Eine verhängnisvolle AFFÄRE
Es ist keine Liebe auf den ersten Blick zwischen Gina und dem Familienvater Seán, nur ein flüchtiger Blickwechsel auf einer Gartenparty. Doch dann treffen sie einander zufällig bei einem Kongress wieder, trinken zu viel, landen im Bett und verfallen einander. Ist es Liebe? Und darf man für diese Liebe das Seelenheil seines Kindes opfern?
Anna Thalbach verleiht Anne Enrights schonungslosem Blick die passende Stimme und führt den Zuhörer direkt in die Abgründe eines scheinbar durchschnittlichen Lebens.
(6 CDs, Laufzeit: 6h 45)
Es ist keine Liebe auf den ersten Blick zwischen Gina und dem Familienvater Seán, nur ein flüchtiger Blickwechsel auf einer Gartenparty. Doch dann treffen sie einander zufällig bei einem Kongress wieder, trinken zu viel, landen im Bett und verfallen einander. Ist es Liebe? Und darf man für diese Liebe das Seelenheil seines Kindes opfern?
Anna Thalbach verleiht Anne Enrights schonungslosem Blick die passende Stimme und führt den Zuhörer direkt in die Abgründe eines scheinbar durchschnittlichen Lebens.
(6 CDs, Laufzeit: 6h 45)
CD 1 | |||
1 | Vorwort | 00:00:13 | |
2 | Vorwort | 00:02:50 | |
3 | There will be peace in the valley | 00:05:59 | |
4 | There will be peace in the valley | 00:06:36 | |
5 | Love is like a cigarette | 00:06:16 | |
6 | Love is like a cigarette | 00:04:40 | |
7 | Love is like a cigarette | 00:05:37 | |
8 | Sunny afternoon | 00:05:07 | |
9 | Sunny afternoon | 00:04:56 | |
10 | Sunny afternoon | 00:05:33 | |
11 | Sunny afternoon | 00:05:20 | |
12 | Will you love me tomorrow | 00:05:09 | |
13 | Will you love me tomorrow | 00:05:35 | |
14 | Will you love me tomorrow | 00:04:49 | |
CD 2 | |||
1 | Toora Loora Loora | 00:06:03 | |
2 | Toora Loora Loora | 00:06:13 | |
3 | Toora Loora Loora | 00:07:15 | |
4 | In these shoes? | 00:06:02 | |
5 | In these shoes? | 00:06:57 | |
6 | In these shoes? | 00:05:20 | |
7 | Secret love | 00:06:15 | |
8 | Secret love | 00:04:54 | |
9 | Secret love | 00:06:11 | |
10 | Kiss me, honey, honey kiss me | 00:04:25 | |
11 | Kiss me, honey, honey kiss me | 00:04:22 | |
12 | Kiss me, honey, honey kiss me | 00:05:23 | |
CD 3 | |||
1 | Kiss me, honey, honey kiss me (Fortsetzung) | 00:04:47 | |
2 | Kiss me, honey, honey kiss me | 00:06:16 | |
3 | Kiss me, honey, honey kiss me | 00:05:44 | |
4 | Kiss me, honey, honey kiss me | 00:05:52 | |
5 | Kiss me, honey, honey kiss me | 00:05:07 | |
6 | Kiss me, honey, honey kiss me | 00:04:29 | |
7 | The shoop shoop song (It's in his kiss) | 00:06:09 | |
8 | The shoop shoop song (It's in his kiss) | 00:05:41 | |
9 | The shoop shoop song (It's in his kiss) | 00:05:25 | |
10 | The shoop shoop song (It's in his kiss) | 00:05:04 | |
11 | Dance me to the end of love | 00:04:14 | |
12 | Dance me to the end of love | 00:05:42 | |
CD 4 | |||
1 | Ev'ry time we say goodbye | 00:04:35 | |
2 | Ev'ry time we say goodbye | 00:05:04 | |
3 | Crying in the chapel | 00:05:51 | |
4 | Crying in the chapel | 00:06:32 | |
5 | Crying in the chapel | 00:05:11 | |
6 | Crying in the chapel | 00:05:13 | |
7 | Crying in the chapel | 00:04:31 | |
8 | Crying in the chapel | 00:04:26 | |
9 | How can I be sure | 00:04:58 | |
10 | How can I be sure | 00:04:17 | |
11 | How can I be sure | 00:05:27 | |
12 | Stop! In the name of love | 00:07:54 | |
CD 5 | |||
1 | Money (That's what I want) | 00:04:43 | |
2 | Money (That's what I want) | 00:05:06 | |
3 | Money (That's what I want) | 00:04:55 | |
4 | Money (That's what I want) | 00:06:42 | |
5 | Save the last dance for me | 00:05:57 | |
6 | Save the last dance for me | 00:05:09 | |
7 | Save the last dance for me | 00:05:01 | |
8 | Save the last dance for me | 00:05:04 | |
9 | Save the last dance for me | 00:04:31 | |
10 | Save the last dance for me | 00:05:20 | |
11 | Paper roses | 00:05:10 | |
12 | Paper roses | 00:06:09 | |
13 | Paper roses | 00:06:42 | |
CD 6 | |||
1 | Knocking on heaven's door | 00:04:58 | |
2 | Knocking on heaven's door | 00:05:30 | |
3 | Knocking on heaven's door | 00:05:02 | |
4 | Knocking on heaven's door | 00:04:53 | |
5 | Knocking on heaven's door | 00:05:01 | |
6 | Knocking on heaven's door | 00:04:44 | |
7 | The things we do for love | 00:05:51 | |
8 | The things we do for love | 00:06:26 | |
9 | The things we do for love | 00:05:04 | |
10 | The things we do for love | 00:04:50 | |
11 | The things we do for love | 00:05:08 | |
12 | The things we do for love | 00:05:12 | |
13 | The things we do for love | 00:05:03 | |
14 | The things we do for love | 00:04:50 | |
15 | The things we do for love | 00:04:22 |
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.01.2012Man darf es ruhig
Liebe nennen
Anne Enrights Patchwork-Roman
„Anatomie einer Affäre“
Die Geschichte ist nicht sonderlich originell: Verheiratete Frau trifft verheirateten Mann; die beiden beginnen eine Affäre, die auffliegt. Die Frau trennt sich von ihrem Ehemann; nach einigen Komplikationen trennt sich auch der Mann von seiner Ehefrau. Und dann ist da noch ein Kind. Der ideale Stoff, um daraus einen Patchworkfamilienroman mit komödiantischen Anklängen zu basteln. Anne Enrights „Anatomie einer Affäre“ (im englischen Original heißt das Buch wesentlich eleganter „The Forgotten Waltz“) ist insofern ein weiterer Beweis dafür, dass es in der Literatur nicht um das Was, sondern um das Wie geht. Und dafür, dass Enright eine bei weitem komplexere Autorin ist, als es die Plot-Oberfläche ihrer Bücher zunächst vermuten lässt.
Gina heißt die Erzählerin des Romans, eine beruflich erfolgreiche Frau Anfang dreißig, verheiratet mit dem dezent tumben Connor. Auf einer Party ihrer Schwester lernt Gina den wesentlich älteren Seán kennen; man tauscht Blicke aus, man begegnet sich zufällig in professionellen Zusammenhängen – und kurz darauf ist aus der Bekanntschaft ein wöchentlicher Jour fixe in einem Dubliner Hotelzimmer geworden. Frappierend ist die Unbarmherzigkeit, mit der Gina sich und ihren emotionalen Sphären zu Leibe rückt; beinahe, als ginge es nicht um sie selbst. Keine Spur von Larmoyanz oder Fassungslosigkeit, lediglich ein selbstironisches und nonchalantes Erstaunen darüber, wie selbstverständlich und leicht all das vonstatten geht und wie unbemerkt das doch so Offensichtliche bleibt: „Auf irgendeiner Ebene müssen sie doch wissen, was da abläuft. Ich weiß, es klingt brutal, aber ich finde, wir sollten uns eingestehen, was wir wissen. Wir sollten wissen, warum wir etwas tun.“ Dass Gina nicht in der Lage ist, diese Erkenntnis auf sich selbst anzuwenden, gehört zu den Pointen des Romans. Sehr wohl allerdings weiß sie, dass alles, was gerade geschieht, nicht eben zum ersten Mal geschieht: Die Kapitelüberschriften bestehen aus Namen von Popsongs. Jede Handlung trägt ihr eigenes Klischee in sich.
Es ist ein ständiges Flackern zwischen Unruhe, Realität und Phantasie, zwischen Erinnerungszoom und Fremdprojektionen, aus dem sich ein Bild des Verhältnisses zwischen Gina und Seán zusammensetzt. Eines von vielen möglichen – schließlich ist alles, was hier erzählt wird, zunächst durch einen höchst unzuverlässigen und auch parteiischen Filter gegangen. Ob Seáns Ehefrau tatsächlich so unerträglich ist, wie er es angeblich geschildert hat, können wir nicht wissen (schließlich ist es nicht Seáns erster Seitensprung). Wir glauben es aber, weil Gina ein hohes Maß an sprachlicher Überzeugungskraft besitzt.
Wäre das alles, wäre es möglicherweise der Stoff für eine kurze Erzählung; ein Genre, das Anne Enright ausgezeichnet beherrscht. Doch die „Anatomie einer Affäre“ hat noch zwei weitere Ebenen, die recht geschickt miteinander verwoben sind. Zum einen protokolliert Enright ganz nebenher den Zusammenbruch der irischen Wirtschaft in den Jahren 2006 bis 2009 und ordnet ihre Figuren und deren mentale Dispositionen in das Szenario wachsender ökonomischer Zwänge ein. Zum anderen ist der Roman eine Reflexion über die Prüfungen der Institution Familie. Im Fall von Gina sind es die Erinnerungen an den alkoholkranken und patriarchalischen Vater und die Trauer um die vor kurzem verstorbene Mutter, die sie umtreiben; Seán wiederum hat eine an Epilepsie erkrankte Tochter, Evie, die im Verlauf der drei Jahre, auf die der Roman angelegt ist, eine zunehmende bedeutende Rolle spielt. Dass Enright in einer Art von psychologischem Kurzschluss den Vaterkomplex der Erzählerin und die Krankheitsgeschichte Evies miteinander verquickt, mag die einzige Sentimentalität sein, die sie sich gestattet.
Zu den Prüfungen gehört es auch zu akzeptieren, dass aus der bedingungslosen Leidenschaft einer improvisierten Affäre im Lauf der Zeit eine im Alltag routinierte und in ihren Erscheinungsformen ritualisierte Art der Beziehung werden muss. Man darf das trotzdem Liebe nennen. Exakt an diesem Punkt endet Ginas Erzählung, gerade rechtzeitig vor dem Umschlag in die bloße Abbildung des Banalen.
CHRISTOPH SCHRÖDER
ANNE ENRIGHT: Anatomie einer Affäre. Roman. Aus dem Englischen von Petra Kindler und Hans-Christian Oeser. Deutsche Verlagsanstalt, München 2011. 312 Seiten, 19,99 Euro.
Geschickt weitet die Autorin
die Ehebruchsgeschichte zu
einer grundsätzlichen Reflexion
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Liebe nennen
Anne Enrights Patchwork-Roman
„Anatomie einer Affäre“
Die Geschichte ist nicht sonderlich originell: Verheiratete Frau trifft verheirateten Mann; die beiden beginnen eine Affäre, die auffliegt. Die Frau trennt sich von ihrem Ehemann; nach einigen Komplikationen trennt sich auch der Mann von seiner Ehefrau. Und dann ist da noch ein Kind. Der ideale Stoff, um daraus einen Patchworkfamilienroman mit komödiantischen Anklängen zu basteln. Anne Enrights „Anatomie einer Affäre“ (im englischen Original heißt das Buch wesentlich eleganter „The Forgotten Waltz“) ist insofern ein weiterer Beweis dafür, dass es in der Literatur nicht um das Was, sondern um das Wie geht. Und dafür, dass Enright eine bei weitem komplexere Autorin ist, als es die Plot-Oberfläche ihrer Bücher zunächst vermuten lässt.
Gina heißt die Erzählerin des Romans, eine beruflich erfolgreiche Frau Anfang dreißig, verheiratet mit dem dezent tumben Connor. Auf einer Party ihrer Schwester lernt Gina den wesentlich älteren Seán kennen; man tauscht Blicke aus, man begegnet sich zufällig in professionellen Zusammenhängen – und kurz darauf ist aus der Bekanntschaft ein wöchentlicher Jour fixe in einem Dubliner Hotelzimmer geworden. Frappierend ist die Unbarmherzigkeit, mit der Gina sich und ihren emotionalen Sphären zu Leibe rückt; beinahe, als ginge es nicht um sie selbst. Keine Spur von Larmoyanz oder Fassungslosigkeit, lediglich ein selbstironisches und nonchalantes Erstaunen darüber, wie selbstverständlich und leicht all das vonstatten geht und wie unbemerkt das doch so Offensichtliche bleibt: „Auf irgendeiner Ebene müssen sie doch wissen, was da abläuft. Ich weiß, es klingt brutal, aber ich finde, wir sollten uns eingestehen, was wir wissen. Wir sollten wissen, warum wir etwas tun.“ Dass Gina nicht in der Lage ist, diese Erkenntnis auf sich selbst anzuwenden, gehört zu den Pointen des Romans. Sehr wohl allerdings weiß sie, dass alles, was gerade geschieht, nicht eben zum ersten Mal geschieht: Die Kapitelüberschriften bestehen aus Namen von Popsongs. Jede Handlung trägt ihr eigenes Klischee in sich.
Es ist ein ständiges Flackern zwischen Unruhe, Realität und Phantasie, zwischen Erinnerungszoom und Fremdprojektionen, aus dem sich ein Bild des Verhältnisses zwischen Gina und Seán zusammensetzt. Eines von vielen möglichen – schließlich ist alles, was hier erzählt wird, zunächst durch einen höchst unzuverlässigen und auch parteiischen Filter gegangen. Ob Seáns Ehefrau tatsächlich so unerträglich ist, wie er es angeblich geschildert hat, können wir nicht wissen (schließlich ist es nicht Seáns erster Seitensprung). Wir glauben es aber, weil Gina ein hohes Maß an sprachlicher Überzeugungskraft besitzt.
Wäre das alles, wäre es möglicherweise der Stoff für eine kurze Erzählung; ein Genre, das Anne Enright ausgezeichnet beherrscht. Doch die „Anatomie einer Affäre“ hat noch zwei weitere Ebenen, die recht geschickt miteinander verwoben sind. Zum einen protokolliert Enright ganz nebenher den Zusammenbruch der irischen Wirtschaft in den Jahren 2006 bis 2009 und ordnet ihre Figuren und deren mentale Dispositionen in das Szenario wachsender ökonomischer Zwänge ein. Zum anderen ist der Roman eine Reflexion über die Prüfungen der Institution Familie. Im Fall von Gina sind es die Erinnerungen an den alkoholkranken und patriarchalischen Vater und die Trauer um die vor kurzem verstorbene Mutter, die sie umtreiben; Seán wiederum hat eine an Epilepsie erkrankte Tochter, Evie, die im Verlauf der drei Jahre, auf die der Roman angelegt ist, eine zunehmende bedeutende Rolle spielt. Dass Enright in einer Art von psychologischem Kurzschluss den Vaterkomplex der Erzählerin und die Krankheitsgeschichte Evies miteinander verquickt, mag die einzige Sentimentalität sein, die sie sich gestattet.
Zu den Prüfungen gehört es auch zu akzeptieren, dass aus der bedingungslosen Leidenschaft einer improvisierten Affäre im Lauf der Zeit eine im Alltag routinierte und in ihren Erscheinungsformen ritualisierte Art der Beziehung werden muss. Man darf das trotzdem Liebe nennen. Exakt an diesem Punkt endet Ginas Erzählung, gerade rechtzeitig vor dem Umschlag in die bloße Abbildung des Banalen.
CHRISTOPH SCHRÖDER
ANNE ENRIGHT: Anatomie einer Affäre. Roman. Aus dem Englischen von Petra Kindler und Hans-Christian Oeser. Deutsche Verlagsanstalt, München 2011. 312 Seiten, 19,99 Euro.
Geschickt weitet die Autorin
die Ehebruchsgeschichte zu
einer grundsätzlichen Reflexion
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