Mallorca überredet, mit ihm auf seiner Lieblingsinsel Urlaub zu machen. Und steht damit am Anfang einer Odyssee, die ihn und alle um ihn herum die nächsten drei Monate in Atem halten wird.
Autorenporträt
Toni Mahoni wurde 1976 in Berlin geboren; er ist Sänger und Autor in Personalunion. Zuletzt erschien von ihm Gebratene Störche, als Buch bei Galiani, als Hörbuch bei tacheles!/ROOF Music.
Trackliste
CD 1
1Entgleisung00:15:56
2Meeresfrüchte00:10:04
3Party00:25:25
4Haftpflicht00:11:01
5Monitor00:14:52
CD 2
1Godot00:18:05
2Vlad00:16:41
3Einkaufen00:05:45
4Katznase00:16:51
5Mandy00:06:10
6Der Bildhauer und seine Frau00:23:33
CD 3
1Fakten00:05:58
2Schlampig00:06:25
3Grazien00:13:05
4Löcher in der Decke00:13:05
5Eine Holzpuppe00:09:32
6Melanie00:13:08
7Hühner00:11:52
8Nacktes Fleisch(Teil 1)00:11:07
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.09.2014

Der Wink mit dem Brotkorb
Bezwingend blödsinnig: Toni Mahonis Witz und Welt umarmender Quatschroman

Den Pompidou muss man sehen. Was ein Pompidou ist, tut nichts zur Sache, das wissen nicht einmal die Protagonisten. Auf jeden Fall ist er Franzose und sitzt im selben Restaurant wie die drei Touristen. Irgendwo in der hühnerverrückten Bresse ist das. Unsere Helden stellen zunächst leicht selbstkritisch fest, dass ihre Metal-Shirts und Jogginghosen nicht ganz zur Eleganz des übrigen Publikums passen. Der Pompidou zum Beispiel trägt kariertes Hemd, glänzende Schuhe und wirkt "leicht überdreht". Und diese Atmosphäre des abgespreizten kleinen Fingers tut ihre Wirkung, der bierzackig gesoffene Wein die seine.

Nach dem angeblich weltberühmten Sahnehuhn, das "ganz o.k." schmeckte, folgt das große Käsefinale. Die beiden Pfälzer Rocker, Geld und Nelt, ordern bei der französischen Servierdame ganz bodenständig etwas "funn dem hadde Käs" und "funn dem Dings do mit dem grüne Schimmel", aber die Hauptperson, Toni Mahoni, will weltmännisch glänzen: ",For moa, ühn Stück von de Käs mit de Schimmel', begann ich meine Bestellung und merkte, wie mir die Albernheit langsam aufs Zwerchfell drückte." Als er den Namen des "Käse de regionale hier" nicht ganz korrekt "Fuck dü Bresse" ausspricht, beginnt es in den Pfälzern zu rumoren: "Fuck dü Bresse, Alder, isch kriegs nit nai!" Der beim Lachen über die Tischkante hüpfende Bauch Nelts wiederum bringt die Hauptperson aus der Fassung.

Eine Lawine kommt ins Rollen. Man ahnt es. Auch wenn alle zur Decke schauen oder das Gesicht notdürftig in den Händen vergraben: "unser Gekicher wurde immer gepresster. Sowie sich einer beruhigte, fing der Nächste umso hilfloser wieder an." Dann quietscht plötzlich jemand am anderen Ende des Raumes los: "Wir hatten den Pompidou angesteckt." Besser macht das die Sache nicht: "und als der Pompidou anfing, uns mit seinem Brotkorb zuzuwinken, war es aus. Ein unglaubliches, fast krankhaftes Gelächter brach aus uns hervor und wollte nicht enden. Er hatte mit dem Brotkorb gewunken! Warum nur?" Hysterisch, irr und schallend "wie die Götter" lachen die vier noch einen ganzen Absatz lang, bis alles schmerzt.

Und wer nun den Blick vom Text Richtung Zeichnung (aus der Feder des Autors) schweifen lässt und den karierten Pompidou da sitzen sieht, wie er gespitzten Mäulchens mit dem Brotkorb winkt, der kann sich plötzlich selbst kaum mehr halten. Wurde etwas so bezwingend Blödsinniges wie ein Lachanfall je so liebevoll und mitreißend beschrieben? Toni Mahoni steckt jedenfalls nicht nur den Pompidou an: "Alles wird gut, und zwar morgen!" ist ein hochinfektiöses Buch, und das Lachen, das in ihm steckt, ist so voller Lebensfreude und Optimismus, so zynismusfrei, dass man sich fast schon ein wenig schämt.

Dass die Restaurantepisode die Handlung nicht wirklich voranbringt, geht dagegen in Ordnung, denn was auf diesen dreihundert Seiten als Handlung firmiert, ist ohnehin nicht weiter von Belang, ein turbulenter Quatsch in Sahnesoße, der, ja, ganz o.k. schmeckt. Eine Andeutung des Plots mag genügen: Zu Beginn geht in einer mallorquinischen Mafia-Villa eine wertvolle Canova-Statue zu Bruch, die es zu ersetzen gilt, weil sonst für gute Freunde des Helden und vielleicht auch für diesen selbst das letzte Stündlein geschlagen hat. Ein heruntergekommener ukrainischer Bildhauer namens Vlad nimmt sich der Aufgabe an: "Schönheit ist einfach. Canova kein großer Held." Freilich gibt es aber doch einige Schwierigkeiten (der Alte verlangt beispielsweise viele junge Nacktmodelle), außerdem sind noch diverse Herzensangelegenheiten zu klären. In erster Linie aber ist das Buch eine Liebeserklärung an die Freundschaft, ans Durchwursteln, an das süß-faule Leben in Wohngemeinschaften, an einfach alles unterhalb der Yuppie- und Karriereschwelle.

Toni Mahoni, ein Künstlername natürlich, wurde als Spreeblick-Blogger bekannt mit seinen kauzigen Labervideos, die man mögen kann, aber nicht muss, und mit schnoddrigen Songs, die nicht zu mögen allerdings schon schwerer fällt. "Gebratene Störche", sein 2010 erschienener Bucherstling, zeigte dann bereits, dass sich der Mahonismus, diese grundsympathische Fähigkeit, einzig das Gute in allen Begebenheiten zu sehen, prima in Geschriebenes überführen ließ. Freilich ist "Alles wird gut"-Literatur eher im weiteren Sinne des Wortes, denn hier wird palavert, wie es die Schnauze hergibt. Stilistische Pirouetten kämen einem Stilbruch gleich. Dafür sitzen die Pointen perfekt, und selbst Poesie wird geboten, die ein Robert Gernhardt kaum salopper hinbekommen hätte: "Alles dreht sich, nur nicht du / Du stehst da und kuckst nur zu / Wie sich eben alles dreht / Und dann gähnst du - ist schon spät." Schönheit ist einfach, da hat der weise Vlad wohl recht. Aber keineswegs einfach ist es, sie auch so wirken zu lassen. Toni Mahoni hat es geschafft.

OLIVER JUNGEN

Toni Mahoni: "Alles wird gut, und zwar morgen!" Roman.

Galiani Verlag, Berlin 2014. 320 S., br., 14,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Der Wink mit dem Brotkorb
Bezwingend blödsinnig: Toni Mahonis Witz und Welt umarmender Quatschroman

Den Pompidou muss man sehen. Was ein Pompidou ist, tut nichts zur Sache, das wissen nicht einmal die Protagonisten. Auf jeden Fall ist er Franzose und sitzt im selben Restaurant wie die drei Touristen. Irgendwo in der hühnerverrückten Bresse ist das. Unsere Helden stellen zunächst leicht selbstkritisch fest, dass ihre Metal-Shirts und Jogginghosen nicht ganz zur Eleganz des übrigen Publikums passen. Der Pompidou zum Beispiel trägt kariertes Hemd, glänzende Schuhe und wirkt "leicht überdreht". Und diese Atmosphäre des abgespreizten kleinen Fingers tut ihre Wirkung, der bierzackig gesoffene Wein die seine.

Nach dem angeblich weltberühmten Sahnehuhn, das "ganz o.k." schmeckte, folgt das große Käsefinale. Die beiden Pfälzer Rocker, Geld und Nelt, ordern bei der französischen Servierdame ganz bodenständig etwas "funn dem hadde Käs" und "funn dem Dings do mit dem grüne Schimmel", aber die Hauptperson, Toni Mahoni, will weltmännisch glänzen: ",For moa, ühn Stück von de Käs mit de Schimmel', begann ich meine Bestellung und merkte, wie mir die Albernheit langsam aufs Zwerchfell drückte." Als er den Namen des "Käse de regionale hier" nicht ganz korrekt "Fuck dü Bresse" ausspricht, beginnt es in den Pfälzern zu rumoren: "Fuck dü Bresse, Alder, isch kriegs nit nai!" Der beim Lachen über die Tischkante hüpfende Bauch Nelts wiederum bringt die Hauptperson aus der Fassung.

Eine Lawine kommt ins Rollen. Man ahnt es. Auch wenn alle zur Decke schauen oder das Gesicht notdürftig in den Händen vergraben: "unser Gekicher wurde immer gepresster. Sowie sich einer beruhigte, fing der Nächste umso hilfloser wieder an." Dann quietscht plötzlich jemand am anderen Ende des Raumes los: "Wir hatten den Pompidou angesteckt." Besser macht das die Sache nicht: "und als der Pompidou anfing, uns mit seinem Brotkorb zuzuwinken, war es aus. Ein unglaubliches, fast krankhaftes Gelächter brach aus uns hervor und wollte nicht enden. Er hatte mit dem Brotkorb gewunken! Warum nur?" Hysterisch, irr und schallend "wie die Götter" lachen die vier noch einen ganzen Absatz lang, bis alles schmerzt.

Und wer nun den Blick vom Text Richtung Zeichnung (aus der Feder des Autors) schweifen lässt und den karierten Pompidou da sitzen sieht, wie er gespitzten Mäulchens mit dem Brotkorb winkt, der kann sich plötzlich selbst kaum mehr halten. Wurde etwas so bezwingend Blödsinniges wie ein Lachanfall je so liebevoll und mitreißend beschrieben? Toni Mahoni steckt jedenfalls nicht nur den Pompidou an: "Alles wird gut, und zwar morgen!" ist ein hochinfektiöses Buch, und das Lachen, das in ihm steckt, ist so voller Lebensfreude und Optimismus, so zynismusfrei, dass man sich fast schon ein wenig schämt.

Dass die Restaurantepisode die Handlung nicht wirklich voranbringt, geht dagegen in Ordnung, denn was auf diesen dreihundert Seiten als Handlung firmiert, ist ohnehin nicht weiter von Belang, ein turbulenter Quatsch in Sahnesoße, der, ja, ganz o.k. schmeckt. Eine Andeutung des Plots mag genügen: Zu Beginn geht in einer mallorquinischen Mafia-Villa eine wertvolle Canova-Statue zu Bruch, die es zu ersetzen gilt, weil sonst für gute Freunde des Helden und vielleicht auch für diesen selbst das letzte Stündlein geschlagen hat. Ein heruntergekommener ukrainischer Bildhauer namens Vlad nimmt sich der Aufgabe an: "Schönheit ist einfach. Canova kein großer Held." Freilich gibt es aber doch einige Schwierigkeiten (der Alte verlangt beispielsweise viele junge Nacktmodelle), außerdem sind noch diverse Herzensangelegenheiten zu klären. In erster Linie aber ist das Buch eine Liebeserklärung an die Freundschaft, ans Durchwursteln, an das süß-faule Leben in Wohngemeinschaften, an einfach alles unterhalb der Yuppie- und Karriereschwelle.

Toni Mahoni, ein Künstlername natürlich, wurde als Spreeblick-Blogger bekannt mit seinen kauzigen Labervideos, die man mögen kann, aber nicht muss, und mit schnoddrigen Songs, die nicht zu mögen allerdings schon schwerer fällt. "Gebratene Störche", sein 2010 erschienener Bucherstling, zeigte dann bereits, dass sich der Mahonismus, diese grundsympathische Fähigkeit, einzig das Gute in allen Begebenheiten zu sehen, prima in Geschriebenes überführen ließ. Freilich ist "Alles wird gut"-Literatur eher im weiteren Sinne des Wortes, denn hier wird palavert, wie es die Schnauze hergibt. Stilistische Pirouetten kämen einem Stilbruch gleich. Dafür sitzen die Pointen perfekt, und selbst Poesie wird geboten, die ein Robert Gernhardt kaum salopper hinbekommen hätte: "Alles dreht sich, nur nicht du / Du stehst da und kuckst nur zu / Wie sich eben alles dreht / Und dann gähnst du - ist schon spät." Schönheit ist einfach, da hat der weise Vlad wohl recht. Aber keineswegs einfach ist es, sie auch so wirken zu lassen. Toni Mahoni hat es geschafft.

OLIVER JUNGEN

Toni Mahoni: "Alles wird gut, und zwar morgen!" Roman.

Galiani Verlag, Berlin 2014. 320 S., br., 14,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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