Um die Nazi-Verbrechen zu dokumentieren, führte der ehemalige Lagerhäftling Hermann Langbein bereits sechs Jahre nach der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz zahlreiche Interviews mit anderen Überlebenden. Detailliert berichten die Zeitzeugen vom Aufbau des Lagers, von Selektionen, der Arbeit der Lagerärzte, der Vernichtung in Gaskammern, von Krematorien und dem Schicksal inhaftierter Kinder. Das Feature, das 1961 in Zusammenarbeit mit H. G. Adler entstand, ist ein bedeutendes Zeitdokument über die Präzision der Vernichtungsmaschine Auschwitz und die Systematik, mit der Juden von den Nationalsozialisten getötet wurden.UngekürztFeature mit Otto Wolken, Rudolf Vrba, Jehuda Bacon, Grete Salus3 CDs ca. 2 h 51 min
buecher-magazin.deEs ist unglaublich, welche Zeitdokumente erst Jahrzehnte später zutage gefördert werden. 70 Jahre nach der Befreiung des KZ Auschwitz zeigt dieses sensationelle Feature, dass das Medium Hörbuch viel mehr ist als vorgelesene oder akustisch gespielte Bücher. Zu hören sind Originaltöne von Lagerhäftlingen, die nur sechs Jahre nach der Befreiung vom Alltag im Vernichtungslager berichteten - von Selektionen, Gaskammern, Krematorien und inhaftierten Kindern, vom tödlichen Betrug durch "Entlausung" bis zur perfiden Arbeit der Lagerärzte. Wer meint, er habe schon alles über die grauenhaften Dimensionen dieser Maschinerie gesehen oder gelesen, wird aufs Neue erschüttert sein, weil die O-Töne jeden Hörer so eindringlich in eine unfassbare Welt mitnehmen. "Nebenbei hören" geht hier nicht. Zu verdanken haben wir diese Produktion von 1961 den damaligen Lagerhäftlingen Hermann Langbein und H. G. Adler, die später dem Internationalen Auschwitz-Komitee angehörten. Mit gelesenen Zeitzeugenberichten und den echten Interview-Aussagen zeichnen sie wahrhaftig eine akustische Topografie, für die man sich Zeit nehmen muss.
© BÜCHERmagazin, René Wagner (rw)
© BÜCHERmagazin, René Wagner (rw)
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Gegen Abstraktion und Erinnerungsroutine empfiehlt Wolfgang Schneider eindringlich dieses von den beiden ehemaligen Lagergefangenen H.G. Adler und Hermann Langbein für den WDR produzierte Hörfeature von 1961. Statt Gefühlsinszenierung bekommt Schneider hier eine von Hass und Polemik unverstellte Sicht auf die Torturen und Prozeduren der Entmenschlichung, den Schmutz und den Hunger in Auschwitz, berichtet von den durch die Autoren befragten Überlebenden. Die Zeitzeugenberichte wie auch die dazwischen montierten Aufzeichnungen von Kommandanten und Häftlingsärzten lassen Schneider erkennen, dass es bei den Tätern zwar durchaus ein Bewusstsein für die schlechte Tat gab, der Sadismus, ein grundsätzlich verlogener Ton und die Rituale des Vernichtens aber alles Menschliche überlagerten.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Das Grauen in Worte gefasst. Eine Pionierarbeit der Aufarbeitung.« Bayerischer Rundfunk