Ein Junge steigt in ein Boot mit einem Bären. Der Bär rudert los, schließlich ist er der Kapitän. Sie spielen „Ich sehe was, was Du nicht siehst.", doch die Motivwahl ist beschränkt (Meer, Himmel). Außerdem begegnen sie einem Seeungeheuer, einer Meerjungfrau und erleiden dreimal Schiffbruch ... Witzig und künstlerisch wertvoll interpretiert Rufus Beck das Kammerspiel zwischen Junge, Bär und Boot.
buecher-magazin.deEin Bär und ein Junge sitzen zusammen im Boot. Nur diese beiden Figuren und die Erzähler-Passagen spricht Rufus Beck. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe, wie der passionierte Stimmkünstler beispielhaft zeigt. Er charakterisiert die Figuren nicht nur stimmlich, sondern macht auch hörbar, wie sie sich im Laufe der Geschichte entwickeln und verändern: der brummige Bär, der erst wütend und dann niedergeschlagen klingt. Der Junge, dessen Stimme an Zuversicht und Selbstbewusstsein gewinnt.
"Bär im Boot" ist eine Geschichte mit minimalistischer Handlung. Zuerst will man sich langweilen, wie der Junge im Boot. Und dessen Versuch, sich die Zeit mit "Ich sehe was, was du nicht siehst" zu vertreiben, ist mitten im Blau von Meer und Himmel nicht eben von Erfolg gekrönt. Doch nach und nach lässt man sich auf die Langsamkeit der Handlung ein und lauscht auf die Zwischentöne. Denn selbst wenn ein Untier oder ein Geisterschiff auftaucht, geschieht das hier mit einer gewissen Beiläufigkeit.
Im Wesentlichen erzählt der Engländer Dave Shelton von Freundschaft, Vertrauen und der Kunst, die Dinge so zu nehmen, wie sie sind. Das klingt bei ihm witzig und kontemplativ zugleich.
© BÜCHERmagazin, Ann-Kathrin Maar (akm)
"Bär im Boot" ist eine Geschichte mit minimalistischer Handlung. Zuerst will man sich langweilen, wie der Junge im Boot. Und dessen Versuch, sich die Zeit mit "Ich sehe was, was du nicht siehst" zu vertreiben, ist mitten im Blau von Meer und Himmel nicht eben von Erfolg gekrönt. Doch nach und nach lässt man sich auf die Langsamkeit der Handlung ein und lauscht auf die Zwischentöne. Denn selbst wenn ein Untier oder ein Geisterschiff auftaucht, geschieht das hier mit einer gewissen Beiläufigkeit.
Im Wesentlichen erzählt der Engländer Dave Shelton von Freundschaft, Vertrauen und der Kunst, die Dinge so zu nehmen, wie sie sind. Das klingt bei ihm witzig und kontemplativ zugleich.
© BÜCHERmagazin, Ann-Kathrin Maar (akm)
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.10.2015GUT UND GÜNSTIG
Taschenbücher
„Vor ungefähr hundert Jahren passierte im Gebirge an der Grenze von Tibet etwas Schreckliches“, so beginnt die abenteuerliche Geschichte, die im Nachlass von Eva Ibbotson gefunden wurde. Es geht um Agatha, die Tochter eines Wissenschaftlers, die von einem Yeti-Vater geraubt und in ein verborgenes Tal gebracht wurde, wo sie drei mutterlose Yeti-Kinder versorgen sollte. Da Agatha die kleinen Geschöpfe und das idyllische Tal lieb gewann, wurde sie dort glücklich und vermisste ihre alte Welt nicht. Doch dann fallen Touristen im Himalaja ein und das Tal der Yetis wird entdeckt. Wie es nun den Kindern Con und Ellen gelingt, die seltenen Geschöpfe zu retten und sie zusammen mit Lady Agatha auf einer abenteuerlichen Reise durch Asien und Europa nach England zu bringen, erzählt die Autorin auf ihre ganz eigene Weise, eine Mischung aus spannender Handlung und viel Humor und mit liebenswerten Helden voller Mitgefühl. (ab 9 Jahre)
Eva Ibbotson: 5 Yetis suchen ein Zuhause. Aus dem Englischen von Peter Knecht. Mit Illustrationen von Jens Rassmus. Dtv junior (71654) 2015. 288 Seiten, 7,95 Euro.
Der Trend der letzten Jahre, Kinderbücher großzügig mit künstlerischen Illustrationen auszustatten, ist sehr erfreulich. Dave Sheltons Bär im Boot fällt schon durch sein Cover sofort ins Auge. Es wirkt ein bisschen abgegriffen und gebraucht und ist der alten Seekarte mit Längen- und Breitengraden entnommen, die in der Geschichte eine Rolle spielt. Die Blautöne der Originalausgabe sind für dieses Taschenbuch leider nicht übernommen worden, doch auch in Schwarz-Weiß übermitteln die Illustrationen die verschiedenen Stimmungen des Jungen an Bord des kleinen Bootes mitten im nassen Nirgendwo sehr gut.
Der namenlose Junge ist zu einem Bären in ein Boot namens Harriet gestiegen und will von diesem „auf die andere Seite“ gerudert werden. Doch das andere Ufer ist nicht zu sehen und die Überfahrt scheint viel zu lange zu dauern. Aber der Bär macht einen beruhigenden Eindruck, und der Junge schläft ein. Als er aufwacht und immer noch kein Ufer in Sicht ist, wird ihm doch ein bisschen bange. Der Bär beruhigt ihn, kocht Tee und versucht seinen kleinen Gast mit Spielen abzulenken. So treiben sie auf dem Wasser, kommen in einen dramatischen Sturm, werden von einem unheimlichen Seeungeheuer bedroht, entern ein Geisterschiff und verlieren am Ende die Harriet. Da ist der Bär zum ersten Mal verzagt, und der Junge übernimmt das Kommando. Die Rollen werden vertauscht.
Es ist ein philosophisches, verrätseltes und poetisches Märchen, das in Ingo Herzke den idealen Übersetzer gefunden hat. Es erzählt die leise Geschichte zweier Geschöpfe, die aufeinander angewiesen sind und einander helfen. „Danke, dass du mich über Wasser gehalten hast“, sagte der Bär. „Gern geschehen“, sagte der Junge. (ab
9 Jahre)
HILDE ELISABETH MENZEL
Dave Shelton: Bär im Boot. Aus dem Englischen von Ingo Herzke. Carlsen Taschenbuch ( 1473) 2015. 304 Seiten, 7,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Taschenbücher
„Vor ungefähr hundert Jahren passierte im Gebirge an der Grenze von Tibet etwas Schreckliches“, so beginnt die abenteuerliche Geschichte, die im Nachlass von Eva Ibbotson gefunden wurde. Es geht um Agatha, die Tochter eines Wissenschaftlers, die von einem Yeti-Vater geraubt und in ein verborgenes Tal gebracht wurde, wo sie drei mutterlose Yeti-Kinder versorgen sollte. Da Agatha die kleinen Geschöpfe und das idyllische Tal lieb gewann, wurde sie dort glücklich und vermisste ihre alte Welt nicht. Doch dann fallen Touristen im Himalaja ein und das Tal der Yetis wird entdeckt. Wie es nun den Kindern Con und Ellen gelingt, die seltenen Geschöpfe zu retten und sie zusammen mit Lady Agatha auf einer abenteuerlichen Reise durch Asien und Europa nach England zu bringen, erzählt die Autorin auf ihre ganz eigene Weise, eine Mischung aus spannender Handlung und viel Humor und mit liebenswerten Helden voller Mitgefühl. (ab 9 Jahre)
Eva Ibbotson: 5 Yetis suchen ein Zuhause. Aus dem Englischen von Peter Knecht. Mit Illustrationen von Jens Rassmus. Dtv junior (71654) 2015. 288 Seiten, 7,95 Euro.
Der Trend der letzten Jahre, Kinderbücher großzügig mit künstlerischen Illustrationen auszustatten, ist sehr erfreulich. Dave Sheltons Bär im Boot fällt schon durch sein Cover sofort ins Auge. Es wirkt ein bisschen abgegriffen und gebraucht und ist der alten Seekarte mit Längen- und Breitengraden entnommen, die in der Geschichte eine Rolle spielt. Die Blautöne der Originalausgabe sind für dieses Taschenbuch leider nicht übernommen worden, doch auch in Schwarz-Weiß übermitteln die Illustrationen die verschiedenen Stimmungen des Jungen an Bord des kleinen Bootes mitten im nassen Nirgendwo sehr gut.
Der namenlose Junge ist zu einem Bären in ein Boot namens Harriet gestiegen und will von diesem „auf die andere Seite“ gerudert werden. Doch das andere Ufer ist nicht zu sehen und die Überfahrt scheint viel zu lange zu dauern. Aber der Bär macht einen beruhigenden Eindruck, und der Junge schläft ein. Als er aufwacht und immer noch kein Ufer in Sicht ist, wird ihm doch ein bisschen bange. Der Bär beruhigt ihn, kocht Tee und versucht seinen kleinen Gast mit Spielen abzulenken. So treiben sie auf dem Wasser, kommen in einen dramatischen Sturm, werden von einem unheimlichen Seeungeheuer bedroht, entern ein Geisterschiff und verlieren am Ende die Harriet. Da ist der Bär zum ersten Mal verzagt, und der Junge übernimmt das Kommando. Die Rollen werden vertauscht.
Es ist ein philosophisches, verrätseltes und poetisches Märchen, das in Ingo Herzke den idealen Übersetzer gefunden hat. Es erzählt die leise Geschichte zweier Geschöpfe, die aufeinander angewiesen sind und einander helfen. „Danke, dass du mich über Wasser gehalten hast“, sagte der Bär. „Gern geschehen“, sagte der Junge. (ab
9 Jahre)
HILDE ELISABETH MENZEL
Dave Shelton: Bär im Boot. Aus dem Englischen von Ingo Herzke. Carlsen Taschenbuch ( 1473) 2015. 304 Seiten, 7,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de