In einem Schweizer Hotel begegnen sich zwei Fremde und beginnen ein lebhaftes Gespräch. Clarin, ein junger Scheidungsanwalt, preist den Kitzel kurzweiliger Affären, während der Witwer Loos der glücklichen Ehe mit seiner unter mysteriösen Umständen verstorbenen Frau nachtrauert. Ferner könnten sich zwei Menschen kaum sein, und doch verzahnen sich - Wort für Wort - ihre Geschichten ineinander. Mit großer Sensibilität und großem Schwung liest der Schweizer Schauspieler Hanspeter Müller-Drossaart das mitreißende Streitgespräch zweier unterschiedlicher Temperamente über das Leben, die Liebe und die Treue.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.08.2004Lieber tot als betrogen
Pädagogisch, exemplarisch, meisterlich: Markus Werners Roman
Alles dreht sich." Das ist, auf eine schwindelerregende Weise, wahr. Der erste Satz von Markus Werners "Am Hang" beschreibt exakt die Dynamik, die den Roman vorantreibt. Der zweite Satz aber liefert den Schlüssel zur Grundkonstellation, die noch viel verzwickter ist, als es auf Anhieb scheinen möchte: "Und alles dreht sich um ihn." Der ihn ausspricht, ist der junge, smarte Scheidungsanwalt Thomas Clarin, der in seinem Tessiner Ferienhaus ein erholsames Pfingstwochenende verbringen wollte und auf der Terrasse des Hotels Bellavista in Montagnola auf einen gewissen Loos getroffen ist. Dieser ist ein merkwürdiger Sonderling, vielleicht verrückt, sicher verschroben, ein sarkastischer Altphilologe in den Fünfzigern, der sich auf eine rätselhafte Weise verabschiedet hat von den Konventionen des gesellschaftlichen Alltags. Verschlossen und desillusioniert, scheut sich der Lehrer für tote Sprachen nicht, jeden schroff zurückzustoßen, der ihm zu nahe kommt.
Was Loos und Clarin, die Fremden, aufeinander zutreibt, ist vorerst nicht klar. Nur daß mit der Begegnung ein gegenseitiges Belauern, Aushorchen, Umgarnen und Umtänzeln anfängt, das die beiden mit der Zeit seltsam vertraut macht. Wie ineinander verschraubt, drehen sie sich immer schneller in einem seltsamen Tanz, bis die Spannung am dritten Tag mit einem Knall explodiert. Loos hat sich heimlich abgesetzt. Die Nachforschungen des jungen Rechtsanwaltes bleiben ergebnislos, mehr noch: Er findet heraus, daß ein Mann dieses Namens nie existiert hat und auch seine Geschichten vielleicht nur erfunden sind.
Plötzlich herrscht Stille. Ein Riß zeigt sich. Ein Abgrund öffnet sich. Das Geheimnis, das die beiden Männer verbindet, scheint sichtbar zu werden; letzte Gewißheit aber erhält der Leser bis zum Schluß nicht. In diesem Männerverhältnis geht es um Liebe, und es geht um zwei Frauen - die in Wahrheit vielleicht nur eine einzige war. Wenn die Dinge so lägen, müßte man nachträglich auch die Beziehung der beiden Männer in einem völlig neuen Licht sehen. Der ganze Erzählkosmos hätte sich dann gedreht. Ihr Interesse aneinander wäre dann nicht aus wachsender Sympathie, sondern aus Rivalität entstanden, ihr Aushorchen ein Weg gewesen, die Verführungsmethoden des Gegenspielers zu erkunden, das Belauern ein Mittel, der spielerischen Verliebtheit des Konkurrenten auf die Schliche zu kommen - die bedächtigen, zähen Gespräche aber, die sich über zwei lange Nächte hinzogen, wären andererseits der maskierte Freundschaftsdiskurs zweier Seelenverwandter gewesen, welche die gleiche Frau liebten - wenngleich auf radikal unterschiedliche Weise.
Und ein letztes Mal dreht sich das Erzählkarussell: Nur Loos, der Ältere, hätte demnach vom Ausmaß der gegenseitigen Verstrickung gewußt und die Fäden von Anfang an in der Hand gehabt, während dem Rechtsanwalt, einem forschen Verführer, die Rolle des Verunsicherten bleibt, der sich der Wahrheit in kleinen Zügen nähert und dem die Augen erst ganz am Schluß aufgehen.
Markus Werner liebt solche verschlungenen Konstellationen. Liebe, Tod und kriminalistische Arrangements gehörten schon immer zu seinen Romanen. Jetzt scheint es, als hätte er, nach fünfjährigem Schweigen (und einem leichten Durchhänger mit dem etwas uninspirierten letzten Roman "Der ägyptische Heinrich"), mit seinem siebten Buch einen neuen Gipfel erklommen. Der sechzigjährige Schweizer Autor, der im Jahr 2000 mit dem Joseph-Breitbach-Preis ausgezeichnet wurde, führt in seinem neuen Roman noch mal all seine literarischen Themen in einer packenden Geschichte zusammen. "Am Hang" nimmt den Leser von der ersten Zeile an gefangen. Die Verdichtung und Leichtigkeit, das Unergründliche und gleichzeitig Glasklare des Wernerschen Erzählstils übt eine magische Anziehung aus. Angetrieben von Neugier, die immer wieder neue, andere Nahrung erhält, und verführt von den beängstigenden Verirrungen und fatalen Leidenschaften der beiden Figuren, liebt und leidet man mit ihnen bis zur letzten Seite.
Zwei Nächte lang haben die beiden Männer getrunken und debattiert und sich dann gemeinsam auf den Heimweg gemacht, zwei Nächte lang haben sie einander ihre Lebens- und Liebesgeschichten enthüllt. Dabei ergaben sich seltsame Koinzidenzen, die Clarin, je länger er über sie nachsinnt, desto deutlicher verwirren, von Loos aber dumpf ignoriert werden. Beide heißen sie mit Vornamen Thomas. Beide haben eine Liebesbeziehung im benachbarten Kurhaus Cademario abrupt beendet. Loos behauptet, seine jüngere, von ihm vergötterte Frau nach langer glücklicher Ehe durch den Tod verloren zu haben. Sie ist, obwohl nach einer Tumor-Operation auf dem Weg zur Heilung, am Rand des Schwimmbeckens ausgeglitten und im Spital von Lugano an der Kopfverletzung gestorben.
Der junge Scheidungsanwalt dagegen, der im Tessin nichts anderes vorhatte, als einen Aufsatz über das "Ehe- bzw. Scheidungsrecht" für eine Juristenzeitschrift zu schreiben, hatte sich zur gleichen Zeit von seiner Geliebten getrennt, die ihm verleidet war. Merkwürdige Analogien verwirren den Anwalt. Die Vorstellung, daß sich beide Frauen im Kur- und Wellnesshotel zufällig getroffen haben könnten, macht ihn nachdenklich. Noch mehr die Tatsache, daß beide Hesse bewunderten, sogar dieselben zwei Zeilen auf einem Zettel mit sich herumtrugen: "Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe / Bereit zum Abschied sein und Neubeginne." Clarin ist ein Zyniker. Die Ehe hält schon von Berufs wegen er für einen Irrweg, für eine pausenlose Zweierpein und glatte Überforderung. Valerie hat er zufällig auf einem Kinderspielplatz kennengelernt. Daß sie scheinbar nur auf gelegentliche erotische Zuwendung aus ist und sonst in geheimnisvoller Distanz bleibt, macht sie in seinen Augen attraktiv: Als sie sich tatsächlich verliebt und sich deswegen von ihrem Mann trennt, ist für ihn das Vergnügen beendet.
Natürlich meint es Markus Werner pädagogisch. Natürlich läßt er exemplarisch zwei Lebenskonzepte aufeinanderprallen. In "Am Hang" zeigt sich der Moralist, ein harscher Verächter des Zeitgeistes und rigoroser Gesellschaftskritiker. Kein Zweifel, daß Werner mit Clarin die Karikatur des oberflächlichen Hedonisten und gewieften Schürzenjägers abliefern will, der auf nichts anderes aus ist als den kurzfristigen Genuß - ein modischer Typus, der seine Geliebten im ungefährlichen Rahmen bewirtschaftet, in Wirklichkeit aber emotional imbezil ist. Dieser Ich-Erzähler steht in Markus Werners Augen für die galoppierende Beziehungsarmut einer neuen Generation, für all die "Würstchen" mit Insuffizienzgefühlen, für die von der "stürmischen Entwicklung in Wissenschaft und Technik" Getriebenen, die dem Erfolg mit hängender Zunge nachrennen, in Wahrheit aber Opfer "eines seelischen Unglücks" von noch nie dagewesenem Ausmaß sind. Schnecken und zu Schnecken Gemachte, unfähig, gegen das versteckte Unglück zu rebellieren. Loos dagegen verkörpert den enttäuschten Linken, dessen Klage über die verlorenen moralischen und kulturellen Normen mit einer subtilen Menschenverachtung zusammentrifft und dessen überholtes Weltbild nur noch mit Selbsttäuschung zementiert werden kann. Deutlichstes Indiz dafür ist, daß er um den Preis einer zentralen Lüge - der lebenslangen Liebe zu einer einzigen Frau - bereit ist, zum erotischen Fossil zu erstarren.
So viel gutgemeinte Moral eines Autors könnte literarisch blitzschnell ins Auge gehen. Diese Gefahr aber umschifft Markus Werner so souverän wie kaum je zuvor. Es gibt in diesem Roman keine Zeigefingerdidaktik, auch keine eindeutigen Meinungsbastionen. Die Verhältnisse sind viel zu widersprüchlich, die Figuren zu zerrissen, als daß man sich an schlichten Rezepten festhalten könnte. Getrieben von einem Verlangen, das sie nicht verstehen, verführt von einer Sehnsucht, deren Ursprung ihnen verschlossen bleibt, und hungrig nach einem ursprünglichen Glücksgefühl, sind Markus Werners Protagonisten alles andere als kaltblütig Agierende. Genau in der Darstellung dieses verborgenen Bruchs demonstriert sich die überlegene Meisterschaft des Autors.
Markus Werner: "Am Hang". Roman. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2004. 190 S., geb., 17,90[Euro].
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Pädagogisch, exemplarisch, meisterlich: Markus Werners Roman
Alles dreht sich." Das ist, auf eine schwindelerregende Weise, wahr. Der erste Satz von Markus Werners "Am Hang" beschreibt exakt die Dynamik, die den Roman vorantreibt. Der zweite Satz aber liefert den Schlüssel zur Grundkonstellation, die noch viel verzwickter ist, als es auf Anhieb scheinen möchte: "Und alles dreht sich um ihn." Der ihn ausspricht, ist der junge, smarte Scheidungsanwalt Thomas Clarin, der in seinem Tessiner Ferienhaus ein erholsames Pfingstwochenende verbringen wollte und auf der Terrasse des Hotels Bellavista in Montagnola auf einen gewissen Loos getroffen ist. Dieser ist ein merkwürdiger Sonderling, vielleicht verrückt, sicher verschroben, ein sarkastischer Altphilologe in den Fünfzigern, der sich auf eine rätselhafte Weise verabschiedet hat von den Konventionen des gesellschaftlichen Alltags. Verschlossen und desillusioniert, scheut sich der Lehrer für tote Sprachen nicht, jeden schroff zurückzustoßen, der ihm zu nahe kommt.
Was Loos und Clarin, die Fremden, aufeinander zutreibt, ist vorerst nicht klar. Nur daß mit der Begegnung ein gegenseitiges Belauern, Aushorchen, Umgarnen und Umtänzeln anfängt, das die beiden mit der Zeit seltsam vertraut macht. Wie ineinander verschraubt, drehen sie sich immer schneller in einem seltsamen Tanz, bis die Spannung am dritten Tag mit einem Knall explodiert. Loos hat sich heimlich abgesetzt. Die Nachforschungen des jungen Rechtsanwaltes bleiben ergebnislos, mehr noch: Er findet heraus, daß ein Mann dieses Namens nie existiert hat und auch seine Geschichten vielleicht nur erfunden sind.
Plötzlich herrscht Stille. Ein Riß zeigt sich. Ein Abgrund öffnet sich. Das Geheimnis, das die beiden Männer verbindet, scheint sichtbar zu werden; letzte Gewißheit aber erhält der Leser bis zum Schluß nicht. In diesem Männerverhältnis geht es um Liebe, und es geht um zwei Frauen - die in Wahrheit vielleicht nur eine einzige war. Wenn die Dinge so lägen, müßte man nachträglich auch die Beziehung der beiden Männer in einem völlig neuen Licht sehen. Der ganze Erzählkosmos hätte sich dann gedreht. Ihr Interesse aneinander wäre dann nicht aus wachsender Sympathie, sondern aus Rivalität entstanden, ihr Aushorchen ein Weg gewesen, die Verführungsmethoden des Gegenspielers zu erkunden, das Belauern ein Mittel, der spielerischen Verliebtheit des Konkurrenten auf die Schliche zu kommen - die bedächtigen, zähen Gespräche aber, die sich über zwei lange Nächte hinzogen, wären andererseits der maskierte Freundschaftsdiskurs zweier Seelenverwandter gewesen, welche die gleiche Frau liebten - wenngleich auf radikal unterschiedliche Weise.
Und ein letztes Mal dreht sich das Erzählkarussell: Nur Loos, der Ältere, hätte demnach vom Ausmaß der gegenseitigen Verstrickung gewußt und die Fäden von Anfang an in der Hand gehabt, während dem Rechtsanwalt, einem forschen Verführer, die Rolle des Verunsicherten bleibt, der sich der Wahrheit in kleinen Zügen nähert und dem die Augen erst ganz am Schluß aufgehen.
Markus Werner liebt solche verschlungenen Konstellationen. Liebe, Tod und kriminalistische Arrangements gehörten schon immer zu seinen Romanen. Jetzt scheint es, als hätte er, nach fünfjährigem Schweigen (und einem leichten Durchhänger mit dem etwas uninspirierten letzten Roman "Der ägyptische Heinrich"), mit seinem siebten Buch einen neuen Gipfel erklommen. Der sechzigjährige Schweizer Autor, der im Jahr 2000 mit dem Joseph-Breitbach-Preis ausgezeichnet wurde, führt in seinem neuen Roman noch mal all seine literarischen Themen in einer packenden Geschichte zusammen. "Am Hang" nimmt den Leser von der ersten Zeile an gefangen. Die Verdichtung und Leichtigkeit, das Unergründliche und gleichzeitig Glasklare des Wernerschen Erzählstils übt eine magische Anziehung aus. Angetrieben von Neugier, die immer wieder neue, andere Nahrung erhält, und verführt von den beängstigenden Verirrungen und fatalen Leidenschaften der beiden Figuren, liebt und leidet man mit ihnen bis zur letzten Seite.
Zwei Nächte lang haben die beiden Männer getrunken und debattiert und sich dann gemeinsam auf den Heimweg gemacht, zwei Nächte lang haben sie einander ihre Lebens- und Liebesgeschichten enthüllt. Dabei ergaben sich seltsame Koinzidenzen, die Clarin, je länger er über sie nachsinnt, desto deutlicher verwirren, von Loos aber dumpf ignoriert werden. Beide heißen sie mit Vornamen Thomas. Beide haben eine Liebesbeziehung im benachbarten Kurhaus Cademario abrupt beendet. Loos behauptet, seine jüngere, von ihm vergötterte Frau nach langer glücklicher Ehe durch den Tod verloren zu haben. Sie ist, obwohl nach einer Tumor-Operation auf dem Weg zur Heilung, am Rand des Schwimmbeckens ausgeglitten und im Spital von Lugano an der Kopfverletzung gestorben.
Der junge Scheidungsanwalt dagegen, der im Tessin nichts anderes vorhatte, als einen Aufsatz über das "Ehe- bzw. Scheidungsrecht" für eine Juristenzeitschrift zu schreiben, hatte sich zur gleichen Zeit von seiner Geliebten getrennt, die ihm verleidet war. Merkwürdige Analogien verwirren den Anwalt. Die Vorstellung, daß sich beide Frauen im Kur- und Wellnesshotel zufällig getroffen haben könnten, macht ihn nachdenklich. Noch mehr die Tatsache, daß beide Hesse bewunderten, sogar dieselben zwei Zeilen auf einem Zettel mit sich herumtrugen: "Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe / Bereit zum Abschied sein und Neubeginne." Clarin ist ein Zyniker. Die Ehe hält schon von Berufs wegen er für einen Irrweg, für eine pausenlose Zweierpein und glatte Überforderung. Valerie hat er zufällig auf einem Kinderspielplatz kennengelernt. Daß sie scheinbar nur auf gelegentliche erotische Zuwendung aus ist und sonst in geheimnisvoller Distanz bleibt, macht sie in seinen Augen attraktiv: Als sie sich tatsächlich verliebt und sich deswegen von ihrem Mann trennt, ist für ihn das Vergnügen beendet.
Natürlich meint es Markus Werner pädagogisch. Natürlich läßt er exemplarisch zwei Lebenskonzepte aufeinanderprallen. In "Am Hang" zeigt sich der Moralist, ein harscher Verächter des Zeitgeistes und rigoroser Gesellschaftskritiker. Kein Zweifel, daß Werner mit Clarin die Karikatur des oberflächlichen Hedonisten und gewieften Schürzenjägers abliefern will, der auf nichts anderes aus ist als den kurzfristigen Genuß - ein modischer Typus, der seine Geliebten im ungefährlichen Rahmen bewirtschaftet, in Wirklichkeit aber emotional imbezil ist. Dieser Ich-Erzähler steht in Markus Werners Augen für die galoppierende Beziehungsarmut einer neuen Generation, für all die "Würstchen" mit Insuffizienzgefühlen, für die von der "stürmischen Entwicklung in Wissenschaft und Technik" Getriebenen, die dem Erfolg mit hängender Zunge nachrennen, in Wahrheit aber Opfer "eines seelischen Unglücks" von noch nie dagewesenem Ausmaß sind. Schnecken und zu Schnecken Gemachte, unfähig, gegen das versteckte Unglück zu rebellieren. Loos dagegen verkörpert den enttäuschten Linken, dessen Klage über die verlorenen moralischen und kulturellen Normen mit einer subtilen Menschenverachtung zusammentrifft und dessen überholtes Weltbild nur noch mit Selbsttäuschung zementiert werden kann. Deutlichstes Indiz dafür ist, daß er um den Preis einer zentralen Lüge - der lebenslangen Liebe zu einer einzigen Frau - bereit ist, zum erotischen Fossil zu erstarren.
So viel gutgemeinte Moral eines Autors könnte literarisch blitzschnell ins Auge gehen. Diese Gefahr aber umschifft Markus Werner so souverän wie kaum je zuvor. Es gibt in diesem Roman keine Zeigefingerdidaktik, auch keine eindeutigen Meinungsbastionen. Die Verhältnisse sind viel zu widersprüchlich, die Figuren zu zerrissen, als daß man sich an schlichten Rezepten festhalten könnte. Getrieben von einem Verlangen, das sie nicht verstehen, verführt von einer Sehnsucht, deren Ursprung ihnen verschlossen bleibt, und hungrig nach einem ursprünglichen Glücksgefühl, sind Markus Werners Protagonisten alles andere als kaltblütig Agierende. Genau in der Darstellung dieses verborgenen Bruchs demonstriert sich die überlegene Meisterschaft des Autors.
Markus Werner: "Am Hang". Roman. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2004. 190 S., geb., 17,90[Euro].
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