"Anna Forster erinnert sich an die Liebe" ist ein Roman, der Alzheimer Demenz in den Fokus rückt, dabei aber nicht erdrückt, sondern auf liebevolle Art und Weise die verschiedenen Stadien der Erkrankung benennt und um eine Liebesgeschichte webt. Ich empfinde den Titel des Buches als sehr passend
ausgewählt.
In verschiedenen Perspektiven und diversen Rückblenden wird das Leben von Anna, dem…mehr"Anna Forster erinnert sich an die Liebe" ist ein Roman, der Alzheimer Demenz in den Fokus rückt, dabei aber nicht erdrückt, sondern auf liebevolle Art und Weise die verschiedenen Stadien der Erkrankung benennt und um eine Liebesgeschichte webt. Ich empfinde den Titel des Buches als sehr passend ausgewählt.
In verschiedenen Perspektiven und diversen Rückblenden wird das Leben von Anna, dem jungen Mann und auch Eve und ihrer Tochter Clementine berichtet. Eve hat alles verloren und steht vor einem großen Scherbenhaufen. Um ihre Tochter weiterhin zu versorgen, bewirbt sie sich in der Wohneinrichtung, in der Anna lebt. Anna hat Eve gleich zu Beginn um Hilfe gebeten und damit einiges losgetreten, denn Eve ist eine sehr empathische Person, an der das Leben der Bewohner nicht spurlos vorüber geht. Vielleicht ist es auch ihr eigenes Erleben, welches sie dahin führt ein Helfersyndrom zu entwickeln? Das schwere Päckchen welches Eve zu tragen hat, könnte mutlos machen, aber Eve schafft es eine Wende in ihrem Leben zu erreichen, auch wenn es den Verlust ihres vorherigen Reichtums, ihres Mannes, zum Teil ihrer Würde und ihres Freundeskreis betrifft. Sie hat viel verloren, aber sie gibt nicht kampflos auf, lässt sich demütigen,um ihrer Tochter das gewohnte Umfeld beibehalten zu lassen. Clementine bietet selbst eine große Angriffsfläche für Mobbing und Ausgrenzung. Es ist ein hartes Schicksal, welches verarbeitet werden muss und die Wahrheit über ihren Vater erdrückend, aber dieses starke furchtlose Mädchen lässt sich nicht entwürdigen, sondern schafft es, sich für mich zu meinem Lieblingscharakter des Romans zu entfalten. Clementine wertet das Buch definitiv auf.
Warum aber "Anna Forster erinnert sich an die Liebe"? Warum ein Roman, der Alzheimer Demenz in den Vordergrund rückt? Vielleicht, um uns dahin gehend zu sensibilisieren, dass es auch Fälle der Erkrankung gibt, die vor dem 65 Lebensjahr beginnt und eine junge Frau aus ihrer gewohnten Umgebung und ihren Fähigkeiten reißen kann? Ich finde es als sehr gelungen mich mit dieser Thematik auseinander zu setzen und zu erkennen, wie viel Potential und viele Momente des Erkennens vorhanden sind, bevor die Erkrankung Überhand nimmt. Die Wünsche des erkrankten Menschen sollten bestehen bleiben und nicht um Sorge um das Wohlergehen beschnitten werden. Natürlich bekommen wir ein Verständnis für Jacks Verhalten (Annas Zwillingsbruder), dennoch übernimmt er einfach zu viel Kontrolle, was bedeutet, dass er Anna nicht zu Wort kommen lässt und dadurch ihre Bedürfnisse nicht wahrnimmt. Eve ist es, die für Annas Wohlbefinden sorgt, was mich sehr beeindruckt. Auch wenn diese um ihren Job besorgt ist, nimmt sie Anna wahr und erkennt Dinge, die für andere zunächst unerkannt bleiben. Es zeigt sich, dass auch wenn das Gedächtnis nachlässt, die Liebe, das Gefühl von Geborgenheit bestehen bleibt. Liebe drückt sich nicht nur im sexuellen Bereich aus, sondern auch in einer Umarmung, einer Berührung oder die bloße Anwesenheit des geliebten Menschen.
Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an diesen besonders warmherzigen Roman, der mich berühren konnte und authentisch die Lebensgeschichten verschiedener Personen miteinander verknüpft hat.