Ein millionenschweres Dahlienbild von Henri Fantin-Latour wird entwendet und Allmen International Inquiries mit der Ermittlung beauftragt. In der Tat ein Fall für Allmen, Carlos und dessen reizende Lebensgefährtin María Moreno, die seit kurzem das Duo bereichert. Das Bild war bereits Diebesgut, bevor es die unrechtmäßige Besitzerin wechselte. Und die alte Dame, die es besaß - Dalia Gutbauer, steinreiche Erbin und Inhaberin eines in die Jahre gekommenen Luxushotels -, hat Geld genug, um einen neuen Fantin-Latour zu erwerben. Warum bloß hängt sie so an diesem Bild? Johann Friedrich von Allmen begreift recht spät, auf welch glattem Parkett er hier auch ermittelt. Unter halbseidenen Halbganoven sowie unter seinesgleichen: heimlichen Experten im Kein-Geld-Haben, mit mehr Ansprüchen als Mitteln. Doch eines ist noch gefährlicher: alternde Männer mit jungen Frauen.
buecher-magazin.deEin Kunstdetektiv aus Leidenschaft? Nein, das ist Johann Friedrich von Allmen nicht. Nachdem er sein Erbe durchgebracht hat und vom Landhaus ins Gärtnerhaus umziehen musste, fehlt es ihm an Geld. Sein neuer Auftrag verspricht vorübergehend Abhilfe zu verschaffen. Einer steinalten und reichen Hotelerbin wurde ein Gemälde gestohlen, bei dem es sich pikanterweise bereits um Diebesgut handelt: Das wertvolle Dahlienbild wurde ihr einst von einem dubiosen Verehrer vermacht. Allmens Detektei, die aus ihm, seinem treuen guatemaltekischen Koch Carlos sowie dessen feuriger Lebensgefährtin Maria besteht, soll es nun wieder aufspüren.
Faulpelz und Lebemann Allmen ist so etwas wie der Schweizer "Magnum". Seine Ermittlungen nutzt er dazu, die Spesenrechnung in die Höhe zu treiben. Auch wenn Allmen nur im Hotelrestaurant herumlungert und die anderen Gäste beobachtet, schildert Suter das so sprachgewandt, dass es ein Genuss ist, ihm in Gert Heidenreichs ruhiger, souveräner Lesung dabei zuzuhören. Mit seiner sonoren, ein wenig rauen Kaminfeuerstimme unterstreicht Heidenreich die anheimelnd knisternde, entspannend altmodische Agatha-Christie-Atmosphäre des Krimis.
© BÜCHERmagazin, Stefan Volk (smv)
Faulpelz und Lebemann Allmen ist so etwas wie der Schweizer "Magnum". Seine Ermittlungen nutzt er dazu, die Spesenrechnung in die Höhe zu treiben. Auch wenn Allmen nur im Hotelrestaurant herumlungert und die anderen Gäste beobachtet, schildert Suter das so sprachgewandt, dass es ein Genuss ist, ihm in Gert Heidenreichs ruhiger, souveräner Lesung dabei zuzuhören. Mit seiner sonoren, ein wenig rauen Kaminfeuerstimme unterstreicht Heidenreich die anheimelnd knisternde, entspannend altmodische Agatha-Christie-Atmosphäre des Krimis.
© BÜCHERmagazin, Stefan Volk (smv)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.07.2013Auch gemalte Dahlien welken
Gerührt statt erschüttert: Martin Suter lässt abermals seinen adeligen Ermittler los
Die Antwort auf den seit Jahren zu beobachtenden Trend zu immer brutaleren, ja gewaltexzessiven Thrillern sind jene gänzlich erschütterungsfreien, sanften Kriminalromane, in denen Morde entweder gar nicht vorkommen oder aber vornehmlich Greisen zustoßen, wo des Täters Spuren so deutlich sind wie Lippenstift am Cocktailglas und die Ermittler so reizend, dass sich Miss Marple daneben wie ein geifernder Bluthund ausnimmt.
Martin Suter, der immer mehr vom Schriftsteller zur Romanfabrik wird, hat jetzt mit "Allmen und die Dahlien" die dritte Lieferung seiner Allmen-Krimis vorgelegt, in denen er seine bewährten Topoi - die sogenannte, aber nicht unbedingt gefühlte gehobene Gesellschaft, Luxushotels und teure Kunst - mit einer erzählerischen Routine abschreitet, die an Schlafwandlerei erinnert.
"Allmen International Enquiries", wie Suters notorisch klammer, notorisch überkandidelter Pseudodetektiv sein Miniunternehmen inzwischen nennt, soll ein gestohlenes Gemälde von Henri Fantin-Latour zurückbeschaffen. Dabei ist die bisherige Besitzerin und jetzige Auftraggeberin pikanterweise nicht einmal die Eigentümerin. Als Dalia Gutbauer noch jung und attraktiv und nicht bloß reich war, verliebte sie sich in einen Society-Ganoven, der ihr mit dem Bild - es zeigt Dahlien in einer Vase - den teuersten Blumenstrauß ihres Lebens verehrte. Als dieser ihr Jahrzehnte später von der Schlafzimmerwand gemopst wird, ist die Dame verständlicherweise erbost und beauftragt Allmen mit der Wiederbeschaffung, koste es, was es wolle. Die Spurensuche, die Allmen, assistiert von seinem braven Diener Carlos und dessen vielversprechend lebenspraller neuer Gefährtin María, in ein Schweizer Luxushotel, einige Züricher Bars und - so viel Überraschung muss sein - einen Abend lang sogar nach Biarritz führt, ist so breit wie eine Autobahn und führt genauso schnurstracks und spannungsfrei zum Ziel.
Nun geht es Suter erkennbar nicht um Spannung oder gar Plausibilität, sondern um Menschen, Milieus und Lebensweisen. Der Schocker ist demnach nicht der Fall oder dessen Lösung, sondern dass wir erfahren, dass Allmen, dieser in jeder Hinsicht frühvergreist wirkende Gentlemandarsteller, erst Mitte vierzig ist und dass er auch kein Ehrenmann ist, sondern sich bei Gelegenheit ganz zwanglos zweihunderttausend (Euro? Franken? - hier bleibt Weltmann Suter vage) in die eigene Tasche steckt. Aber für Beobachtungen wie die, dass manche es spießig finden, sich ein Glas Champagner aufs Zimmer zu bestellen, und lieber eine ganze Flasche ordern oder das Licht im Bad gern dimmen, damit sie sich im Spiegel besser gefallen, sind 213 Seiten zu viel. Und dass sich auf den letzten zwei herausstellt, dass der Fall doch noch nicht abgeschlossen ist, gleicht eher einer Drohung als einer Verheißung.
fvl.
Martin Suter: "Allmen und die Dahlien". Roman.
Diogenes Verlag, Zürich 2013. 213 S., geb., 18,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Gerührt statt erschüttert: Martin Suter lässt abermals seinen adeligen Ermittler los
Die Antwort auf den seit Jahren zu beobachtenden Trend zu immer brutaleren, ja gewaltexzessiven Thrillern sind jene gänzlich erschütterungsfreien, sanften Kriminalromane, in denen Morde entweder gar nicht vorkommen oder aber vornehmlich Greisen zustoßen, wo des Täters Spuren so deutlich sind wie Lippenstift am Cocktailglas und die Ermittler so reizend, dass sich Miss Marple daneben wie ein geifernder Bluthund ausnimmt.
Martin Suter, der immer mehr vom Schriftsteller zur Romanfabrik wird, hat jetzt mit "Allmen und die Dahlien" die dritte Lieferung seiner Allmen-Krimis vorgelegt, in denen er seine bewährten Topoi - die sogenannte, aber nicht unbedingt gefühlte gehobene Gesellschaft, Luxushotels und teure Kunst - mit einer erzählerischen Routine abschreitet, die an Schlafwandlerei erinnert.
"Allmen International Enquiries", wie Suters notorisch klammer, notorisch überkandidelter Pseudodetektiv sein Miniunternehmen inzwischen nennt, soll ein gestohlenes Gemälde von Henri Fantin-Latour zurückbeschaffen. Dabei ist die bisherige Besitzerin und jetzige Auftraggeberin pikanterweise nicht einmal die Eigentümerin. Als Dalia Gutbauer noch jung und attraktiv und nicht bloß reich war, verliebte sie sich in einen Society-Ganoven, der ihr mit dem Bild - es zeigt Dahlien in einer Vase - den teuersten Blumenstrauß ihres Lebens verehrte. Als dieser ihr Jahrzehnte später von der Schlafzimmerwand gemopst wird, ist die Dame verständlicherweise erbost und beauftragt Allmen mit der Wiederbeschaffung, koste es, was es wolle. Die Spurensuche, die Allmen, assistiert von seinem braven Diener Carlos und dessen vielversprechend lebenspraller neuer Gefährtin María, in ein Schweizer Luxushotel, einige Züricher Bars und - so viel Überraschung muss sein - einen Abend lang sogar nach Biarritz führt, ist so breit wie eine Autobahn und führt genauso schnurstracks und spannungsfrei zum Ziel.
Nun geht es Suter erkennbar nicht um Spannung oder gar Plausibilität, sondern um Menschen, Milieus und Lebensweisen. Der Schocker ist demnach nicht der Fall oder dessen Lösung, sondern dass wir erfahren, dass Allmen, dieser in jeder Hinsicht frühvergreist wirkende Gentlemandarsteller, erst Mitte vierzig ist und dass er auch kein Ehrenmann ist, sondern sich bei Gelegenheit ganz zwanglos zweihunderttausend (Euro? Franken? - hier bleibt Weltmann Suter vage) in die eigene Tasche steckt. Aber für Beobachtungen wie die, dass manche es spießig finden, sich ein Glas Champagner aufs Zimmer zu bestellen, und lieber eine ganze Flasche ordern oder das Licht im Bad gern dimmen, damit sie sich im Spiegel besser gefallen, sind 213 Seiten zu viel. Und dass sich auf den letzten zwei herausstellt, dass der Fall doch noch nicht abgeschlossen ist, gleicht eher einer Drohung als einer Verheißung.
fvl.
Martin Suter: "Allmen und die Dahlien". Roman.
Diogenes Verlag, Zürich 2013. 213 S., geb., 18,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.08.2013DIE KRIMI-KOLUMNE
Das Vier-Minuten-Ei unter den Detektiven: Johann Friedrich von Allmen
Patricia Highsmith hat es mit amerikanischem Pragmatismus auf den Punkt gebracht: Das Schreiben von Suspense-Literatur, vulgo Krimis oder Thrillern, macht Spaß und kann bei Beherrschung des Handwerks auch seriösen Schriftstellern ein willkommenes Zubrot verschaffen. Der ehemalige Werbetexter und Kolumnist Martin Suter, könnte man einwenden, sei nach den Kriterien der deutschsprachigen und insbesondere der deutschen Literaturkritik nie ein wirklich „seriöser“ Schriftsteller gewesen, habe es vielleicht auch gar nicht sein wollen.
Und auf ein Zubrot ist der Schweizer Bestsellerautor, der abwechselnd in Zürich, Guatemala und auf Ibiza seinem Beruf nachgeht, wohl kaum angewiesen – es sei denn, er würde einen so ruinös ausschweifenden Lebensstil pflegen wie sein Krimiheld Allmen, wogegen wiederum sein helvetischer Realismus spricht.
Man darf also unterstellen, dass Suter an seiner Allmen-Serie aus purem Spaß weiterschreibt, und wenn nur ein Teil selbst des eingeschworenen Suter-Publikums dieses Vergnügen zu schätzen weiß, dürfte das einkalkuliert sein. Dass er sich auf „Suspense“ im engeren Wortsinn versteht, hat er unlängst in seinem Roman „Die Zeit, die Zeit“ bewiesen. Kurzum: Für Martin Suter ist das Verfassen von Kriminalromanen keine todernste Angelegenheit, da weder sein Lebensunterhalt noch sein Renommee dabei auf dem Spiel steht.
Und so darf sich auch der Leser entspannen und bei einem gepflegten Getränk entscheiden, ob er mit dem etwas unwirklichen Milieu, in dem der Privatermittler Johann Friedrich von Allmen agiert, sympathisiert oder nicht. Wenn nein, wird er sich nach härterer und schwärzerer Kost umsehen; wenn ja, macht er sich zum Komplizen einer Attitüde, die das Genre nur mit dem abgespreizten kleinen Finger anfasst und genüsslich ironisiert, angefangen beim ersten Satz: „Es war einer dieser Morgen, an denen er die Krawatte dreimal binden musste, bis die Längen stimmten.“
Unübersehbar ist Allmen, der verarmte, hochverschuldete Privatier, der im Gartenhaus der ehemals eigenen Villa residiert und aus Not, weil die Untervermietung des Opern-Premierenabonnements nicht für den Lebensunterhalt reicht, gegen Honorar verschwundene Kunstwerke und Preziosen aufspürt, ein Abkömmling des „Letzten Weynfeldt“. Diesen elegant versnobten Kunstexperten setzte Suter vor fünf Jahren in die Welt und verstrickte ihn in eine Fälscheraffäre. Allmen, der sich mithilfe seines guatemaltekischen Butlers Carlos (und neuerdings dessen Lebensgefährtin María) in kunstkriminelle Fälle einmischt, erinnert in Herkunft und Geschmack, schönen Gewohnheiten und eitlen Marotten an Adrian Weynfeldt, ist aber knapper und flüchtiger skizziert, was ihn als Figur eher schematisch erscheinen lässt.
Auch was die Plots und deren atmosphärische Einbettung betrifft, beschränkt der Autor sich jeweils auf das Notwendigste, so als hätte er nicht viel Zeit. Beim Fall Nummer zwei, „Allmen und der rosa Diamant“, ging das recht unbefriedigend aus, beim dritten nun, „Allmen und die Dahlien“, ist Suters Erzählökonomie wieder besser im Lot, obwohl auch hier die Schnelligkeit des Ablaufs im Missverhältnis zu den Umgangsformen und kulinarischen Gepflogenheiten des passionierten Müßiggängers Allmen steht.
Im Ambiente eines angestaubten Grandhotels fahndet Allmen International Inquiries nach einem gestohlenen Gemälde, dem millionenteuren „Stillleben mit Dahlien“ von Henri Fantin-Latour. Und jedes Wort, das man nun noch über Handlung und Personal verlöre, würde dem Buch etwas von seinen hübschen, aber sparsam dosierten Effekten nehmen. Verraten sei nur, dass Suter diesmal, als sei ihm die Krawatte plötzlich zu eng geworden, mit einem Cliffhanger endet – aber auch der trägt Zeichen der Genre-Ironisierung. Allmen frühstückt übrigens jeden Morgen ein Ei, immer in anderer Zubereitung. Die Hardboiled-Variante ist nicht darunter.
KRISTINA MAIDT-ZINKE
Martin Suter: Allmen und die Dahlien. Roman. Diogenes Verlag, Zürich 2013. 214 Seiten, 18,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Das Vier-Minuten-Ei unter den Detektiven: Johann Friedrich von Allmen
Patricia Highsmith hat es mit amerikanischem Pragmatismus auf den Punkt gebracht: Das Schreiben von Suspense-Literatur, vulgo Krimis oder Thrillern, macht Spaß und kann bei Beherrschung des Handwerks auch seriösen Schriftstellern ein willkommenes Zubrot verschaffen. Der ehemalige Werbetexter und Kolumnist Martin Suter, könnte man einwenden, sei nach den Kriterien der deutschsprachigen und insbesondere der deutschen Literaturkritik nie ein wirklich „seriöser“ Schriftsteller gewesen, habe es vielleicht auch gar nicht sein wollen.
Und auf ein Zubrot ist der Schweizer Bestsellerautor, der abwechselnd in Zürich, Guatemala und auf Ibiza seinem Beruf nachgeht, wohl kaum angewiesen – es sei denn, er würde einen so ruinös ausschweifenden Lebensstil pflegen wie sein Krimiheld Allmen, wogegen wiederum sein helvetischer Realismus spricht.
Man darf also unterstellen, dass Suter an seiner Allmen-Serie aus purem Spaß weiterschreibt, und wenn nur ein Teil selbst des eingeschworenen Suter-Publikums dieses Vergnügen zu schätzen weiß, dürfte das einkalkuliert sein. Dass er sich auf „Suspense“ im engeren Wortsinn versteht, hat er unlängst in seinem Roman „Die Zeit, die Zeit“ bewiesen. Kurzum: Für Martin Suter ist das Verfassen von Kriminalromanen keine todernste Angelegenheit, da weder sein Lebensunterhalt noch sein Renommee dabei auf dem Spiel steht.
Und so darf sich auch der Leser entspannen und bei einem gepflegten Getränk entscheiden, ob er mit dem etwas unwirklichen Milieu, in dem der Privatermittler Johann Friedrich von Allmen agiert, sympathisiert oder nicht. Wenn nein, wird er sich nach härterer und schwärzerer Kost umsehen; wenn ja, macht er sich zum Komplizen einer Attitüde, die das Genre nur mit dem abgespreizten kleinen Finger anfasst und genüsslich ironisiert, angefangen beim ersten Satz: „Es war einer dieser Morgen, an denen er die Krawatte dreimal binden musste, bis die Längen stimmten.“
Unübersehbar ist Allmen, der verarmte, hochverschuldete Privatier, der im Gartenhaus der ehemals eigenen Villa residiert und aus Not, weil die Untervermietung des Opern-Premierenabonnements nicht für den Lebensunterhalt reicht, gegen Honorar verschwundene Kunstwerke und Preziosen aufspürt, ein Abkömmling des „Letzten Weynfeldt“. Diesen elegant versnobten Kunstexperten setzte Suter vor fünf Jahren in die Welt und verstrickte ihn in eine Fälscheraffäre. Allmen, der sich mithilfe seines guatemaltekischen Butlers Carlos (und neuerdings dessen Lebensgefährtin María) in kunstkriminelle Fälle einmischt, erinnert in Herkunft und Geschmack, schönen Gewohnheiten und eitlen Marotten an Adrian Weynfeldt, ist aber knapper und flüchtiger skizziert, was ihn als Figur eher schematisch erscheinen lässt.
Auch was die Plots und deren atmosphärische Einbettung betrifft, beschränkt der Autor sich jeweils auf das Notwendigste, so als hätte er nicht viel Zeit. Beim Fall Nummer zwei, „Allmen und der rosa Diamant“, ging das recht unbefriedigend aus, beim dritten nun, „Allmen und die Dahlien“, ist Suters Erzählökonomie wieder besser im Lot, obwohl auch hier die Schnelligkeit des Ablaufs im Missverhältnis zu den Umgangsformen und kulinarischen Gepflogenheiten des passionierten Müßiggängers Allmen steht.
Im Ambiente eines angestaubten Grandhotels fahndet Allmen International Inquiries nach einem gestohlenen Gemälde, dem millionenteuren „Stillleben mit Dahlien“ von Henri Fantin-Latour. Und jedes Wort, das man nun noch über Handlung und Personal verlöre, würde dem Buch etwas von seinen hübschen, aber sparsam dosierten Effekten nehmen. Verraten sei nur, dass Suter diesmal, als sei ihm die Krawatte plötzlich zu eng geworden, mit einem Cliffhanger endet – aber auch der trägt Zeichen der Genre-Ironisierung. Allmen frühstückt übrigens jeden Morgen ein Ei, immer in anderer Zubereitung. Die Hardboiled-Variante ist nicht darunter.
KRISTINA MAIDT-ZINKE
Martin Suter: Allmen und die Dahlien. Roman. Diogenes Verlag, Zürich 2013. 214 Seiten, 18,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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»Martin Suter gilt als Meister einer eleganten Feder, die so fein geschliffen ist, dass man die Stiche oft erst hinterher spürt.« Monika Willer / Westfalenpost Westfalenpost