Sein PERSÖNLICHSTER Fall
Inspektor Barbarotti auf dem Abstellgleis? Als er nach einem persönlichen Schicksalsschlag zum ersten Mal wieder im Dienst erscheint, soll er zwei ungeklärte Mordfälle wieder aufnehmen. In deren Zentrum steht die mysteriöse Ellen Bjarnebo: die hat nicht nur ihren ersten Mann grausam ermordet, sondern wahrscheinlich auch ihren zweiten - der ist nämlich seit Jahren spurlos verschwunden. Doch ohne Leiche keine Mörderin. Beweisen konnte man ihr in diesem Fall nichts. Gunnar Barbarotti tut das, was er am besten kann: Er ermittelt. Mosaiksteinchen um Mosaiksteinchen setzt er zusammen, und als er schließlich begreift, was gespielt wird, hat das weitreichende Konsequenzen ...
Dietmar Bär liest diesen Krimi mit subtilem Gespür für die sich leise aufbauende Spannung.
(6 Audio-CDs)
Inspektor Barbarotti auf dem Abstellgleis? Als er nach einem persönlichen Schicksalsschlag zum ersten Mal wieder im Dienst erscheint, soll er zwei ungeklärte Mordfälle wieder aufnehmen. In deren Zentrum steht die mysteriöse Ellen Bjarnebo: die hat nicht nur ihren ersten Mann grausam ermordet, sondern wahrscheinlich auch ihren zweiten - der ist nämlich seit Jahren spurlos verschwunden. Doch ohne Leiche keine Mörderin. Beweisen konnte man ihr in diesem Fall nichts. Gunnar Barbarotti tut das, was er am besten kann: Er ermittelt. Mosaiksteinchen um Mosaiksteinchen setzt er zusammen, und als er schließlich begreift, was gespielt wird, hat das weitreichende Konsequenzen ...
Dietmar Bär liest diesen Krimi mit subtilem Gespür für die sich leise aufbauende Spannung.
(6 Audio-CDs)
CD 1 | |||
1 | Erstes Buch | 00:05:56 | |
2 | Zweites Buch | 00:05:20 | |
3 | Zweites Buch | 00:07:33 | |
4 | Zweites Buch | 00:04:57 | |
5 | Zweites Buch | 00:05:21 | |
6 | Zweites Buch | 00:03:35 | |
7 | Zweites Buch | 00:06:42 | |
8 | Zweites Buch | 00:03:55 | |
9 | Zweites Buch | 00:07:28 | |
10 | Zweites Buch | 00:07:06 | |
11 | Zweites Buch | 00:05:48 | |
12 | Zweites Buch | 00:03:50 | |
CD 2 | |||
1 | Zweites Buch | 00:07:58 | |
2 | Zweites Buch | 00:06:49 | |
3 | Zweites Buch | 00:07:10 | |
4 | Zweites Buch | 00:04:36 | |
5 | Zweites Buch | 00:04:50 | |
6 | Zweites Buch | 00:04:50 | |
7 | Zweites Buch | 00:05:51 | |
8 | Zweites Buch | 00:04:29 | |
9 | Zweites Buch | 00:08:52 | |
10 | Zweites Buch | 00:07:20 | |
11 | Zweites Buch | 00:07:19 | |
CD 3 | |||
1 | Zweites Buch | 00:05:24 | |
2 | Zweites Buch | 00:04:18 | |
3 | Zweites Buch | 00:06:14 | |
4 | Drittes Buch | 00:09:05 | |
5 | Drittes Buch | 00:04:55 | |
6 | Drittes Buch | 00:02:40 | |
7 | Drittes Buch | 00:05:43 | |
8 | Drittes Buch | 00:06:05 | |
9 | Drittes Buch | 00:08:17 | |
10 | Drittes Buch | 00:03:06 | |
11 | Drittes Buch | 00:07:17 | |
12 | Drittes Buch | 00:04:26 | |
CD 4 | |||
1 | Drittes Buch | 00:05:06 | |
2 | Drittes Buch | 00:06:53 | |
3 | Drittes Buch | 00:05:54 | |
4 | Drittes Buch | 00:04:49 | |
5 | Drittes Buch | 00:07:19 | |
6 | Drittes Buch | 00:04:43 | |
7 | Viertes Buch | 00:07:05 | |
8 | Viertes Buch | 00:03:55 | |
9 | Viertes Buch | 00:08:19 | |
10 | Viertes Buch | 00:05:18 | |
11 | Viertes Buch | 00:05:26 | |
12 | Viertes Buch | 00:03:30 | |
13 | Viertes Buch | 00:06:37 | |
CD 5 | |||
1 | Viertes Buch | 00:03:38 | |
2 | Viertes Buch | 00:07:26 | |
3 | Viertes Buch | 00:06:11 | |
4 | Viertes Buch | 00:05:13 | |
5 | Viertes Buch | 00:07:08 | |
6 | Viertes Buch | 00:02:27 | |
7 | Viertes Buch | 00:05:40 | |
8 | Viertes Buch | 00:03:48 | |
9 | Viertes Buch | 00:08:38 | |
10 | Viertes Buch | 00:06:41 | |
11 | Viertes Buch | 00:04:31 | |
12 | Viertes Buch | 00:02:59 | |
CD 6 | |||
1 | Viertes Buch | 00:07:34 | |
2 | Fünftes Buch | 00:07:14 | |
3 | Fünftes Buch | 00:05:49 | |
4 | Fünftes Buch | 00:03:20 | |
5 | Fünftes Buch | 00:03:55 | |
6 | Fünftes Buch | 00:07:44 | |
7 | Fünftes Buch | 00:06:27 | |
8 | Fünftes Buch | 00:06:07 | |
9 | Fünftes Buch | 00:04:20 | |
10 | Fünftes Buch | 00:04:20 | |
11 | Fünftes Buch | 00:06:01 | |
12 | Fünftes Buch | 00:05:46 | |
13 | Fünftes Buch | 00:07:41 |
buecher-magazin.deÜber Freddy Schenk kann man streiten. Der Kölner "Tatort"-Kommissar ist nicht jedermanns Sache. Obwohl Dietmar Bär das gut macht, lässt ihm die Rolle doch recht wenig Spielraum. Eine echte Type ist dieser "Bulle" halt: bodenständig, eine ehrliche Haut, immer ein bisschen brummig. So wie der Bär auch. Oder? Von wegen!
Bär liest auch den fünften Fall des schwedischen Inspektors Gunnar Barbarotti mit einer fast schon gespenstischen Variationsbreite. Dass er rau und herrlich abgewrackt klingen kann, wundert ja noch nicht. Aber in welch jungenhaft sanfte und helle Tonlage er dann plötzlich zu wechseln in der Lage ist, erstaunt doch immer wieder. Auch das Schwierigste, die weiblichen Sprechrollen, bewältigt er scheinbar spielerisch leicht und glaubwürdig. Besser geht das nicht.
Håkan Nesser aber hat sich das besonders verdient, ist er doch einer der wenigen Krimiautoren, die nicht nur spannend erzählen können, sondern auch sprachgewandt und über den Genre-Tellerrand hinweg. Auch wenn sein neuester Roman gegen Ende etwas überkonstruiert wirkt. Barbarotti soll darin einen ungelösten Mordfall aufklären. Die Hauptverdächtige war damals eine verurteilte Mörderin. Wie sich allmählich herausstellt, möglicherweise jedoch zu Unrecht.
© BÜCHERmagazin, Stefan Volk (smv)
Bär liest auch den fünften Fall des schwedischen Inspektors Gunnar Barbarotti mit einer fast schon gespenstischen Variationsbreite. Dass er rau und herrlich abgewrackt klingen kann, wundert ja noch nicht. Aber in welch jungenhaft sanfte und helle Tonlage er dann plötzlich zu wechseln in der Lage ist, erstaunt doch immer wieder. Auch das Schwierigste, die weiblichen Sprechrollen, bewältigt er scheinbar spielerisch leicht und glaubwürdig. Besser geht das nicht.
Håkan Nesser aber hat sich das besonders verdient, ist er doch einer der wenigen Krimiautoren, die nicht nur spannend erzählen können, sondern auch sprachgewandt und über den Genre-Tellerrand hinweg. Auch wenn sein neuester Roman gegen Ende etwas überkonstruiert wirkt. Barbarotti soll darin einen ungelösten Mordfall aufklären. Die Hauptverdächtige war damals eine verurteilte Mörderin. Wie sich allmählich herausstellt, möglicherweise jedoch zu Unrecht.
© BÜCHERmagazin, Stefan Volk (smv)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.03.2013Gunnar Barbarottis Abmachung mit Gott
Unerlöst: Håkan Nessers Roman "Am Abend des Mordes"
"Es ist Trauern besser als Lachen; denn durch Trauern wird das Herz gebessert. Das Herz der Weisen ist im Klagehause, und das Herz der Narren im Hause der Freude." (Prediger 7,3). Ein Spruch aus dem Alten Testament, der einen Mann, der morgens aufwacht und feststellt, dass seine Frau tot neben ihm im Bett liegt, nicht unbedingt aufheitern wird. Andererseits, ganz abwegig erscheint er diesem Mann auch nicht: "Genau. Mir geht es schlecht und warum auch nicht. Kurzum, je schlechter desto besser." - So denkt Gunnar Barbarotti, der Witwer und Kriminalinspektor, den sein Erfinder, der schwedische Autor Håkan Nesser, in diesem desolaten Zustand in seinen fünften und letzten Fall schickt.
Auch Nesser, Jahrgang 1950, hat Abwanderungspläne. In Interviews hat er angekündigt, sich aus dem Krimi-Genre zurückziehen zu wollen; drei Romane noch zu den bislang vierundzwanzig auf Deutsch vorliegenden Büchern, dann sei Schluss. Aber wohl nicht mit dem Romanschreiben insgesamt. Das ist die gute Nachricht für seine Gemeinde, die ohnehin nicht zur Hard-boiled-Fraktion zu zählen ist. Nesser ist der Philosoph unter der Skandinaviern, wer vor lauter Suspense an jedem Kapitelende von der Klippe hängen will, wird auch bei "Die Schlächterin von Klein-Burma" - so der wesentlich originellere Originaltitel des vorliegenden, mit einem Nullachtfünfzehn-Cover entwerteten Bandes - nicht heimisch werden.
Als Ermittler ist Barbarotti eigentlich durch, der Tod seiner erst siebenundvierzigjährigen Frau Marianne, verschuldet von einem Aneurysma, hat ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Sein Trauertherapeut Rönn hatte gewiss schon pflegeleichtere Patienten. Denn der Herr Kriminalinspektor spricht nicht nur mit Gott, sondern hat sogar eine Abmachung mit ihm. Zum Wiedereinstieg ins Berufsleben beschert Asunander, der kurz vor der Pensionierung stehende Chef Barbarottis, seinem erfahrensten Beamten einen wenig verlockenden cold case. Die sind gerade sehr angesagt, Jussi Adler-Olsens Sonderermittler Carl Mørk bricht Verkaufsrekorde in Deutschland.
Fünf Jahre vor Beginn der Handlung im April 2012 verschwindet Arnold Morinder spurlos, sein Moped findet man im Wald, die Leiche fehlt. Der Fall hat das Aktenzeichen "Ungelöst" - und das ist deshalb besonders unbefriedigend, weil die Frau des Verschwundenen vor mehr als zwei Jahrzehnten ihren Mann erschlagen, zerlegt und in Plastiktüten verstaut in den Wald geworfen hat. Freilich, Ellen Bjarnebo hat allen Grund gehabt: Der Mann quälte die Frau und den vor lauter Frust verstummten zwölfjährigen Sohn. Ein menschliches Schwein, dem keiner nachtrauert. Die als "Schlächterin von Klein-Burma" bekannt gewordene Frau hat eine elfjährige Strafe abgesessen und ist naturgemäß die Hauptverdächtige beim spurlosen Abschied ihres zweiten Mannes.
Da man ihr nichts nachweisen kann, ist Barbarotti wenig angetan, beim Wiedereinstieg diesen Fall zugewiesen zu bekommen, zumal ihn Asunander über seine wahren Motive im Unklaren lässt. Obendrein entzieht sich Ellen Bjarnebo einer erneuten Vernehmung; sie verschanzt sich in einer Pension in Lappland. Also rollt Barbarotti den Fall in aller Gemächlichkeit erst mit Vernehmungen im fiktiven südschwedischen Kymlinge und in Stockholm auf, befragt Angehörige und Freunde beider Fälle unter der Prämisse, die Fälle hingen doch miteinander zusammen. Bald erweist sich, dass die Vernehmungsprotokolle gravierende Fehler aufweisen, und es geschieht, was der ebenso umständliche wie gewissenhafte Barbarotti, der sich rührend um fünf Kinder seiner Patchworkfamilie zu kümmern versucht, nicht für möglich gehalten hätte - er hat doch wieder eine Fährte gewittert.
Håkan Nesser beherrscht die Kunst, mit verknapptem Stil Atmosphäre zu schaffen ebenso wie die, einen Plot fein auszubalancieren, auf beeindruckende Weise. In Rückblicken werden beide Fälle aus Sicht der Frau gegen die Ermittlungen von Barbarotti und seiner Kollegin Eva Backman geschnitten. Die recherchiert einen politisch brisanten Todesfall: Ein Abgeordneter der rechten Schwedendemokraten ist vergiftet worden. Gunnar und Eva, das ist die Combo, die seit zwanzig Jahren zusammenarbeitet; sie frisch geschieden, er frisch verwitwet, und nur die verstorbene Marianne hatte den Weitblick, was es für die Liebe bedeuten kann, wenn sich zwei Menschen so gut kennen. Marianne wusste auch, dass Barbarotti ein gläubiger Mensch ist, einer der hadert und zweifelt, aber immer wieder sucht und auf Glaubensgewissheiten stößt. Das ist für den Protagonisten eines Kriminalromans das eigentlich Ungewöhnliche: Er spielt - wie es einst Max Frisch in seinem Stück "Biographie" tat - die Möglichkeiten durch, sein Leben noch einmal anders zu leben.
Das Jenseits spielt immer mit: Auch Ellen Bjarnebo hat eine oberste Instanz, eine Stimme, die ihr Handlungsanweisungen gibt; auch sie hat Entscheidungen getroffen, die sie jenseits von Recht und Gesetz stellen, möglicherweise aber diesseits der Menschlichkeit bestehen lassen. Als der tapfere Gottessucher Barbarotti schließlich die Antworten findet, wird er sie nicht mehr zu den Polizeiakten geben. Für den Herbst hat er schon andere Pläne. Er will seinen Vater suchen, in Italien. Der Herrgott sieht es mit Wohlgefallen.
HANNES HINTERMEIER
Håkan Nesser: "Am Abend des Mordes". Roman.
Aus dem Schwedischen von Paul Berf. btb Verlag, München 2012. 474 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Unerlöst: Håkan Nessers Roman "Am Abend des Mordes"
"Es ist Trauern besser als Lachen; denn durch Trauern wird das Herz gebessert. Das Herz der Weisen ist im Klagehause, und das Herz der Narren im Hause der Freude." (Prediger 7,3). Ein Spruch aus dem Alten Testament, der einen Mann, der morgens aufwacht und feststellt, dass seine Frau tot neben ihm im Bett liegt, nicht unbedingt aufheitern wird. Andererseits, ganz abwegig erscheint er diesem Mann auch nicht: "Genau. Mir geht es schlecht und warum auch nicht. Kurzum, je schlechter desto besser." - So denkt Gunnar Barbarotti, der Witwer und Kriminalinspektor, den sein Erfinder, der schwedische Autor Håkan Nesser, in diesem desolaten Zustand in seinen fünften und letzten Fall schickt.
Auch Nesser, Jahrgang 1950, hat Abwanderungspläne. In Interviews hat er angekündigt, sich aus dem Krimi-Genre zurückziehen zu wollen; drei Romane noch zu den bislang vierundzwanzig auf Deutsch vorliegenden Büchern, dann sei Schluss. Aber wohl nicht mit dem Romanschreiben insgesamt. Das ist die gute Nachricht für seine Gemeinde, die ohnehin nicht zur Hard-boiled-Fraktion zu zählen ist. Nesser ist der Philosoph unter der Skandinaviern, wer vor lauter Suspense an jedem Kapitelende von der Klippe hängen will, wird auch bei "Die Schlächterin von Klein-Burma" - so der wesentlich originellere Originaltitel des vorliegenden, mit einem Nullachtfünfzehn-Cover entwerteten Bandes - nicht heimisch werden.
Als Ermittler ist Barbarotti eigentlich durch, der Tod seiner erst siebenundvierzigjährigen Frau Marianne, verschuldet von einem Aneurysma, hat ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Sein Trauertherapeut Rönn hatte gewiss schon pflegeleichtere Patienten. Denn der Herr Kriminalinspektor spricht nicht nur mit Gott, sondern hat sogar eine Abmachung mit ihm. Zum Wiedereinstieg ins Berufsleben beschert Asunander, der kurz vor der Pensionierung stehende Chef Barbarottis, seinem erfahrensten Beamten einen wenig verlockenden cold case. Die sind gerade sehr angesagt, Jussi Adler-Olsens Sonderermittler Carl Mørk bricht Verkaufsrekorde in Deutschland.
Fünf Jahre vor Beginn der Handlung im April 2012 verschwindet Arnold Morinder spurlos, sein Moped findet man im Wald, die Leiche fehlt. Der Fall hat das Aktenzeichen "Ungelöst" - und das ist deshalb besonders unbefriedigend, weil die Frau des Verschwundenen vor mehr als zwei Jahrzehnten ihren Mann erschlagen, zerlegt und in Plastiktüten verstaut in den Wald geworfen hat. Freilich, Ellen Bjarnebo hat allen Grund gehabt: Der Mann quälte die Frau und den vor lauter Frust verstummten zwölfjährigen Sohn. Ein menschliches Schwein, dem keiner nachtrauert. Die als "Schlächterin von Klein-Burma" bekannt gewordene Frau hat eine elfjährige Strafe abgesessen und ist naturgemäß die Hauptverdächtige beim spurlosen Abschied ihres zweiten Mannes.
Da man ihr nichts nachweisen kann, ist Barbarotti wenig angetan, beim Wiedereinstieg diesen Fall zugewiesen zu bekommen, zumal ihn Asunander über seine wahren Motive im Unklaren lässt. Obendrein entzieht sich Ellen Bjarnebo einer erneuten Vernehmung; sie verschanzt sich in einer Pension in Lappland. Also rollt Barbarotti den Fall in aller Gemächlichkeit erst mit Vernehmungen im fiktiven südschwedischen Kymlinge und in Stockholm auf, befragt Angehörige und Freunde beider Fälle unter der Prämisse, die Fälle hingen doch miteinander zusammen. Bald erweist sich, dass die Vernehmungsprotokolle gravierende Fehler aufweisen, und es geschieht, was der ebenso umständliche wie gewissenhafte Barbarotti, der sich rührend um fünf Kinder seiner Patchworkfamilie zu kümmern versucht, nicht für möglich gehalten hätte - er hat doch wieder eine Fährte gewittert.
Håkan Nesser beherrscht die Kunst, mit verknapptem Stil Atmosphäre zu schaffen ebenso wie die, einen Plot fein auszubalancieren, auf beeindruckende Weise. In Rückblicken werden beide Fälle aus Sicht der Frau gegen die Ermittlungen von Barbarotti und seiner Kollegin Eva Backman geschnitten. Die recherchiert einen politisch brisanten Todesfall: Ein Abgeordneter der rechten Schwedendemokraten ist vergiftet worden. Gunnar und Eva, das ist die Combo, die seit zwanzig Jahren zusammenarbeitet; sie frisch geschieden, er frisch verwitwet, und nur die verstorbene Marianne hatte den Weitblick, was es für die Liebe bedeuten kann, wenn sich zwei Menschen so gut kennen. Marianne wusste auch, dass Barbarotti ein gläubiger Mensch ist, einer der hadert und zweifelt, aber immer wieder sucht und auf Glaubensgewissheiten stößt. Das ist für den Protagonisten eines Kriminalromans das eigentlich Ungewöhnliche: Er spielt - wie es einst Max Frisch in seinem Stück "Biographie" tat - die Möglichkeiten durch, sein Leben noch einmal anders zu leben.
Das Jenseits spielt immer mit: Auch Ellen Bjarnebo hat eine oberste Instanz, eine Stimme, die ihr Handlungsanweisungen gibt; auch sie hat Entscheidungen getroffen, die sie jenseits von Recht und Gesetz stellen, möglicherweise aber diesseits der Menschlichkeit bestehen lassen. Als der tapfere Gottessucher Barbarotti schließlich die Antworten findet, wird er sie nicht mehr zu den Polizeiakten geben. Für den Herbst hat er schon andere Pläne. Er will seinen Vater suchen, in Italien. Der Herrgott sieht es mit Wohlgefallen.
HANNES HINTERMEIER
Håkan Nesser: "Am Abend des Mordes". Roman.
Aus dem Schwedischen von Paul Berf. btb Verlag, München 2012. 474 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main