Julia Karnick, Hamburgerin wie es scheint mit Leib und Seele, hat sich an ihren ersten Roman gewagt. Und gewonnen! Das ist schon ein beeindruckendes Debüt, das die Journalistin jetzt zur Schriftstellerin macht.
„Am liebsten sitzen alle in der Küche“ ist so ein herrlicher Buchtitel, da muss man
einfach zugreifen, es erinnert an die eigene Kindheit und Jugend, wo die Küche noch DER Aufenthaltsraum…mehrJulia Karnick, Hamburgerin wie es scheint mit Leib und Seele, hat sich an ihren ersten Roman gewagt. Und gewonnen! Das ist schon ein beeindruckendes Debüt, das die Journalistin jetzt zur Schriftstellerin macht.
„Am liebsten sitzen alle in der Küche“ ist so ein herrlicher Buchtitel, da muss man einfach zugreifen, es erinnert an die eigene Kindheit und Jugend, wo die Küche noch DER Aufenthaltsraum der Familie, der Freunde, der Kinder war. Dass man hier auch essen kann oder kochen muss, schließt das mit ein, aber über die nächtelangen Gespräche geht nichts. Karnick könnte vom Alter her meine Tochter sein, das brachte für mich noch einmal zusätzlich einen anderen Blickwinkel in die Geschichte, denn wie die heute um die 50jährigen ticken, das ist doch ein wenig anders als vor 20 Jahren.
So lernen wir im Buch dann auch das Küchenwunder Almut kennen, frisch geschieden, ab und zu mit Hetti, der pubertierenden Tochter beglückt oder geschlagen, ganz wie man‘s nimmt. Nummer zwei am bald jeden Donnerstag stattfindenden „Abendmahl“ ist Tille, alleinerziehende Urologin, mit dem ebenfalls pubertierenden Jan. Die dritte im Bunde ist Yeliz, Werbefrau, verheiratet mit Morten, dem Dänen, der perfekt tischlern kann, aber etwas glücklos ist, und mit einer türkischen, nicht ganz einfachen Schwiegerfamilie geschlagen.
Nachdem sich die drei Frauen also angefreundet haben, beginnt der Alltag in die traute Runde ab und an Kerben zu schlagen. Je nachdem, welche gerade eine Spitze abbekommt, bei der ist das beleidigt sein mal inwendig mal äußerlich, aber irgendwann geht es weiter mit den Treffen. Wenn, ja wenn, es keine störenden bzw. verstörenden Männer gäbe, dann könnte das Leben soooo schön sein. Leute wie Herr Vennemahn könnten einem das Leben echt zur Hölle machen, aber da sind ja noch die Freundinnen, mit denen man das Ungemach teilen kann.
Auf den im Klappentext angekündigten Rachefeldzug muss man dann doch ganz schön lange warten, die Story verliert manchmal ein bisschen an Fahrt, nimmt diese aber zum Schluss wieder gut auf.
Karnick erzählt ihre Geschichte auf eine heitere, ironische und punktgenaue Art, es gibt köstliche Szenen, die man gleich zweimal lesen kann, um herzhaft zu lachen. Ob es Tilles Praxis ist, in der da so einiges schiefläuft oder die Firma von Yeliz, mit ihren „Werbefuzzis“, Karnick legt den Finger in jede verfügbare Wunde. Mich hat der Stil ein klein wenig an den Donnerstagsmordclub von Richard Osman erinnert, insbesondere Verstärker wie „sagte…“, „fragte…“ sind zwar lustig, aber in der Wiederholung wirken sie manchmal etwas aufgesetzt.
Ob dem Leser der Racheplan gefällt, das muss jeder für sich entscheiden, ich hatte eigentlich etwas Spektakuläreres erwartet. Aber es waren 350 unterhaltsame Seiten, so muss es sein bei einem Roman, der so einen schönen Titel hat.
Kauf- und Leseempfehlung!