"Du denkst immer noch, dass du dich anpassen musst, Linda, an irgendetwas, das du für die Wirklichkeit hältst. Dabei ist es umgekehrt. Du musst die Wirklichkeit gestalten, du musst deine Hände darin haben. Versprich mir das! Sie muss sich dir unter deinen Händen anpassen. Es gibt immer eine Tür,
vergiss das nie, nie, meine Linda!"
Linda ist die lebenslustigere der beiden Hoffmann Schwestern.…mehr"Du denkst immer noch, dass du dich anpassen musst, Linda, an irgendetwas, das du für die Wirklichkeit hältst. Dabei ist es umgekehrt. Du musst die Wirklichkeit gestalten, du musst deine Hände darin haben. Versprich mir das! Sie muss sich dir unter deinen Händen anpassen. Es gibt immer eine Tür, vergiss das nie, nie, meine Linda!"
Linda ist die lebenslustigere der beiden Hoffmann Schwestern. Tag für Tag im Büro vor der Schreibmaschine zu verbringen, fällt ihr schwer, wohingegen Gitte von einem Jurastudium träumt und später im Reichsministerium landet.
Doch da ist auch eine andere Seite in Linda, eine Melancholische, die sie schon ihr Leben lang begleitet. Es ist wie ein Knäuel in ihr, sie weiß nicht so recht, wo sie hingehört.... Bis sie dem Schuhmacher Erich begegnet, der Liebe ihres Lebens. An seiner Seite blüht sie regelrecht auf. Doch Erich wird eingezogen und Linda versinkt in ihrer Trauer - in Zeiten wie diesen nicht ungefährlich....
"Als die Tage ihr Licht verloren" ist ein unheimlich bewegender Roman, der nicht nur mit einer interessanten Thematik, sondern auch durch seinen einzigartigen Schreibstil besticht.
Stephanie von Hayek gibt jeder ihrer Figuren eine ihr ganz eigene Stimme. Anfangs hab ich das gar nicht bewusst wahrgenommen. Doch recht schnell wurde deutlich, dass immer, wenn es um Linda ging, der komplette Satzbau ein anderer war. Das man manchmal mit ihr nur so durch die abgehackten Sätze und Gedanken flog und gleich danach stockend hindurchschwamm. Das brachte mir Linda sehr nahe und schockierte mich bei dem Fahrer Hackenholt noch mehr.
Leben, in einer Zeit, in der anders sein, den Tod anlockt. Leben, in einer Zeit, in der man niemandem vertrauen kann und die Wände Ohren haben.
Es gibt wenige Romane, die sich so eingehend mit der Gekrat (Gemeinnützige Kranken-Transport-GmbH) und der Euthanasie befassen. Ich fand die Entstehung, die Rekrutierung der Fahrer, die Knebel der Geheimhaltung etc. unheimlich interessant. So einen tiefen Einblick bekommt man eher selten und mir lief es nicht nur ein Mal eiskalt den Rücken hinunter. Hier werden historische Fakten gekonnt mit einer fiktiven Familie verwoben.
Es ist eine unheimlich bewegende Geschichte, die die Autorin in sehr ruhigen Tönen erzählt, die dadurch jedoch nichts an ihrer brutalen Wucht verliert. Die Charaktere sprechen für sich und vieles sickert in all seiner Grausamkeit zwischen den Zeilen durch. Stephanie von Hayek muss gar nicht ausschweifend erzählen.
Fazit: Ein faszinierendes und schockierendes Buch, das einen tiefen Einblick in das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte gibt. Nach der Lektüre fragt man sich nicht mehr: Wie konnte das passieren? sondern betet, dass es nie wieder so weit kommen wird. Ein Thema, aktueller denn je.