»Kafka erscheint uns rätselhaft, dabei schreibt er doch eigentlich in einer schlichten Prosa, seine Schilderungen sind präzise, seine Personen reden in einfachen Worten und es wird weder um das, was sie tun, noch um das, was sie reden, noch um das, was ihnen zustößt, ein großes Gewese gemacht. Aber wir verstehen nicht. Oder glauben, nicht zu verstehen. [...] Vielleicht sollte man Kafka anders lesen, nämlich ohne Reserve und ohne interpretatorische Ambitionen. So wie wir mittlerweile in der Malerei dreibeinige Pferde oder blaue Bäume hinnehmen können und auch atonale Musik und Wuppertaler Tanztheater: Wie es gerade kommt. Amerika wäre dafür ein guter Einstieg, denn man kann das Buch auch fröhlich als Abenteuerroman lesen, in dem zwar sprachlich immer mal wieder die Perspektiven verrutschen, der eine Satz dem anderen widerspricht, Überdeutlichkeit mehr zur Vernebelung als zur Aufklärung beiträgt, aber was soll's, die Geschichte ist gut und man will wissen wie es weitergeht, undes geht immer weiter, weil Karl Rossmann ein wackerer Held ist, der alles Mögliche tut, bloß nicht lockerlassen.« Sven Regener
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Mehr davon, fordert Oliver Jungen nach dem Genuss von Sven Regeners Interpretation von Kafkas Texten. Gut geeignet, jüngere Leser an Kafka heranzuführen scheint ihm Regeners "schnoddrige" Lesung, aber auch dazu, dem vor lauter Hermeneutik etwas ratlosen erwachsenen Kafka-Fan neue Zugangsweisen zu eröffnen. Die ganze skurrile Komik von Kafkas Amerika-Fragment erschließt sich Jungen durch das tragisch-komische Talent Regeners. Für Jungen eine wohltuende Befreiung hin zu einem lakonischen Kafka, der es bei aller Schmucklosigkeit durchaus nicht an Respekt vor der sprachlichen Genauigkeit des Textes mangelt, wie er feststellt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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